Wen die Sehnsucht besiegt
gefallen. « »Dir auch nicht«, entgegnete Frances.
Zögernd schüttelten sie einander die Hände und ließen sich sofort wieder los. Das Abkommen war geschlossen.
6
Jamie war schlecht gelaunt.
Zu Hause, wo er mit seinen Schwestern gescherzt und gelacht hatte, war ihm die Idee, eine reiche junge Frau zu erobern, großartig erschienen. Allzulange würde er’s nicht mehr ertragen, in Gasthäusern voller Flöhe auf dem Fußboden zu schlafen. Außerdem wollte er die Ländereien zurückkaufen, die sein Vater und Edward verschleudert hatten. Dazu brauchte er Geld. Also war er zu der Ansicht gelangt, sämtliche Probleme ließen sich lösen, wenn er das Herz einer Erbin gewann, die ihren Vater bitten würde, ihn heiraten zu dürfen, statt des vorgesehenen Bräutigams.
Natürlich glaubte er in seiner Eitelkeit, mit ihm würde das Mädchen eine viel bessere Wahl treffen. Er entstammte einer alten, angesehenen Familie, und seine Adelstitel machten den Geldmangel ganz sicher wett.
Am letzten Abend hatte er einigen Kindern einen halben Penny gegeben, mit dem Auftrag, Gänseblümchen zu sammeln, die als Futter eines Umhangs dienen würden. Seither plagte ihn sein Gewissen. Perkin Maidenhall hatte ihn angeheuert, weil er ihm vertraute. Seine Tochter sollte vor Feinden geschützt und nicht umgarnt werden.
Wie kann ich den beiden so was antun, fragte sich Jamie. An seinem Erfolg zweifelte er nicht. Trotz seiner geheuchelten Bescheidenheit wußte er, wie er auf die Frauen wirkte. Aber jedesmal, wenn er sich ausmalte, wie er die schöne Frances umwerben würde, tauchte die hübsche kleine Axia vor seinem geistigen Auge auf. Er erinnerte sich an ihre Brüste, die er an seinem Arm gespürt hatte, an ihren abweisenden Blick. Vielleicht war es gerade das, was ihm an ihr gefiel. Sein gutes Aussehen betörte sie nicht. Stolz hatte sie die Schultern gestrafft, um zu bekunden: Auch ich bin was wert!
Allein schon der Gedanke an Axia beschwor ein Lächeln herauf, das sofort wieder erlosch. Wie sollte er wochenlang mit ihr durchs Land reisen, während er die Liebe der Maidenhall-Erbin zu gewinnen suchte? Was natürlich ehrlos war, weil er sie nicht liebte und vermutlich niemals lieben würde. Zudem wurde sie von ihrem Verlobten erwartet und…
»Verdammt, was ist denn das? « Er saß auf seinem Pferd, blinzelte und rieb sich die Augen. Unmöglich… Sicher spielte ihm das schwache Licht der Morgendämmerung einen Streich. Immerhin war er fast die ganze Nacht wach geblieben, um einige Dorfbewohnerinnen zu beaufsichtigen, während sie zahllose Gänseblümchen in einen Umhang (den er sich kaum leisten konnte) genäht hatten. Nun lag dieser Umhang, mit ein paar hundert Gänseblümchen gefüttert und sorgfältig verpackt im Wagen, bei den Sachen, die Jamie und seine Gefolgsmänner auf der Reise benötigen würden. Langwierig und mühsam hatte er sich auf die Begegnung mit der Erbin vorbereitet.
Als er jetzt den Hügel überquerte, glaubte er nicht, was er sah.
»Wie viele sind das? « fragte Thomas, der neben ihm ritt. »Ich zähle acht«, antwortete Rhys, an Jamies anderer Seite. »Ein Wanderzirkus… «
»Wie soll ich sie denn beschützen? « würgte Jamie hervor. Vor den steinernen Mauern, die das reiche Mädchen bewachten, warteten acht Wagen. Keine gewöhnlichen Wagen. Sechs bestanden aus massiven Eichenbrettern, von dicken Eisenbändern zusammengehalten. Auf dem Holz prangte der Name »Maidenhall«, in großen Lettern. Schatztruhen auf Rädern. Hätte der Brautvater einen Trompeter engagiert, der verkünden sollte, welche Kostbarkeiten durchs Land befördert wurden, wäre es nicht auffälliger gewesen.
Die beiden anderen Wagen, rot und golden gestrichen, schmückten sich mit geschnitzten Engeln und bestickten Vorhängen. Im Heiligen Land hatte Jamie viel dezentere Wagen gesehen, in denen Sultansfrauen umhergefahren wurden. Nichts konnte deutlicher zeigen, daß die Maidenhall-Erbin mit der Mitgift zu ihrem Bräutigam reisen würde.
»Sicher werden wir alle Diebe des Königreichs anlocken«, meinte Thomas.
»Und jeden Jüngling, der nach der schönen Maid schmachtet«, ergänzte Rhys, fing einen Blick von Jamie auf und räusperte sich. »Oh, ich wollte nicht… «
»Eines Tages wirst du noch über deine spitze Zunge stolpern, Rhys«, warnte Jamie und spornte sein Pferd an. Bevor Thomas ihm folgte, neigte er sich zu Rhys hinüber. »Heute ist er in miserabler Stimmung. Halten wir lieber den Mund. «
»Wahrscheinlich quält ihn
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