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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Professor nickte bedeutungsschwer. „Wenn wir es nicht schaffen, die synaptische Spaltung in unseren Gehirnen zu überwinden, ist ein ökologischer Holocaust unvermeidlich. Davon bin ich fest überzeugt.“ Bei diesen Worten bekamen sein Blick und der Klang seiner Stimme etwas Beschwörendes, fast Fanatisches.
    „Weil die Meditation“, sagte er, „nun einmal nur ganz allmähliche Veränderungen bewirkt, würde man vermutlich Jahrzehnte brauchen, um mit ihrer Hilfe die synaptischen Blockaden in den Gehirnen breiter Bevölkerungsschichten abzubauen. Außerdem läßt sie sich nicht von oben herab verordnen. Sie funktioniert nur, wenn die Leute sie gerne praktizieren und Freude daran haben.“ Zur Meditation hatte Susanne überhaupt kein Verhältnis. Sie hielt sich für viel zu nüchtern und realistisch, um sich auf solchen esoterischen Humbug einzulassen. Daß man einen großen Teil der deutschen Bevölkerung dazu überreden könnte, sich täglich zum Meditieren hinzusetzen, erschien ihr in der Tat sehr unwahrscheinlich. „Und deshalb haben Sie Megatonin entwickelt?“ fragte sie.
    Als Schlei antwortete, schwang Stolz in seiner Stimme mit, seine Augen wurden groß, und sein Gesicht nahm einen eigentümlich kindlichen Ausdruck an. „Ja, und ich halte die Idee auch nach wie vor für exzellent, jedenfalls vom Prinzip her. Megatonin war gewissermaßen als ein Turbolader fürs Gehirn gedacht, der rasch wirken und dessen Injektion eine Art von biochemischer Erleuchtung auslösen sollte. Mit Hilfe der Gentechnik hätten wir es sicher geschafft, ein Verfahren für eine kostengünstige Massenproduktion zu entwickeln. Dann hätte man Megatonin in kurzer Zeit Hunderttausenden, vielleicht sogar Millionen von Menschen injizieren und damit eine tiefe Veränderung des menschlichen Bewußtseins auslösen können.“ Als er das sagte, zitterte seine Stimme, und er wirkte sehr ergriffen.
    Susanne schüttelte ungläubig den Kopf. „Sie wollten es also der ganzen Bevölkerung verabreichen, so wie eine Pockenimpfung?“
    Schlei nickte. „So hatte ich es mir vorgestellt. Wobei der Vergleich mit einer Impfung nicht ganz zutrifft. Megatonin sollte ein Heilmittel sein, ein Heilmittel gegen die geistige Krankheit unserer heutigen Zeit. Und mehr als das: Ich weiß, es klingt ziemlich vermessen, aber ich wollte damit der Evolution auf die Sprünge helfen, es uns ermöglichen, unser Gehirn besser zu nutzen. Wissen Sie, ich hatte die Vision, daß so eine völlig neue Rasse entstehen könnte, eine neue, geistig höherstehende Form der Zivilisation.“
    „Das ist doch eine völlig verrückte Idee!“ sagte Susanne erregt. „Wie sollte so etwas denn funktionieren? Meinen Sie, die Leute ließen sich freiwillig irgendeine dubiose gentechnische Substanz verabreichen, die ihr Gehirn beeinflußt?“
    „Warum nicht?“ entgegnete Schlei und zeigte dabei auf Susannes brennende Zigarette. „Die Leute nehmen ja auch bereitwillig andere Substanzen zu sich, die ihr Gehirn beeinflussen - Nikotin, Alkohol, Tranquilizer und so weiter! Natürlich hätte man sie mit einer großangelegten Aufklärungskampagne von den positiven Wirkungen des Megatonins überzeugen müssen.“
    Für Susanne stand nach diesen Ausführungen fest, daß Schlei, vor Angst und Nervosität schwitzend und unablässig mit einem Kugelschreiber herumspielend, verrückt war. Sie begriff nicht, wie Schlei und Gablenz überhaupt Geldgeber für diesen Schwachsinn hatten finden können, noch dazu derartig einflußreiche. Welches Motiv hatten diese Leute? Sie hatten doch wohl nicht ernsthaft geglaubt, daß Schleis größenwahnsinnige Idee von Megatonin-Masseninjektionen zur Schaffung einer neuen, geistig überlegenen Rasse, was immer er sich darunter vorstellte, je funktionieren konnte. Dennoch hatte Roloff das Projekt für offenbar eine Menge Geld eingekauft.
    „Wie kam denn nun der GENOTEC-Konzern ins Spiel?“ fragte sie.
    „Wie schon gesagt, wir steckten damals in finanziellen Schwierigkeiten, und Gablenz war froh, endlich optimale Arbeitsbedingungen in einem supermodernen Institut angeboten zu bekommen. Anfangs entwickelte sich auch alles wirklich gut.“ Wehmütig lächelnd schüttelte er den Kopf. „Wissen Sie, ich hatte dieses, nun ja, Sendungsbewußtsein. Ich habe wirklich geglaubt, ich könnte mit unserem Megatonin-Projekt die Welt retten...“
    Das nahm ihm Susanne sogar ab. Gewiß waren bei ihm eine gehörige Portion persönliche Eitelkeit und überzogener Ehrgeiz im Spiel,

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