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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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hallte von den Wänden wider wie ein Donnerschlag. Sie wurde herumgerissen, stolperte, rappelte sich auf, umklammerte mit der linken Hand ihren rechten Oberarm und rannte weiter. Jemand hielt ihn fest. Jemand hielt ihn von hinten fest, nahm ihn in den Schwitzkasten, hielt ihm ein Messer an die Kehle. Grabbe ließ die Pistole fallen. Es stank gräßlich nach billigem Fusel. Verdammt. „He, Arschloch“, sagte eine heisere Stimme. „Was bist du für einer, daß du auf schöne Frauen schießt?“
    Der Typ schien seine Zunge nicht mehr gut unter Kontrolle zu haben, aber sein Griff war fest. Ein Berber. So ein Idiot. Gottverdammter Penner. Grabbe brach den Arm, der das Messer hielt. Es fiel klirrend zu Boden. Der Mann kreischte laut auf. Grabbe wirbelte herum und schlug in das bläulich rote, unrasierte, von verfilztem Haar umrahmte Gesicht.
    Als er sich wieder umdrehte, war die Wendland verschwunden. Er hob seine Pistole auf und lief zu der Stelle, wo er sie angeschossen hatte. Im Laufen nahm er seine Waffe kurz in die linke Hand, um sich die Rechte angewidert am Jackett abzuwischen. Verdammt, hatte dieser Kerl gestunken! Kein Blut auf dem Boden. Es gab drei Treppen. Links, rechts und geradeaus. Er hatte gehofft, daß sie eine Blutspur hinter sich herziehen würde. Aber offenbar blutete die Wunde dafür nicht stark genug. Spontan entschied sich Grabbe für die rechte Treppe.

    Susanne hatte die linke Treppe genommen. Oben hetzte sie, ohne sich umzudrehen, in eine Seitenstraße. Der Streifschuß an ihrem rechten Oberarm brannte wie Feuer, war aber, soweit sie das im Moment beurteilen konnte, ungefährlich.
    Scheiße, wieso bin ich nicht gleich hier hochgerannt? dachte sie. Das mit der U-Bahn war so verlokkend gewesen, weil es beim ersten Mal so gut geklappt hatte, doch nun hatte sie dadurch wertvolle Zeit verloren. Geschäfte, etliche Passanten, aber kein dichtes Menschengewühl, das sie einfach verschluckt hätte. Telefonieren, telefonieren, telefonieren. Eine Kneipe. Sie stürzte herein und hielt dem Wirt, der erschrocken auf ihren blutenden Arm starrte, ihren Dienstausweis unter die Nase. „Wo ist das Telefon?“
    Er zeigte auf einen offen neben dem Tresen hängenden Apparat. Die Kneipe war nicht gerade überfüllt, aber es saßen doch einige Leute an den Tischen und vor dem Tresen. Würde er mich hier über den Haufen schießen? Erst mal muß er mich finden. Konzentrier dich aufs Telefon. Wenn er dich vorher erwischt, kannst du‘s sowieso nicht nehr ändern. Sie wählte Antweilers Büronummer. Hoffentlich war er noch dort. Er machte oft Überstunden, auch freitags. Das Freizeichen. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal. Verdammt!
    Da meldete er sich doch noch, leicht atemlos. „Wend-and? Sie? Da haben Sie aber Glück, ich war schon draußen auf dem Flur!“
    „Passen Sie auf, ich hab nicht viel Zeit, einer von Kettlers Leuten ist mir auf den Fersen.“ Sie bemühte sich klar und deutlich zu sprechen, trotz ihrer erschöpften Lungen, der blutenden Armwunde, der beim Sprung aus dem Wagen erlittenen Prellungen, die sie jetzt erst richtig zu spüren begann. „Ich war bei Schlei...“
    „Bei Schlei? Aber, Sie sollten doch...“
    „Verdammt, unterbrechen Sie mich nicht! Kettler spielt ein Doppelspiel. In Wahrheit arbeitet er für den MSD, das ist ein ganz dubioser Verein, der teilweise vom GENOTEC-Konzern finanziert wird. Sie haben Schlei entführt und sind hinter mir her. Einer von Kettlers Leuten hat auf mich geschossen...“
    „Ich habe geahnt, daß mit Kettler etwas faul ist, seit er uns diese Unfallwagengeschichte aufgetischt hat...“ Susanne atmete erleichtert auf.
    „... ich bin selbst gerade dabei, einige Nachforschungen anzustellen. Wo sind Sie jetzt? Sind Sie verletzt?“
    „Nicht der Rede wert. Ich bin im ‚Brünnchen‘, in der Hansemanngasse, an der Kreuzung Venloer-Melatenstraße. Aber Kettlers Gorillas machen Jagd auf mich.“
    „Okay“, sagte Antweiler rasch. „Bleiben Sie dort. Ich schicke Ihnen sofort einen Streifenwagen. In der Kneipe sind Sie vermutlich am sichersten.“
    Susanne wollte ihm sagen, er möge sich für sie mit Jonas in Verbindung setzen, unterließ es dann aber. Was war, wenn sie Antweiler doch nicht mehr trauen konnte? Im Moment glaubte sie, überhaupt niemandem mehr über den Weg trauen zu können.
    Sie legte auf. Die Nummer von Jonas‘ Polizeiwache hatte sie vergessen, deshalb rief sie auf der Leitstelle an und ließ sie sich vom Diensthabenden heraussuchen. Rasch, mit

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