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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Jonas um, klopfte ihm ebenfalls auf die Schulter - für sein Schulterklopfen war Henn im ganzen Wahlkreis berüchtigt - und schüttelte ihm die Hand. „Ah, unser Polizeichef! Gut, daß Sie vorbeischauen. Was haben Sie auf dem Herzen?“
    Wenn Henn durch Honadels und Lohmanns Tod in irgendeiner Weise aus dem Gleichgewicht gebracht war, dann gelang es ihm gut, das zu verbergen. Er wirkte jovial und, wie immer, auf diese schmierige Art freundlich, die Jonas zum Kotzen fand. Sein gewelltes weißes Haar war wie gewohnt tadellos frisiert. „Häuptling Silberlocke“ war einer seiner schmeichelhafteren Spitznamen. Er befand sich noch nicht in Abendgarderobe, sondern trug Jeans und ein lässig aufgeknöpftes Polohemd. Tennisspielen und Rennradfahren bewirkten, daß er für einen Sechzigjährigen noch gut in Form war. „Sie wissen, was passiert ist?“
    Henn nickte. „Ja, natürlich“, sagte er leise. Für einen kurzen Moment schien seine joviale Maske Risse zu bekommen, schienen ihm die Gesichtszüge ein wenig zu entgleisen. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt. „Kommen Sie“, sagte er.
    Er führte Jonas in den hinteren Teil des Gartens zu einer Sitzecke, wo offenbar niemand mithörte. Sie setzten sich in Korbstühle, und Henn bot Jonas aus einem silbernen Etui einen Zigarillo an. Jonas schüttelte den Kopf. „Ach ja, Sie rauchen ja nicht“, sagte Henn, während er sich selbst einen dieser vermutlich sehr teuren, aber für Jonas‘ Nase trotzdem unangenehm stinkenden Glimmstengel zwischen die Lippen steckte. Es war ein unvermeidliches Ritual. Henn bot Jonas jedesmal einen Zigarillo an. Vermutlich stand er unter dem unbewußten Zwang, seiner Umgebung immer wieder demonstrieren zu müssen, daß er sich heute solches Luxuszeug leisten konnte.
    Henns Eltern hatten in Buchfeld eine kleine Metzgerei betrieben. Daß ihr Sohn seinen Weg in dieses prächtige Haus gemacht hatte, war durchaus eindrucksvoll. Wenn man Wert auf solche Dinge legte. Jonas hatte es lieber eine Nummer kleiner. Häuser, Autos, alles eine Nummer kleiner. Überschaubarer. „Je größer das Haus, desto kleiner das Herz“, hatte seine Oma immer gesagt. Zugegeben, das mochte ein ziemlich proletarischer Standpunkt sein. Sicherlich gab es auch reiche Leute mit großen Herzen. Aber Jonas war mit seinem Polizistengehalt sehr zufrieden, und er war fest überzeugt, daß die Geldsummen, mit denen der Thönnessche und Hennsche Klüngel jonglierte, ihm lediglich Alpträume bescheren oder ihn dazu verleiten würden, mit dem Saufen anzufangen, wie Honadel zuletzt. Beim Gedanken an Honadel spürte er einen bitteren Kloß im Hals, den er rasch herunterschluckte. Als seine Kehle wieder frei war, sagte er: „Ich halte es nicht für ratsam, das Fest durchzuführen, solange das Problem mit Gablenz und dem Wolfsrudel nicht unter Kontrolle ist.“
    Henn blies Zigarillorauch in die Luft. „Gablenz? Es ist nicht erwiesen, daß Dr. Gablenz in diese Angelegenheit verwickelt ist.“
    Jonas hustete. „Möglicherweise handelt es sich ja um seinen eineiigen Zwilling - oder um einen GENOTEC-Klon.“
    Henn hob die Brauen. „Despektierliche Bemerkungen sind dem Ernst der Lage wohl kaum angemessen. Zu Ihrer Beruhigung: Ich habe, wie Sie wissen, beste Kontakte zum Innenministerium. Dort hat man mir noch einmal versichert, daß ich für das Fest ausreichenden Objektschutz erhalte. Es wird eigens eine Spezialeinheit unter Leitung des Antiterrorexperten Kettler vom BKA zum Schutz meines Anwesens abgestellt.“ Bei diesen Worten schwang deutlicher Stolz in seiner Stimme mit.
    Jonas ahnte, daß es sinnlos war, unternahm aber trotzdem noch einen Versuch. Er streckte die Hand zum Wald hin aus. „Ob es sich nun um Gablenz handelt oder nicht: Dort draußen läuft ein Irrer herum, der, fragen Sie mich nicht, wie, dieses Wolfsrudel in seiner Gewalt hat. Und der Bursche führt Krieg gegen die Autobahn. Sie und Ihre Gäste geben heute abend ein geradezu ideales Ziel ab. Ich bezweifle, daß sich Ihr Grundstück effektiv gegen den Angriff eines Rudels von neunzehn Wölfen schützen läßt. Zumal meine Vorgesetzten und die Staatsanwaltschaft nach wie vor davon überzeugt sind, es handele sich nicht um die Wölfe, sondern um zwei, drei auf Menschen abgerichtete Hunde.“
    Henn betrachtete einen Moment schweigend die Spitze seines Zigarillos, dann sagte er: „Ihre Theorie mit dem Wolfsrudel klingt für mich, ehrlich gesagt, ziemlich abstrus. Die andere Theorie, daß es Ökoterroristen sind,

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