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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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entdeckte er aber keine.

    Vor Professor Schleis Haus standen zwei Limousinen und ein olivgrüner Kleinbus mit Bundeswehrkennzeichen. Der Gorilla hinter dem Steuer, der gedroht hatte, Susanne die Knie kaputtzuschießen, stoppte ziemlich unsanft. „Schön sitzen bleiben“, knurrte Gorilla Nummer zwei neben ihr mit einem finsteren Seitenblick. Dann stieg er aus und setzte sich auf den Beifahrersitz. Kettler erschien in Schleis Haustür. Mit raschen Schritten kam er zum Wagen, nickte seinen beiden Leuten zu und setzte sich neben Susanne. „Sie machen mir wirklich eine Menge Ärger“, sagte er wütend. Die Überlegenheit, die er in Antweilers Büro zur Schau gestellt hatte, war einer nervösen Gereiztheit gewichen. Unter seinem linken Auge zuckte ein Muskel.
    „Was Ihre Leute hier machen, ist ungesetzlich!“ gab Susanne zurück. „Ich will sofort meinen Chef sprechen.“
    „ Sie haben Ihre Kompetenzen überschritten, Frau Kollegin!“ fuhr Kettler sie an. „Sie hatten die Anweisung, sich aus der Angelegenheit herauszuhalten. Die Konsequenzen haben Sie sich ganz allein zuzuschreiben!“
    Susanne holte tief Luft und sagte: „Ich glaube kaum, daß Kriminalrat Antweiler mit Ihnen zusammenarbeiten würde, wenn er Ihre wahre Identität kennen würde.“
    Kettler grinste, aber es wirkte starr, eine Grimasse. Sein Auge zuckte immer noch, und seine Lippen zitterten. Susanne ahnte, daß nicht so sehr ihre eigenen Aktivitäten, sondern viel mehr die Ereignisse in der Eifel der Grund für seine Nervosität waren - im Gespräch mit Schlei hatte er geradezu ängstlich geklungen, als Gablenz‘ unheimliche Fähigkeiten zur Sprache gekommen waren. Offenbar hatten Kettler und die Leute von GENOTEC die Kontrolle über das Geschehen verloren. Sie mußte unbedingt mit Jonas telefonieren, so schnell wie möglich.
    „Sie kaufen Schlei doch wohl nicht seine paranoiden Hirngespinste ab?“ sagte er heiser.
    Susanne überlegte fieberhaft, wie sie die Situation irgendwie zu ihren Gunsten verändern konnte. „Wenn es sich nur um paranoide Hirngespinste handelt“, sagte sie, „können wir doch jetzt beide zu Antweiler fahren und das Ganze mit ihm besprechen. Und danach kann er mich ja meinetwegen vom Dienst suspendieren.“
    Kettler schüttelte den Kopf. „Kein guter Vorschlag“, sagte er schroff. „Dafür ist keine Zeit.“ Er schien sich wieder besser in der Gewalt zu haben. „Meine Männer werden Sie jetzt nach Hause bringen“, fuhr er ruhiger fort. „Ich will, daß Sie das ganze Wochenende in Ihrer Wohnung bleiben. Und telefonieren Sie nicht. Das ist das Wichtigste: Telefonieren Sie nicht. Wenn Sie sich kooperativ zeigen, werde ich mich dafür einsetzen, daß man auf ein Disziplinarverfahren verzichtet.“
    Du willst mich also kaufen, dachte Susanne, mich erpressen, damit ich stillhalte. Andererseits hatte sie von ihrer Wohnung aus möglicherweise eine Chance, ihren Bewachern zu entkommen und in der Altstadt unterzutauchen. Von dort könnte sie versuchen zu telefonieren. Ihr eigener Apparat wurde garantiert abgehört, und ihr Handy lag nutzlos im Büro herum. Oder würden die beiden Typen vorn im Wagen, von denen der eine sie ständig fin ster im Rückspiegel beobachtete, ihr das ganze Wochenende Gesellschaft leisten? Vielleicht war es besser, wenigstens zum Schein auf Kettlers Angebot einzugehen.
    „Okay“, sagte sie leise. „Sie haben gewonnen. Ich lasse mich von Ihren liebenswürdigen Gorillas nach Hause fahren.“
    Kettler wirkte befriedigt. „Gut. Sehr vernünftig.“
    In diesem Moment wurde Schlei, der eine Reisetasche trug, von den beiden grau Uniformierten aus dem Haus eskortiert.
    „Was passiert mit ihm?“ fragte Susanne. „Ein Kurzurlaub“, sagte Kettler. „Er braucht Erholung, wissen Sie. Die Nerven ...“ Ohne ein weiteres Wort stieg er aus. Der Opel Vectra fuhr an, und durchs Seitenfenster beobachtete Susanne, wie Schlei kreidebleich in den olivgrünen Kleinbus kletterte. Sie fragte sich besorgt, was diese Gangster mit ihm anstellen würden. Daran, daß Kettler keine Skrupel hatte, Schlei und auch sie selbst zu beseitigen, wenn er das für nötig hielt, zweifelte Susanne keine Sekunde.
    Während der Vectra sich durch den Feierabendverkehr quälte, überlegte Susanne verzweifelt, wie sie auf schnellstem Wege Antweiler und Jonas erreichen konnte. Ihre beiden Aufpasser schwiegen eisern. Die Fahrtrichtung stimmte bislang, sie hatten also offenbar tatsächlich vor, Susanne in ihre Wohnung zu bringen - nicht

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