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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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geplante Gegenüberstellung mit Scharenbroich und Hatheyer sich erledigt hatte. Daran, wie schwer er am Telefon atmete, merkte sie, dass ihm Karlas Tod nahe ging. Zu ihrer Bestürzung registrierte sie bei sich selbst vor allem Frustration darüber, dass sie nun ihr einziges Druckmittel gegen Scharenbroich und Hatheyer verloren hatte. Sie hatte zuvor nicht viel für die kleine Alkoholikern! empfunden und das änderte sich auch nach ihrem Tod nicht. Dennoch war Susanne wütend. Mist, dachte sie, wäre ich ein paar Minuten früher im Dom gewesen ...
    Was um alles in der Welt wollte Karla in der Krypta? Sie beschloss Chris zu fragen. Vielleicht hatte sie eine Idee. Immerhin war es Chris vor drei Tagen auf der Domplatte recht gut gelungen, sich in Karla einzufühlen.
    Als sie aufblickte, stand oben an der Treppe ein großer, schlanker Mann, grauhaarig, in dunklem Anzug. Auf seiner Brust hing ein kleines Holzkreuz. »Und, Küpper, haben Sie den Notarzt und die Polizei verständigt?«, fragte er. Seine Stimme klang ruhig und freundlich. Er schaute Susanne an. »Wer sind Sie?«
    »Die Kripo«, sagte der Domschweizer, der die Zigarette rasch hinter seinem roten Mantel versteckt hatte.
    »Nun, da es sich um einen Unfall handelte, wird die Kripo hier nicht viel zu tun haben.« Er schüttelte den Kopf. »Wirklich sehr bedauerlich, das Ganze. Wir werden heute Abend für die arme Frau beten. So, ich muss in die Sakristei. Sorgen Sie dafür, dass das Blut abgewaschen wird. Immerhin ist das der Eingang zur Gruft der Erzbischöfe.« Er ging weiter.
    »Wer war das?«, fragte Susanne.
    »Dat war der Domkapitular Dr. Ermekeil. Ein wirklich netter Mann. Seine Predigten kommen jut an bei den Leuten.«
    Susanne seufzte. »Ich glaube, ich würde mich im Dom wohler fühlen, wenn es bei Ihnen auch Domkapitularinnen und Domschweizerinnen gäbe!«
    Sie zeigte auf den blutenden Kratzer in seinem Gesicht. »Lassen Sie sich das gleich vom Arzt desinfizieren«, sagte sie und dachte an die Schmutzränder unter Karlas gelben Fingernägeln. »So was kann sich böse entzünden.«

Fünf
     
    I n einem Zwinger sprangen zwei Schäferhunde knurrend und bellend am rostigen Gitter hoch. Abends, wenn ihr Besitzer sie aus ihrem Gefängnis herausließ, bewachten sie ein ölverseuchtes Reich aus übereinander gestapelten Autowracks, zur Straße hin aufgereihten Billiggebrauchtwagen und einer baufälligen Werkstatthalle. Das Tor, unter dessen schmutziggrauer Farbe überall der Rost hervorbrach, stand weit offen. In der Halle beugte sich ein schwerer, rotgesichtiger Mann über den Motorraum eines alten Ford mit breiten Reifen und chromglänzenden Sportfelgen. Die untergehende Sonne leuchtete noch einmal kurz zwischen den Wolken auf und tauchte dieses Endlager für Asphaltträume in ein rötliches Licht.
    Ein Mann betrat das Gelände, der dort mit seinem guten Anzug deplaziert wirkte, was ihn aber nicht im Geringsten zu stören schien. Offenkundig war er schon öfter hier gewesen und steuerte zielstrebig auf den ölgeschwärzten Mann in der Werkstatt zu, ohne dem Geknurr und den gebleckten Zähnen der Schäferhunde Beachtung zu schenken. »Sind sie hinten?«, fragte er.
    Der andere richtete sich auf und zeigte auf sieben im Hintergrund stehende Geländemotorräder. »Wenn du kommst, sind sie immer da, weil sie wissen, dass es dann Kohle gibt«, brummte er.
    Der Mann im guten Anzug öffnete eine Tür im hinteren Teil der Werkstatt und gelangte durch einen engen, spärlich beleuchteten, mit nackten Frauen auf Motorrädern tapezierten Flur in einen verräucherten Raum mit einer Theke. Über dieser Theke hingen SS- Runen und Totenköpfe. Auf grob zusammengezimmerten Holzbänken saßen sieben junge Kerle mit rasierten Köpfen um zwei halbierte Ölfässer herum. Es waren auch vier Mädchen da, die sich an die Muskelpakete ihrer Helden schmiegten. Zigarren qualmten. Auf den Ölfässern standen Bierflaschen.
    Ihr großer, breitschultriger Anführer, in geflecktem Tarnanzug und Springerstiefeln, stand auf und klopfte dem Neuankömmling auf die Schulter. »Pünktlich wie immer«, sagte er anerkennend.
    »Auf mich ist Verlass, das wisst ihr doch«, entgegnete der Mann, der mindestens zwanzig Jahre älter als die Sieben war.
    »Was für ein Job liegt an?«, fragte der Anführer und reichte dem Mann eine Bierflasche. Der nahm sie, entkorkte sie mit den Zähnen, spuckte den Korken auf den mit Sand bestreuten Boden, trank die Flasche in einem Zug halb leer und sagte: »Ein

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