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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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des Wissenschaftlichen Direktors eigens für mich geschaffen wurde. Wissen Sie, er wollte mich einfach in seiner Nähe haben. Geniale Wissenschaftler sind ein wenig wie große Kinder. Ich bin für ihn so etwas wie ein väterlicher Freund. Auch wenn ich meinen eigenen Zenit als Forscher längst überschritten habe, braucht er doch den täglichen intellektuellen Austausch mit mir für seine Arbeit.“ Schlei lächelte und schüttelte den Kopf. „Und es kann einen wirklich begeistern, Gablenz‘ genialem Gehirn bei der Arbeit zuzusehen. Er hat Megatonin erst zur praktischen Anwendungsreife entwickelt.“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Aber er hat dem Projekt auch eine Richtung gegeben, die ich ursprünglich nicht vorgesehen hatte. Das liegt wohl in seiner Natur. Wie viele geniale Forscher ist er letztlich amoralisch. Seine Neugierde treibt ihn unaufhaltsam voran. Er macht alles, was machbar ist.“
    „Und wieso war nun dieses ... Megatonin für Roloff so interessant?“ fragte Susanne. Jetzt, wo sie sich endlich dem Kern des Geheimnisses näherten, war sie ganz angespannt und erregt. Für einen Moment waren Kettler und der drohende Ärger mit Antweiler unwichtig geworden. „Und noch etwas verstehe ich nicht. Sie sagten eben, Megatonin ist keine Droge. Aber wie kann es dann das Gehirn beeinflussen?“
    „Herrgott noch mal!“ stöhnte Schlei. „Das alles versuche ich Ihnen ja die ganze Zeit zu erklären. Wenn Sie mich nicht ständig mit Ihren Zwischenfragen aus dem Konzept bringen würden, könnten wir schon viel weiter sein!“
    Susanne biß sich auf die Lippen. „Entschuldigung“, murmelte sie, gespannt darauf wartend, daß Schlei weitererzählte. Mechanisch, fast ohne es zu merken, drückte sie ihre Zigarette aus und zündete sich die nächste an.
    „Also: Ich versuche mich so kurz wie möglich zu fassen“, fuhr er in raschem Tonfall fort. „Wie ich schon sagte, gibt es in unserer Kultur eine unheilvolle Spaltung zwischen dem rationalen Intellekt einerseits und dem emotionalen, intuitiven Bewußtsein andererseits. Dabei handelt es sich um eine neurologisch nachweisbare synoptische Spaltung, das heißt, bestimmte Synapsen im Gehirn sind blockiert, die Verbindung zwischen Intellekt und Emotion beziehungsweise Intuition ist gestört oder gar völlig unterbrochen.“
    In Susannes Kopf formten sich schon wieder mindestens fünf neue Fragen, aber sie zwang sich mühsam dazu, den Mund zu halten.
    „Diese, wie ich es genannt habe, synaptische Blokkade ist nicht angeboren, sondern kulturell erworben. Die einseitig die intellektuellen Fähigkeiten betonende Bildung und Erziehung, die wir in unserer Kultur durchlaufen, läßt zahllose Nervenbahnen regelrecht verkümmern, weil sie kaum gebraucht werden. Ganze Gehirnregionen fallen gewissermaßen in eine Art Dornröschenschlaf. Mit Hilfe von PET...“
    „PET?“ Jetzt konnte sich Susanne doch eine Zwischenfrage nicht verkneifen.
    „... Positronen-Emissions-Tomographie konnte man nachweisen, daß bei Menschen, die in einem anderen kulturellen Kontext aufwuchsen - etwa als Buddhisten oder in einem sogenannten Naturvolk -, jene bei uns gehemmten intuitiven Gehirnregionen stärker aktiv sind, was beweist, daß es sich eindeutig um eine erworbene, kulturell bedingte Blockade handelt. Hinzu kommt noch ein weiterer wichtiger Aspekt: Alles deutet darauf hin, daß wir bislang nur einen Bruchteil unserer organisch vorhandenen Gehirnkapazität nutzen. Im menschlichen Großhirn schlummert also ein enormes evolutionäres Potential. Können Sie mir so weit folgen?“ „Ich denke schon“, sagte Susanne tapfer, um seinen Redefluß in Gang zu halten.
    „Gut. Traditionell gibt es nur eine Möglichkeit, die synaptischen Blockaden aufzulösen, um so den Menschen wieder Zugang zu ihrem intuitiven, emotionalen Potential zu verschaffen...“ Er unterbrach sich und schaute hinüber zum Haus. Susanne folgte seinem Blick, erleichtert, daß der Garten nach wie vor leer war. Bis jetzt stürmten keine BKA-Beamten über den Rasen. „Gott sei Dank läßt uns Kettler noch etwas Zeit“, sagte Schlei und setzte dann den unterbrochenen Satz fort: „... Meditation. Damit sich jedoch bei der Meditation signifikante Veränderungen der Gehirnzellenaktivität einstellen, braucht man eine mehrjährige Übungszeit. Aber unsere Zeit wird knapp. Sie wurde schon knapp, als ich Megatonin zu entwickeln begann, und jetzt ist sie noch knapper.“
    „Wegen der Umweltprobleme?“ fragte Susanne. Der

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