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Wendekreis des Krebses

Wendekreis des Krebses

Titel: Wendekreis des Krebses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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weißt du! Sie hatte Falten im Gesicht, die bei Tageslicht viel deutlicher zu sehen sein werden. Ich nehme an, sie will, daß ich sie am Dienstag ficke. Am Tage ficken – das macht man nicht mit so einer Pritsche. Besonders in so einem Hotel. Ich täte es lieber an meinem freien Abend … aber am Dienstag habe ich nicht frei. Und das ist noch nicht alles. Ich versprach ihr einen Brief in der Zwischenzeit. Wie soll ich ihr jetzt einen Brief schreiben? Mir fällt einfach nichts ein … Scheiße! Wenn sie nur zehn Jahre jünger wäre. Meinst du, ich soll mit ihr nach Borneo oder wo sie mich sonst hinbringen will? Was tätest du an meiner Stelle mit so einer reichen Pritsche am Bein? Ich kann nicht schießen. Ich habe Angst vor Gewehren und allen solchen Sachen. Nebenbei wird sie wollen, daß ich sie Tag und Nacht ficke … in einer Tour jagen und ficken … das kann ich nicht.»
    «Vielleicht wird es nicht so schlimm, wie du glaubst. Sie kauft dir Krawatten und alles mögliche.»
    «Vielleicht kommst du mit, was? Ich habe ihr alles von dir erzählt …»
    «Hast du ihr gesagt, daß ich arm bin? Daß ich Sachen brauche?»
    «Ich habe ihr alles erzählt. Scheiße, alles wäre gut, wenn sie nur eben ein paar Jahre jünger wäre. Sie sagt, sie ginge an die vierzig. Das heißt an die fünfzig oder sechzig. Es ist, als ginge man mit seiner eigenen Mutter ins Bett … das kann man nicht machen … es ist unmöglich.»
    «Aber sie muß gewisse Reize gehabt haben … Du hast ihre Brüste geküßt, sagtest du.»
    «Ihre Brüste geküßt … was ist das schon? Außerdem war es dunkel, wie ich dir gesagt habe.»
    Als er seine Hose anzieht, springt ein Knopf ab.
    «Sieh dir das bloß an. Der verdammte Anzug geht aus dem Leim. Ich trage ihn jetzt schon sieben Jahre … Habe ihn nebenbei nie bezahlt. Es war einmal ein guter Anzug, aber jetzt ist es ein Fetzen. Und diese Pritsche würde mir höchstwahrscheinlich auch Anzüge kaufen, wenn ich wollte. Aber gerade das mag ich nicht, wenn eine Frau für mich blecht. Hab das mein ganzes Leben nicht getan. Das ist dein Einfall. Ich lebe lieber allein. Scheiße, das hier ist ein anständiges Zimmer, oder nicht? Was fehlt daran? Es ist verdammt erfreulicher als ihres. Ich mag ihr vornehmes Hotel nicht. Ich bin gegen solche Hotels. Ich sagte ihr das. Sie behauptete, es sei ihr gleich, wo sie wohne … sagte, sie werde kommen und bei mir wohnen, wenn ich wollte. Kannst du dir vorstellen, wie sie hier einzieht mit ihren großen Koffern, ihren Hutschachteln und all dem Zeug, was sie mit sich herumschleppt? Sie hat zu viele Sachen – zu viele Kleider und Flaschen und all das. Ihr Zimmer ist wie eine Klinik. Wenn sie sich einen kleinen Kratzer am Finger zuzieht, ist es eine große Sache. Und sie muß massiert werden, und ihr Haar muß onduliert werden, und sie darf dies nicht essen und darf jenes nicht essen. Hör zu, Joe, sie wäre ganz recht, wenn sie nur ein bißchen jünger wäre. Man kann einer jungen Pritsche alles verzeihen. Eine junge Pritsche braucht keinen Verstand zu haben. Sie sind besser ohne Verstand. Aber eine alte,, sogar wenn sie geistreich, sogar wenn sie die bezauberndste Frau der Welt ist, es hilft alles nichts. Eine junge ist eine gute Investition; eine alte ein glatter Verlust. Alles, was sie für einen tun können, ist, daß sie einem Sachen kaufen. Aber das bringt kein Fleisch auf ihre Arme oder Saft zwischen die Beine. Irène ist nicht übel. Tatsächlich, ich glaube, du würdest sie mögen. Bei dir ist das anders. Du brauchst sie nicht zu ficken. Du kannst es dir leisten, sie zu mögen. Vielleicht wären dir diese vielen Kleider und Flakons und Gott weiß was alles zuwider, aber du würdest es hinnehmen. Sie würde dich nicht langweilen, das kann ich dir sagen. Sie ist sogar interessant, möchte ich behaupten. Aber sie ist verwelkt. Ihre Brüste sind noch gut – aber ihre Arme! Ich sage ihr, ich würde dich mal mitbringen. Ich habe viel von dir erzählt … Ich wußte nicht, worüber ich sonst sprechen sollte. Vielleicht gefällt sie dir, besonders wenn sie angezogen ist. Ich weiß nicht …»
    «Hör mal, sie ist reich, sagst du? Sie wird mir gefallen! Es ist mir gleich, wie alt sie ist, wenn sie nur keine häßliche alte Vettel ist …»
    «Sie ist keine alte Vettel! Was redest du da? Sie ist bezaubernd, sage ich dir. Sie spricht gut. Sieht auch gut aus … nur ihre Arme …»
    «Schön, wenn es sich so verhält, dann ficke ich sie, wenn du’s nicht willst. Sag ihr

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