Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wendekreis des Krebses

Wendekreis des Krebses

Titel: Wendekreis des Krebses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
Vom Netzwerk:
das. Bring es ihr aber schonend bei. Mit einer solchen Frau muß man vorsichtig zu Werke gehen. Du bringst mich und läßt die Dinge sich von selbst entwickeln. Lob mich über den Schellenkönig. Stell dich eifersüchtig … Scheiße, vielleicht ficken wir sie zusammen … gehen aus und essen zusammen, fahren spazieren, gehen auf die Jagd und tragen hübsche Sachen. Wenn sie nach Borneo will, soll sie uns mitnehmen. Ich kann auch nicht schießen, aber das ist gleich. Ihr liegt auch nichts daran. Sie will lediglich gefickt werden, das ist alles. Du sprichst die ganze Zeit von ihren Armen. Du brauchst doch nicht die ganze Zeit ihre Arme anzuschauen, oder? Schau dir diese Bettdecke an! Sieh den Spiegel an! Nennst du das ein Leben? Willst du weiter zimperlich sein und dein ganzes Leben wie eine Laus wohnen? Du kannst nicht einmal deine Hotelrechnung bezahlen … und mußt außerdem arbeiten. So kann man nicht leben. Mir ist es gleich, wenn sie auch siebzig ist – es ist besser als das …»
    «Hör mal, Joe, du fickst sie für mich … dann ist alles gut. Vielleicht ficke ich sie hin und wieder auch mal … an meinem freien Abend. Es ist jetzt vier Tage her, seit ich ordentlich scheißen konnte. Etwas hängt dort hinten an mir wie Trauben …»
    «Du hast Hämorrhoiden, das ist’s.»
    «Mein Haar fällt auch aus, und ich müßte zum Zahnarzt. Ich fühle mich, als ginge ich aus dem Leim. Ich sagte ihr, was für ein guter Kerl du bist. Du tust mir den Gefallen, ja? Du bist nicht zu zimperlich, was? Wenn wir nach Borneo gehen, werde ich keine Hämorrhoiden mehr haben. Vielleicht kriege ich was anderes … Schlimmeres … vielleicht Fieber oder Cholera. Scheiße, es ist besser, an so einer handfesten Krankheit zu sterben, als ein Leben zu verpissen mit Trauben am Hintern und von der Hose fallenden Knöpfen und für eine Zeitung zu arbeiten. Ich möchte reich sein, und wär’s nur für eine Woche, und dann mit einer guten, einer tödlichen Krankheit in ein Spital gehen, Blumen im Zimmer stehen haben, während die Krankenschwestern um mich herumtanzen und Telegramme eintrudeln. Man wird gut gepflegt, wenn man reich ist. Sie waschen einen mit Wattebäuschen ab und kämmen einem das Haar. Scheiße, ich weiß das alles. Vielleicht hätte ich Schwein und stürbe überhaupt nicht. Vielleicht wäre ich mein ganzes Leben lang ein Krüppel … wäre gelähmt und müßte im Rollstuhl sitzen. Aber dann würde ich auch gepflegt werden … sogar wenn ich kein Geld mehr hätte. Wenn man ein richtiger Invalide ist, lassen sie einen nicht verhungern. Und man bekommt ein sauberes Bett … und jeden Tag werden die Handtücher gewechselt. So wie’s jetzt steht, kümmert sich kein Mensch einen Pfifferling um einen, besonders nicht, wenn man eine Stellung hat. Sie finden, ein Mensch sollte froh sein, wenn er eine Stellung hat. Was wäre dir lieber – dein ganzes Leben ein Krüppel zu sein oder eine Arbeit zu haben, oder eine reiche Pritsche zu heiraten? Du würdest lieber eine reiche Pritsche heiraten, das sehe ich dir an. Du denkst nur ans Essen. Aber angenommen, du heiratest sie und bringst keinen Ständer mehr zusammen – das passiert manchmal –, was tätest du dann? Du wärst von ihrer Gnade abhängig. Du müßtest ihr aus der Hand fressen wie ein kleiner Pudel. Gefiele dir das? Oder vielleicht denkst du nicht an so was? Ich denke an alles . Ich denke an die Anzüge, die ich aussuchen, und an die Orte, wo ich gerne hingehen möchte, aber ich denke auch an die anderen Dinge. Das ist das Wichtige. Was hat man schon von den Phantasiekrawatten und den schönen Anzügen, wenn man keinen Ständer mehr kriegt? Du könntest sie nicht einmal betrügen – denn sie wäre die ganze Zeit hinter dir her. Nein, das beste wäre, sie zu heiraten und sich dann sofort eine Krankheit zuzulegen. Nur nicht die Syphilis. Sagen wir Cholera oder Gelbfieber. So daß du, wenn ein Wunder eintreten und du mit dem Leben davonkommen solltest, für den Rest deiner Tage ein Krüppel wärest. Dann brauchtest du dir keine Sorgen mehr zu machen, sie ficken zu müssen, und müßtest dich auch nicht mehr wegen der Miete zu sorgen. Sie würde dir vermutlich einen schönen Krankenstuhl mit Gummirädern und allen möglichen Hebeln und was nicht noch kaufen. Du wärest vielleicht sogar imstande, deine Hände zu gebrauchen – ich meine genügend, um schreiben zu können. Oder du könntest dir dafür eine Sekretärin halten. Das ist das Richtige – das ist die beste Lösung

Weitere Kostenlose Bücher