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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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zum Hals schlug.
    Der zweite grinste. „Wußten Sie nicht, daß Joggen bei mehr als fünfundzwanzig Grad im Schatten verboten ist?“ sagte er. „Wegen der Ozonbelastung. Schlecht für die Gesundheit.“
    „Ich bin schon im freien Wochenende. Wenn es etwas Dienstliches zu klären gibt, können wir das Montag im Präsidium tun.“
    Er grinste immer noch. „Klar. Und in Ihrer Freizeit lassen Sie sich gerne mal von Professor Schlei seine Nippessammlung zeigen. Hat er Ihnen auch vorgeführt, wie schön seine beiden Köter Männchen machen können?“ Susanne drehte sich um. Hinter ihr stand ein roter Passat Kombi quer auf dem Bürgersteig. Der Beifahrer war ausgestiegen und beobachtete sie wachsam. Sie blickte wieder nach vorn. Der, der zuerst gesprochen hatte, war offenbar weniger zum Scherzen aufgelegt als sein grinsender Kollege. Er funkelte Susanne böse an. „Ich habe keine Lust, wegen Ihnen noch mal von Kettler zusammengestaucht zu werden! Machen Sie kein Theater und steigen Sie in den Wagen, sonst verpasse ich Ihnen eine Ohrfeige, daß Sie sich eine Woche lang im Spiegel nicht wiedererkennen!“
    Susanne zögerte. Würden sie es wirklich wagen, sie hier auf offener Straße anzugreifen, vor einem Geschäft und den Hausfrauen, die garantiert längst an den umliegenden Küchenfenstern hingen? „Sie haben keine rechtliche Handhabe, um mich zum Einsteigen zu zwingen“, sagte sie mit fester Stimme. „Ich werde jetzt in das Geschäft dort gehen und meinen Chef anrufen. Wenn er einverstanden ist, werde ich mitkommen. Sonst auf gar keinen Fall!“
    Aufrecht und mit festen Schritten ging sie auf die Bäckerei zu. Der mit dem bösen Blick fluchte laut, rannte ihr nach, packte sie an den Schultern, doch Susanne riß sich los und trat ihm mit voller Wucht zwischen die Beine. Er schrie auf und ging vor Schmerz in die Hocke. Dann blieb sie reglos stehen. Sein Kollege richtete eine Pistole auf sie. „Kettler hat gesagt, er will Sie lebend. Von unverletzt war nicht die Rede. Ich könnte Ihnen ein Knie kaputtschießen. Oder beide. Dann werden Sie nie mehr vor irgendwas wegrennen!“ Er winkte mit dem Pistolenlauf. „Los! Einsteigen!“
    Susanne leistete keinen Widerstand mehr. Der, den sie getreten hatte, packte sie und stieß sie brutal auf den Rücksitz, setzte sich dann neben sie. Der andere sprang hinters Lenkrad, schob den Wählhebel der Automatik vor und gab Gas, so daß der zuvor im Leerlauf ratternde Motor aufheulte und der Wagen ruckend, mit quietschenden Reifen beschleunigte. Sie fuhren um den Block zurück in die Asternstraße, zu Schleis Haus.

    Henns Villa befand sich in einer hervorragenden Wohnlage, unmittelbar am Waldrand, eigentlich idyllisch, doch in der momentanen Situation empfand Jonas den Wald gegenüber der Auffahrt als bedrohlich. Trotz Sonnenschein, friedlich summenden Insekten und harmlosem Vogelzwitschern erschienen ihm die schweigenden Bäume wie stumme Soldaten einer fremden Armee, die die Villa umzingelten und darauf warteten, jeden Moment zuzuschlagen.
    Eine Armee - Unsinn! Jonas schüttelte den Kopf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und stieg aus dem Wagen. Alles sah so aus wie immer, sommerlich harmlos. In Henns Garten waren die Festvorbereitungen in vollem Gange. Große, mit Alufolie abgedeckte Tabletts wurden aus einem Lieferwagen zu den Buffet-Tischen getragen. Auf einer kleinen, eigens aufgebauten Bühne packte eine Band gerade ihre Instrumente aus. Als Jonas den Namen der Gruppe las, der groß und schwungvoll auf dem Schlagzeug und einem Schild vor dem Keyboard prangte, mußte er unwillkürlich grinsen: FREEWAY Wirklich sehr passend. Henn stand neben der Bühne mit einem tiefgebräunten, blondgelockten, aber um Mund und Augen schon ein wenig zerknitterten Beach Boy, bei dem es sich, wie Jonas vermutete, um den FREEWAY-Leadsänger handelte. „Ich will Schwung und Schmiß“, sagte Henn, „es darf ruhig ein bißchen rocken und fetzen, aber“ - er hob die Hände - „nicht zu hart und laut. Immerhin sind einige betagtere Herrschaften unter den Gästen. Herzschrittmacherträger und so weiter - Sie verstehen?“ „Klaro“, sagte der faltige Beach Boy mit einem Lächeln, das Jonas ölig fand, sonnenölig in diesem Fall. Er wußte schon jetzt, daß ihm der Sound dieser Band nicht gefallen würde. „Wir sind Profis. Sie sind der Boß, Sie bestimmen, was gespielt wird. Und wir kassieren die Gage.“
    Henn klopfte ihm auf die Schulter. „Gut so“, sagte er. Dann drehte er sich zu

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