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Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Wendland & Adrian 02 - Die Krypta

Titel: Wendland & Adrian 02 - Die Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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ihnen rede, hat wohl eher was mit... Telepathie zu tun. Irgendwie werden Gefühle und innere Bilder übermittelt. Aber wie es genau funktioniert, weiß ich selber nicht. Bei Krafttieren ist es wieder anders. Sie gehören zur Geisterwelt und können ganz normal mit dir reden. Du hörst einfach ihre Stimmen in deinem Geist.«
    »Aber du beherrschst das immer noch, diese telepathische Kommunikation mit Tieren?«, fragte Heike noch einmal.
    »Nicht mehr so gut wie damals. Jahrelang habe ich diese Gabe unterdrückt. Mit achtzehn, neunzehn wollte ich unbedingt ein ganz normaler Mensch werden, damit mich die anderen endlich akzeptieren.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber das wurde zu einer jahrelangen Quälerei. Ich hab versucht einen wichtigen Teil von mir zu verleugnen und das funktionierte einfach nicht. Eine Zeit lang habe ich deswegen sogar solche
    Scheiß-Psychotabletten geschluckt, die ein Seelenklempner mir verschrieben hatte. Erst als ich in Kanada die Indianer kennen lernte ...«
    »Diesen Medizinmann Silver Bear.«
    »Ja. Ihn und die Leute von seinem Stamm. Bei ihnen waren meine Gaben plötzlich was wert.« Sie grinste und tippte sich auf die Brust. »Solche Bekloppten wie ich, die verrückte Visionen haben und mit Tieren und Pflanzen sprechen, werden bei ihnen als heilige Frauen und Männer verehrt. Erst habe ich mich dagegen gesträubt, dass ich in ihren Augen keine normale Wissenschaftlerin war. Aber als ich mich endlich auf ihre Art zu denken einließ, war ich plötzlich so glücklich wie noch nie in meinem Leben. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie befreiend es ist, sich nicht mehr schämen oder verstellen zu müssen. Silver Bear wurde mein Freund. Er hat nur geholfen, wieder in Kontakt mit diesem Teil von mir zu kommen, den ich so lange unterdrückt hatte. Und ich lernte, dass diese Fähigkeiten wirklich nützlich sein können, weil man anderen Menschen damit helfen kann. Zuvor hatte das nur Jonas gesehen. Für die anderen in Buchfeld war ich die Fremde, die Außenseiterin, die Zielscheibe für ihre Vorurteile. Wie meine Mutter.«
    »Ist Jonas denn mit dir nach Kanada gegangen?«, fragte Heike.
    Chris schüttelte den Kopf. Die Erinnerungen waren jetzt nicht mehr angenehm. »Nein. Wir hatten uns vorher getrennt. Das war, als ich nach dem Abi nach Gießen ging, um Zoologie zu studieren. Wir hatten damals oft Streit. Ich glaube, er hat gespürt, dass dieses krampfhafte Streben nach Normalität falsch war. Es war, als ob ich mir eine Maske überstülpte und darunter mein wirkliches Selbst verbarg. Aber damals wollte ich nicht länger die Märchenfee aus dem Wald sein, in die er sich verliebt hatte.«
    »Und wann habt ihr es wieder miteinander versucht?«
    »Ach, das war viel später. Vor zwei Jahren kam ich aus Kanada zurück, weil mir ein Job im Wildpark angeboten wurde. Eigentlich wollte ich gar nicht zurück, aber Silver Bear ließ mir keine Ruhe. Er lag mir ständig damit in den Ohren, dass es meine Bestimmung sei, mich um das Land zu kümmern, in dem ich geboren wurde. Außerdem war in Kanada alles so traurig geworden, nachdem die Holzfirmen Silver Bears heiligen Wald kahl geschlagen hatten.« Chris spürte, wie Schwermut in ihr hochstieg. »Na ja, was meine Bestimmung betrifft, hatte ich bisher wohl keine glückliche Hand. Ich habe meinen Job verloren und Jonas' Liebe.«
    »Was ist denn schief gelaufen zwischen dir und ihm?« »Ach, zuerst waren wir wirklich glücklich. Fast so wie damals. Aber irgendwie ... «
    Plötzlich saß Chris ein dicker Kloß in der Kehle und ihre Lippen fingen an zu zittern. Mühsam brachte sie heraus: »Ich ... mag nicht darüber sprechen.« Dann starrte sie stumm aus dem Seitenfenster. Die restliche Fahrt verlief schweigend. Heike fuhr von der Autobahn ab und dann hinunter zur Rheinuferstraße. Chris sah Schiffe vorüberfahren. Vielleicht sollte ich öfter an den Rhein kommen, dachte sie. Das Wasser fließt hier so breit und ruhig.
    Von der Rheinuferstraße bog Heike nach links in den Kölner Stadtteil Marienburg ab, in dem Chris noch nie gewesen war. Susanne hatte ihr irgendwann erzählt, dass dort die Reichen wohnten. Tatsächlich reihte sich eine Villa an die nächste. Zwischen schönen alten Häusern gab es jedoch auch viele Neubauten, die Chris klobig und hässlich fand. Die Autos vor den Villen schienen alle in der Preisklasse von Heikes Volvo zu liegen. Heike steuerte in eine schmalere Seitenstraße, die vor einem großen schmiedeeisernen Tor endete. Hinter einem

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