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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sein Gewissen«, murmelte Rhys, dann sprengte auch er den Hang hinab.
    Es fiel Jamie tatsächlich schwer, seinen Zorn zu bezähmen. Natürlich war Maidenhall nur ein Kaufmann - schwer-reich, aber eben nur ein Kaufmann, der nichts von Kriegskunst und Strategien wußte. Aber sein einziges Kind quer durch England zu schicken, mit einer Wagenkolonne, die geradezu nach Geld stank - davor mußte sogar der dümmste Zivilist zurückschrecken.
    Allmählich ging die Sonne auf, und in ihrem Licht beobachtete Jamie, wie einige Männer erwachten. Vermutlich die Fahrer. Wo steckten die Wachtposten? Nicht einmal Maidenhall konnte erwarten, daß drei Männer genügten, um eine solche Karawane zu schützen.
    Bald entdeckte Jamie die Wächter. Drei riesige Männer traten aus dem Schatten der Vehikel, streckten sich gähnend und erregten sofort sein Mißfallen. Offenbar war Maidenhall einem weit verbreiteten Irrtum erlegen. Er verwech selte Größe mit Kraft. Aber wenn man Männer anheuerte, durfte man sie nicht so beurteilen wie das Fleisch, das man beim Schlachter kaufte - nach ihrem Gewicht. Diese drei Burschen waren ebenso hoch gewachsen wie Jamie, wogen aber nur die Hälfte. Und ihre trägen Bewegungen wiesen auf mangelnde Leistungsfähigkeit hin.
    Da mache ich nicht mit, dachte er, wußte aber, daß er sich selbst belog. Hatte Maidenhall in seinem Brief - persönlich waren sie einander nie begegnet - nicht betont, er engagiere Montgomery, weil er sich auf ihn verlassen könne? Genügte es nicht, daß Jamie das Vertrauen des Mannes mißbrauchen würde, indem er dessen Tochter zu betören suchte? Wenn er sie jetzt mitsamt ihren fahrbaren Schatztruhen im Stich ließ, wären die Gewissensbisse unerträglich.
    »James Montgomery«, stellte er sich vor, während er vom Pferd stieg. Wie erwartet, starrten ihn die drei Männer unverschämt an. Er unterdrückte einen Seufzer. Diese Blicke bestätigten seine Befürchtung, er würde den Kerlen erst einmal klarmachen müssen, wer hier die Befehle erteilte. »Seid Ihr nur zu dritt? «
    »Bisher hat sich niemand darüber beklagt«, ächzte einer der Männer. »Und normalerweise braucht man nur einen Wachtposten. « Er schaute seine Gefährten an, die selbstgefällig grinsten.
    Saft-und kraftlos, dachte Jamie. Und nichts im Hirn. »Außerdem sind wir zu viert«, erklärte ein anderer und verzog höhnisch die Lippen. »Den da habt Ihr übersehen. « Alle drei brachen in wieherndes Gelächter aus, entzückt von diesem geistreichen Witz.
    Endlich konnte sich einer der Burschen beruhigen und einen Zeigefinger ausstrecken. »Das ist der vierte. «
    Ein paar Schritte entfernt, stand ein großer, dünner, unscheinbarer Junge. Das Schwert an seiner Seite sah so aus, als hätten es die alten Römer nach England gebracht. Schüchtern lächelte er Jamie an, der seufzend die Schultern ruckte. Dann ging er zu dem Baum, wo Thomas und Rhys warteten.
    Thomas hob die Brauen, und Jamie erklärte: »Wir werden die Wagen tarnen, so gut es geht. Um diese Karawane zu schützen, würde ich hundert Soldaten brauchen, nicht diese faule Bande. Die werde ich möglichst bald zum Teufel schicken. Aber vorerst müssen wir die drei ertragen. « »Und der Junge? « fragte Thomas.
    »Schick ihn zu seiner Mutter zurück und sprich mit den Fahrern. Und du, Rhys, wirst dich nicht mit diesen Angebern prügeln und dein wildes Temperament ausnahmsweise zügeln. «
    Rhys warf Jamie einen vorwurfsvollen Blick zu, aber er nickte. Auch er hatte die Männer auf Anhieb unsympathisch gefunden, und es juckte ihn in den Fingern, alle drei ein bißchen zurechtzustutzen.
    »Kaufmänner! « murmelte Jamie verächtlich und kehrte zu den Wagen zurück. Das Tor in der Mauer war immer noch verschlossen, und er zog am Glockenstrang. Als sich niemand blicken ließ, läutete er ein zweites Mal, wieder ohne Erfolg. Wie er ärgerlich feststellte, standen die drei Männer hinter ihm und warfen sich in die Brust. Offensichtlich wollten sie ihre Überlegenheit demonstrieren.
    »Wir müssen Euch vor diesem Biest warnen«, verkündete einer der Kerle.
    Für alberne Spiele fand Jamie keine Zeit. »Öffnet das Tor! « brüllte er. Wie sollte er eine hilflose Frau beschützen, die von kostbaren Schätzen umgeben war? Aus allen Richtungen würden die Diebe herbeieilen. Wenn Axia etwas zustieß - nein, verbesserte er sich, Frances, der Erbin?
    In seine eigenen Gedanken versunken, hörte er kaum, was die Männer hinter ihm redeten.
    »Habt Ihr den Krüppel schon

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