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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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freundschaftlich angefaßt worden.
    Nun beeilte er sich, um mit dem langbeinigen Jamie Schritt zu halten. Auch er spürte die schlechte Laune des Lords, die er ihm nicht verübeln konnte. Eine Reise quer durch England mit diesen protzigen Wagen, die den Namen Maidenhall trugen, war kein Kinderspiel. Sicher würde Axia in ständiger Gefahr schweben - nein, Frances, der jetzt die Rolle der Erbin zufiel. Tode unterdrückte ein Stöhnen. Natürlich hatte Axia alle Leute, die auf dem Landsitz lebten, großzügig bezahlen müssen, damit sie die echte Maidenhall-Erbin nicht verrieten. Aber glücklicherweise mußten sie das Geheimnis nur ein paar Stunden lang bewahren, bis sie das Anwesen für immer verließen.
    Frances wartete im Salon neben der Eingangshalle. Als Jamie vor der Tür innehielt, bekämpfte er seine Erregung. Schuldgefühle und Angst um die Sicherheit der jungen Frau erfüllten ihn. Was immer geschehen mochte, er würde sie gut behandeln. Das gelobte er sich inbrünstig.
    Sie stand vor einer Wand, die mit schönen Szenen aus griechischen Sagen bemalt war, und angesichts ihrer Schönheit mußte er lächeln.
    Aber es war kein bewunderndes, sondern ein spöttisches Lächeln, denn sie glich der Parodie, die Joby zum besten gegeben hatte. Ihr Kleid aus dunkelgrünem Samt mußte ungefähr soviel wiegen wie ein kleines Pony. Üppige goldene Stickereien versteiften das Oberteil. Auf dem weißen Busenansatz schimmerten Smaragde, und falls die riesigen ovalen Perlen an den zarten Ohren echt waren, konnte man mit ihrem Gegenwert ein ganzes Kriegsheer ausrüsten. Ein funkelndes juwelenbesetztes Netz umgab ihr Haar.
    »Lord Montgomery… « Sie reichte ihm ihre Hand, die er ehrerbietig küßte. An jedem Finger steckte ein Ring. »Ihr werdet mich also zu meinem Verlobten eskortieren. « »Wenn Ihr es gestattet. « Er holte ein Dokument unter den Falten seines Umhangs hervor, aber als Frances danach griff, zog er es hastig zurück. Schreckliche Verlegenheit trieb ihm das Blut in die Wangen. »Darf ich vorlesen, was mir Euer Vater geschrieben hat? >Montgomery, ich möchte Euch beauftragen…
    Sie hob eine Hand. »Vielleicht sollte ich den Brief selbst lesen. «
    Verwirrt hob er die Brauen. »Ihr könnt lesen? « Alle Anwesenden zuckten zusammen und starrten ihn an. »Nun, ich meine… «, fügte er hinzu und räusperte sich. »Natürlich wollte ich Euch nicht kränken. Man sagte mir… « Doch er wurde von Axia unterbrochen, die neben ihrer Kusine stand. »Meine Liebe, er findet es unglaublich, daß eine so schöne Frau wie du lesen kann. Das erscheint ihm genauso, als wäre eine Perle von Diamanten umhüllt. Ist es nicht so, Mylord? « Sie war kleiner als Frances und viel schlichter gekleidet - ein Sperling neben einem exotischen Vogel. Aber das braune Kleid mit der weißen Stickerei an den Ärmeln ließ ihre Augen heller strahlen als die Juwelen der Erbin.
    Mit einem vernichtenden Blick gab er ihr zu verstehen, was er von ihrer Lüge hielt. Und dann dachte er an den Umhang. Zweifellos haßte Frances Gänseblümchen. Eine Frau, die sich so erlesen kleidete, würde diese schlichten Blumen nur verachten. Andererseits - welche Frau würde Blumen verabscheuen? Und er besaß nichts anderes, was er ihr geben konnte. Besser ein unpassendes Geschenk als gar keins.
    »Mistress Maidenhall«, begann er, lächelte liebenswürdig und ignorierte Axias ironische Miene, »ich habe ein Geschenk für Euch. «
    »Tatsächlich? « Frances schien sich ehrlich zu freuen, und das verblüffte ihn. Die Maidenhall-Erbin mußte doch täglich Geschenke erhalten.
    Am liebsten hätte er den höhnischen Ausdruck von Axias Gesicht gewischt. »Oh, es ist nichts Besonderes. Nur eine bescheidene Gabe für die Schönste aller Schönen. «
    »Nun bin ich wirklich neugierig! « rief Frances entzückt. »Darf ich das Geschenk sehen? «
    »Noch nicht. Erst müßt Ihr die Augen schließen. «
    »O ja. « Glückselig gehorchte sie.
    Jamie bedeutete Smith, der den Umhang über dem Arm trug, den Raum zu betreten, und drapierte den roten Samt zärtlich um Frances’ Schultern. Viele hundert Gänseblümchen schmiegten sich an ihren Körper. Dann zog er ihr die Kapuze über den Kopf, und die Blumen umrahmten ihr Gesicht. Als er die komplizierten Häkchen unter ihrem Kinn schloß, holte sie tief Atem. Da fing es in ihrem Hals zu jucken an.
    »Jetzt könnt Ihr die Augen öffnen. « Jamie trat zurück, damit die anderen sie betrachten konnten - eine mystische

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