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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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eine Schamanin. Sie wird dieses Monster besiegen.
    »Ich glaube, draußen hält ein Auto«, sagte Roland, der vom vielen Rufen ganz heiser war.
    Wieder schrien sie aus Leibeskräften, hielten zwischendurch inne, lauschten. Plötzlich hörte Susanne eine Stimme, von der sie nicht geglaubt hätte, dass sie ihr einmal so angenehm in den Ohren klingen würde. Tönsdorf! Ich werde Antweiler bitten, Mallmann in ein anderes Team zu versetzen, damit Tönsdorf mein fester Assistent wird, dachte sie. Ich werde ihm sogar erlauben in meinem Büro zu rauchen!
    »Susanne? Wo bist du denn?« Seine Stimme oben vom Kohlenschacht.
    »Hier unten im Keller. Hol uns raus, schnell!« Sie hörten wie oben eine Glasscheibe zu Bruch ging, etwas später einen Schuss, nach dem die Kellertür krachend aufflog. Tönsdorf schaltete das Licht ein und rannte schnaufend die Treppe herunter. Unten blieb er stehen. »Verdammt!«, ächzte er. »Dieses blaue Licht gibt's also tatsächlich!« Dann eilte er zu Susanne und klopfte ihr unsicher auf die Schulter. »He, lebst du noch?«
    »Losbinden wäre keine schlechte Idee ... «
    Während er mühsam und fluchend die fest verknoteten Stricke löste, fragte Susanne: »Wie hast du uns gefunden?«
    »Ich wollte dich anrufen, um dir zu sagen, dass Scharenbroich seit gestern Nachmittag spurlos verschwunden ist, aber du hast dich nicht gemeldet. Ich habe es immer wieder versucht, und irgendwann dachte ich mir, dass du immerhin Terwegen des Mordes verdächtigst. Also hab ich lieber mal nach dem Rechten gesehen.«
    Susanne rieb sich ihre befreiten Handgelenke. »Scharenbroich ist also verschwunden«, sagte sie nachdenklich. »Dann hat Ermekeil den vermutlich auch auf dem Gewissen. Ermekeil ist übrigens der Mörder, Terwegen hat nur Beihilfe geleistet.«
    »Dieser Dompfarrer!«
    »Und inzwischen haben die beiden vermutlich meine Freundin Chris in ihrer Gewalt!«
    Tönsdorf steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. »Scheiße, was machen wir denn jetzt?«
    »Ehe ihr weitere Schritte in Erwägung zieht, könnt ihr mich vielleicht erst einmal losbinden«, stöhnte Roland entnervt.
    Chris kniete am Rand des blauen Kreises auf dem Boden, während Ermekeil ihr die Hände auf dem Rücken fesselte. Ja, fessele mich nur, dachte sie, aber es wird dir nichts nützen. Du hast doch selber gesagt, dass ich eine Hexe bin. Ich bin mit den Dämonen im Bunde.
    Chris wunderte sich, woher diese Gedanken kamen. Waren das wirklich ihre eigenen? Stammten sie von der Bärin?
    »Bestimmt fragst du dich, was es mit diesen drei Metallgebilden auf sich hat? Nun, vermutlich wird es deinen beschränkten weiblichen Verstand überfordern, aber ich will es dir trotzdem erklären: Damals wurden sie Erdnadeln genannt. Sie reichen fast siebzig Meter tief in den Boden und sind aus vielen einzelnen Eisenstücken zusammengeschmiedet. Für das dreizehnte Jahrhundert war das eine unglaubliche Ingenieursleistung.«
    Nun band er ihr auch die Fußknöchel zusammen. Die Pistole hatte er weggelegt. Ich könnte nach ihm treten, mich wehren, dachte Chris. Doch da war immer noch diese eigenartige Ruhe, die von ihr Besitz ergriffen hatte, ein Gefühl, dass alles am richtigen Platz war, alles so geschah, wie es geschehen musste.
    Eine heftigere Vibrationswelle ließ den Boden erzittern. Ermekeil verlor das Gleichgewicht, musste sich einen Moment auf ihre Schulter stützen und Chris merkte, wie er regelrecht vor dem Kontakt mit ihrem Körper zurückzuckte.
    Prasselnd fielen irgendwo in den düsteren Weiten des Gewölbes Steine von der Decke.
    Der Boden beruhigte sich wieder. »Heute würde man vielleicht von Erdakupunktur sprechen«, fuhr Ermekeil fort. »Diese Erdnadeln, deren Köpfe hier so blau leuchten, sind vermutlich die größten Akupunkturnadeln, die je geschaffen wurden. Damals wusste man natürlich nichts von chinesischer Akupunktur. Die Geomanten Konrad von Hochstadens nannten es >Die satanische Kraft des Erdleibes durch den Willen Gottes bändigen und knechten.< Die heidnischen Chinesen nennen die männliche Energie Yang und die weibliche Yin. Für unsere frommen Vorfahren war Yang die Christuskraft und Yin die Satanskraft. Der männliche Pol, der Christuspol des Leyliniennetzes, liegt hier im Osten unter dem Dom, der weibliche Pol, der Satanspol, befindet sich im Westen, unter dem Nonnenkloster von Bischofsweiler. Auch dort stecken drei siebzig Meter lange Nadeln in der Erde. Es gibt außerdem einen Süd- und einen Nordpol, aber die sind von

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