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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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gesehen? « fragte einer, viel zu dicht an Jamies Ohr. »Dieses Monstrum mit der häßlichen Fratze? «
    Jamie drehte sich nicht um. Das wagte er nicht. Manche Leute nannten auch Berengaria einen Krüppel.
    »Wenn er rauskommt, muß ich mich zusammennehmen, damit ich mein Frühstück bei mir behalte. « Auch dieser Scherz wurde mit schallendem Gelächter belohnt.
    »Der darf uns nicht begleiten, sonst wird mir jeden Tag schlecht. «
    »Wir sollten ihn den Hunden zum Fraß vorwerfen, so wie die elenden Bettler und die Blinden. «
    Soeben hatte Jamie noch gegen das Tor gehämmert. Nun drehte er sich blitzschnell um und schlug den Mann nieder, der zuletzt gesprochen hatte, stellte einen Fuß auf seinen Hals und hielt dem zweiten sein Schwert an die Kehle. Blitzschnell waren seine Gefolgsleute hinzugesprungen. Thomas bedrohte den dritten Burschen mit einem Dolch, Rhys kümmerte sich um den Mann, der am Boden lag. »Verschwindet, alle drei! « stieß Jamie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »bevor ich Euer Blut fließen lasse, aus reiner Mordlust! « Wilde Rachsucht funkelte in ihren Augen, und er wußte, daß er in den nächsten Tagen seine Rückendeckung nicht vernachlässigen durfte. Aber dann rannten sie fluchend davon.
    »Und wie wollen wir jetzt die Wagen bewachen, ohne diese Burschen? « Erbost schob Thomas seinen Dolch in die Scheide. Er hatte den Männern zugehört und - sobald von Blinden die Rede gewesen war - geahnt, was geschehen würde.
    »Was machen wir mit dem Jungen? « Auch Rhys ärgerte sich über Jamies Verhalten. »Wenn wir Frauen beschützen müssen, können wir keine Kinder gebrauchen. «
    Plötzlich lag er flach auf dem Rücken, und das alte, rostige Schwert berührte seine Kehle. »Soll ich ihn töten, Mylord? « fragte der Junge.
    Obwohl Rhys die Situation nicht komisch fand, amüsierten sich Thomas, Jamie und die Fahrer, die diese abwechslungsreichen Szenen neugierig beobachtet hatten, köstlich und ungeniert. Als er sich bewegte, um anzudeuten, er würde dem kleinen Kerl eine Lektion erteilen, hob Jamie beschwichtigend eine Hand. »Wie heißt du? «
    »Smith, Sir. « »Hast du schon einmal gekämpft? « Jamie wußte, daß dies nicht zutraf, doch er wollte die Wahrheitsliebe des Jungen prüfen.
    Zunächst entstand der Eindruck, der Junge würde eine dramatische Geschichte erfinden. Aber dann grinste er, und sein Gesicht wirkte so nett und bescheiden wie die Gänseblümchen, die das Geschenk für Frances schmückten. »Nein, Sir, ich habe meinem Vater auf der Farm geholfen. Das war alles. «
    Thomas und Jamie grinsten, und Rhys, der inzwischen aufgestanden war, lächelte beinahe. Nachtragend war er noch nie gewesen, und der Junge hatte seinen Mut sehr eindrucksvoll bewiesen.
    »Gut, wir nehmen dich mit«, verkündete Jamie, befahl dem Jungen, den Umhang aus dem Wagen zu holen, und wandte sich wieder zum Eingang.
    Gerade als er den Glockenstrang ergreifen wollte, schwangen die Torflügel auf, und da stand das »Monstrum«, das die drei Schurken erwähnt hatten - ein junger Mann mit kraftvollem Oberkörper und verkrüppelten Beinen. Über die linke Wange und den Hals zogen sich lange zickzackförmige Narben, so daß sein Gesicht einer grotesken Karikatur glich. Nachdem die Schnittwunden entstanden waren, hatte man offenbar irgendeine Essenz hineingeträufelt, damit sie für immer gerötet blieben. Und er war wohl kaum mit diesen verunstalteten Beinen zur Welt gekommen.
    Alle, die hinter Jamie standen, wichen zurück. Aber er fragte, ohne mit der Wimper zu zucken: »Wie lautet Euer Name? «
    »Tode. « Furchtlos erwiderte der junge Mann seinen Blick. Er wußte, was soeben geschehen war, und hatte die Gespräche belauscht.
    »Und Euer richtiger Name? « Jamie runzelte die Stirn und entsann sich, wie oft er schon die Fäuste benutzt hatte, um den Leuten klarzumachen, Berengaria würde nicht die »Blinde« heißen.
    Danach hatte man Tode noch nie gefragt. Als einziges Zugeständnis an seine Eitelkeit buchstabierte er den Namen, den sein Vater ihm gegeben hatte - Toad, was »Kröte« bedeutet - etwas anders. »Das weiß ich nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß, »aber Tode klingt gut genug. « Dann humpelte er beiseite und ließ die Männer eintreten. Als Jamie an ihm vorbeiging, drückte er beruhigend seine Schulter. Mit dieser Geste gewann er für alle Zeiten Todes treue Ergebenheit. Nur Axia pflegte ihn zu berühren, wenn auch sehr selten. Von einem Mann war er noch nie so

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