Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch
blitzten triumphierend.
21.00 Uhr Endlich Zeit für meine Biologie-Studien! Die sindmir vor lauter Rosalie ganz aus dem Blickfeld geraten. Mein Bücherstapel hat schon eine imponierende Höhe erreicht. Aber nicht für die Schule, fürs Leben lerne ich.
22.00 Uhr Oha! Bin gerade auf eine sehr interessante Studie gestoßen! In mir reift ein neuer Plan! Muss sofort Tom anrufen!
Betreff: Entwarnung!
Datum: 26.05., 22:05 Uhr
Von: Tom Barker
An: Felix von Winning
Hi du Ei!
Nee, bis jetzt weiß Lilia nichts. Dana und Maiken haben mir geschworen, dass sie ihr nichts erzählen. Und Benny hält bestimmt die Klappe. Ist ja voll peinlich für den, lässt sich da von mir wegschubsen, obwohl er ganz heiß auf einen Kuss ist. Darüber will er bestimmt nicht mit ihr diskutieren.
Eine undichte Stelle könnte Jakob sein. Schon möglich, dass er es ihr erzählt, einfach, um herauszufinden, was sie dazu sagt. So kann der sein. Außerdem zeigt er seit der Kusswette ein auffälliges Interesse an Lilia. Irgendetwas hat sein Jagdfieber geweckt. Und dann ist da natürlich noch ihr Bruder, den ich überhaupt nicht einschätzen kann. Vielleicht hält er es für seine brüderliche Pflicht, ihr die Wahrheit zu sagen. Wenn er es aber nicht gleich getan hat, tut er es vielleicht auch nicht mehr, oder?
Ich fühl mich schon wieder besser. Nicht nur, weil die Sache noch nicht aufgeflogen ist, sondern auch, weil Lilia Benny heute in der Schule überhaupt nicht beachtet hat, obwohl der sich echt an sie rangewanzt hat. Oh, Telefon! Bye du Ei! Gleich kommt Teil zwei.
Tom
Betreff: Das glaub ich nicht!
Datum: 26.05., 22:40 Uhr
Von: Tom Barker
An: Felix von Winning
Uff.
Was war das denn?
Lilia! Sie wollte mich um einen Gefallen bitten.
Sitzt du? Nicht, dass du der Länge nach hinknallst und deine Therapeuten wieder von vorn anfangen müssen!
Lilia will, dass ich sie anbaggere. Ja! Richtig gelesen!
Ich soll so tun, als wäre ich total in sie verknallt. Sie hat nämlich in einem Bio-Buch gelesen, dass Wühlmausmännchen mehr Testosteron produzieren, wenn sie bei der Balz um ein Weibchen Konkurrenz haben. Und seit Lilia ein Bio-Referat über das Balzverhalten von Tieren macht, überträgt sie solche wissenschaftlichen Erkenntnisse auf Menschen. Auf gut Deutsch: Männer regt es angeblich hormonell an, wenn sie im Rudel um ein Weibchen balzen. Sie wollen es mit aller Kraft erobern, wenn sie Mitbewerber haben. Und die reizende Lilia will jetzt ihre Balzchancen erhöhen. Ich soll künstlich für Konkurrenz sorgen und die anderen damit aufheizen!
Ich fasse es nicht!
So tun, als wäre ich verknallt??? Wenn die wüsste.
Ja klar, ich sehe auch, wie krass sie sich da gerade benimmt. Ein kühler Beobachter wie du wird sich bestimmt fragen, warum ich von ihr so hin und weg bin.
Und weißt du was?
Genau deswegen! Dieses Lilia-Chaos ist es. Ich brauch das.
Oh ja, ich werde um sie balzen. Aber ihre Balzchancen werde ich nicht erhöhen, ich werde sie senken. Auf null. Ich schwöre es dir! Und dann werde ich meine ultimative Balzshow abziehen und ihren Puls in ungeahnte Höhen treiben.
Bald mehr von
Tom, dem Wühlmausmännchen
Freitag, 27. Mai
Ein amerikanischer Psychologe will herausgefunden haben, warum Männer früher sterben als Frauen: weil sie balzen. Männchen, egal ob Tier oder Mensch, verhalten sich im Liebesrausch so hirnlos, dass sie Leib und Leben riskieren. Bären zum Beispiel können bei der Partnersuche zum Problembär werden und müssen erschossen werden. Au weia! Und ich hab Tom zur Balz überredet.
7.45 Uhr Reli . Tom!!! Wer hätte das gedacht? Heute früh bin ich fast aus den Latschen gekippt, als ich sah, was er über Nacht ausgeheckt hatte.
Um kurz nach sieben stand ich wie jeden Morgen vor dem Spiegel an der Garderobe und kontrollierte meine Frisur ein letztes und noch ein allerletztes Mal. Pferdeschwanz oder nicht – das war hier die Frage. Ich konnte mich aber nicht auf die Antwort konzentrieren, denn draußen hörte ich ein dumpfes Grollen.
Ein Gewitter? Normalerweise zwitschern um diese Zeit nur ein paar Vögel. Ich spähte durchs Flurfenster: Kein einziges Wölkchen, der Himmel war blau. Und dann hätte ich vor Schreck fast das Haargummi verschluckt, das ich mir zwischen die Zähne geklemmt hatte. Da, wo sonst Tom auf seinem Fahrrad auf mich wartete, stand eine schwarz-orangefarbene Riesenheuschrecke. Nein, ein Motorrad. Es knatterte und
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