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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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neunzehntes Jahrhundert. Hat bereits damals den Vandenbergs gehört. Der alte Wilhelm Vandenberg hat es gebaut. Die anderen Häuser in der Machabäerstraße sind viel neuer, zumindest teilweise. Wurden nach dem Krieg wieder hochgezogen, teilweise mit neuem Material.«
    Für Köln hatte der Krieg vor allem bedeutet: Bomben, Bomben, Bomben. »Komisch«, wunderte sich Susanne, »dass ein einziges Haus in der Straße die Bombenangriffe heil überstanden hat.«
    »Ja«, Schmickler nickte, »darüber haben die Leute damals auch gestaunt. Hab im Archiv nachgeschaut und ein altes Foto entdeckt. Die ganze Machabäerstraße war praktisch platt, nur das Vandenberg-Haus stand wie eine Eins, war lediglich am Dachstuhl ein bisschen angesengt.« Er schüttelte den Kopf. »Aber das hat ihm jetzt auch nichts mehr genützt.«
    »Gas?«, fragte Susanne. Wenn heutzutage Häuser einstürzten, dann meistens wegen einer Gasexplosion.
    Schmickler schnippte seine Zigarette in die Trümmer. »Das ist es ja!«, sagte er wütend. »Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine Explosion. Aber es war keine. Ich habe, verdammt noch mal, nicht die leiseste Ahnung, was es war!« Er schüttelte heftig den Kopf. »Glauben Sie mir, ich bin mit meinen Kollegen alle normalerweise infrage kommenden Einsturzursachen immer wieder durchgegangen, und es ist ganz sicher keine davon. Alles, was ich sagen kann, ist, dass eine ...Kraft auf das Haus eingewirkt hat und dass diese Kraft von unten gekommen sein muss ... «
    »Eine Kraft von unten? Also doch ein Erdstoß?«
    Schmickler stöhnte. »Glauben Sie mir, ich wäre froh, wenn's so wäre. Dann hätten wir wenigstens eine schöne logische Erklärung.« Er bückte sich und hob ein kleines Stück Mauerrest auf. Er hielt es Susanne unter die Nase und rieb daran. Die graue Masse zerbröselte zwischen seinen Fingern. »Irgendetwas hat die Mauern dieses Hauses in Mürbeteig verwandelt«, knurrte er, »und, verdammt, ich habe nicht die leiseste
    Ahnung, wie das möglich ist. Ich habe jetzt fast dreißig Berufsjahre auf dem Buckel, aber etwas Derartiges ist mir noch nie untergekommen!«
    »Halten Sie es denn für möglich, dass der Hauseigentümer etwas mit dem Einsturz zu tun haben könnte?« Keine Akte, dachte Susanne, alles mündlich, haarscharf am Dienstweg vorbei. Sie sehnte sich danach, sich gedanklich mit dem Dessert zu beschäftigen, das sie für Antweilers Geburtstagsessen aussuchen würde.
    »Tja.« Schmickler steckte sich eine neue Zigarette in den Mund. Während er sie anzündete, sagte er durch die halb geschlossenen Lippen: »Wenn, dann müsste der gute Herr Vandenberg ein neues technisches Verfahren zum schnellen Abriss von Häusern entwickelt haben, dass er sich unbedingt patentieren lassen sollte.« Auf Susannes ratlosen Blick hin fuhr er fort: »Es hat offenbar eine sehr schnelle, hochfrequente Vibration auf das Haus eingewirkt. Die Quelle dieser Vibration muss sich genau unter dem Haus befunden haben.«
    »Warum sind die beiden Häuser nebenan nicht auch eingestürzt?«, fragte Susanne.
    »Keine Ahnung. Vielleicht weil ihre Bausubstanz neuer ist, oder weil sie weiter von der Schwingungsquelle entfernt standen.«
    Susanne zeigte auf das Loch, das man im Zentrum des Trümmerhaufens freigebaggert hatte, sodass an dieser Stelle der Blick auf die Reste der Kellerfundamente frei war. »Und was haben sie dort unten gefunden?«
    »Das ist es ja!«, stöhnte Schmickler, sichtlich entnervt. »Gar nichts! Nur stinknormalen Kölner Erdboden. Vermutlich werde ich mit diesem Rätsel in Pension gehen und den Rest meines Lebens darüber nachgrübeln!«
    Von der Machabäerstraße aus fuhr Susanne zum Elisabeth-Krankenhaus. Ihre Überzeugung, dass Vandenberg nichts mit dem Einsturz zu tun haben konnte, hatte sich weiter verfestigt. Abgesehen davon, dass es töricht gewesen wäre, stellte sich nun auch die Frage, wie er es technisch hätte bewerkstelligen sollen. Wie hätte er diese eigenartige Vibration erzeugen sollen, von der Schmickler gesprochen hatte? Susanne erinnerte sich beunruhigt daran, dass Domdechant Scharenbroich am Morgen von sonderbaren Erschütterungen im Dom gesprochen hatte. Bestand da ein Zusammenhang? Doch nirgendwo sonst in der Stadt waren Schäden gemeldet worden. Vielleicht hatte aber auch einfach niemand die Schäden bemerkt, weil die Häuser in besserem Zustand waren und nur ein paar kleine Risse aufwiesen. Andererseits hatte Schmickler einen Erdstoß als Ursache ausgeschlossen ...
    Susanne

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