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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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ist. Und es muss ein großes und kräftiges Exemplar gewesen sein.«
    Susanne versuchte sich vorzustellen, dass draußen in der Ölraffinerie nachts eine Raubkatze herumschlich und Leute anfiel. Das klang nach einem schlechten Horror-Roman. »Haben Sie eine Idee, wo dieser Jaguar oder Leopard herstammen könnte?«
    Harry nahm seine Brille ab und putzte sie. »Schwer zu sagen ...«
    »Könnte er aus dem Zoo entwichen sein?«
    Harry schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich habe eben noch bei den Raubkatzen nach dem Rechten geschaut. Da fehlt keine. Wäre auch gar nicht möglich. Die Sicherheitsvorkehrungen im Kölner Zoo sind vorbildlich. Vielleicht ist er ja einem Privatmann entlaufen. Oder ausgesetzt worden. Es gibt Verrückte, die es schick finden, sich ein solches Tier zu halten. Aber irgendwann wächst es ihnen über den Kopf. Sie bekommen es mit der Angst zu tun und setzen es einfach aus. Das wäre eine mögliche Erklärung. Dass er einen Menschen angefallen hat, lässt darauf schließen, dass ihm Menschen vertraut sind. Sonst würde er vor ihnen fliehen.«
    »Dann besteht also die Gefahr, dass er es wieder tut?«
    Harry setzte seine Brille auf. »Unbedingt. Dieses Tier ist gefährlich. Es muss so schnell wie möglich gefunden und eingefangen werden.« Er zeigte auf den Toten. »Wo ist das denn passiert?«
    »Draußen in der Europetrol-Ölraffinerie«, sagte Toni.
    »Unmöglich! Da kann es nicht passiert sein!«, rief Harry.
    »Doch, doch«, entgegnete Toni. »Der Tote ist ein Wachmann, der dort nachts seine Runde gemacht hat.«
    »Wieso sind Sie so sicher, dass es dort nicht geschehen sein kann?«, fragte Susanne.
    Harry schüttelte den Kopf. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein wildes Tier – und wir haben es mit einem wilden Tier zu tun, auch wenn es lange in Gefangenschaft gelebt haben mag –, dass dieses Tier freiwillig einen solchen Ort aufsucht, eine ihm völlig fremde, beängstigende Umgebung mit vielen Lichtern und ungewohnten Gerüchen und Geräuschen. Es würde eher versuchen eine Gegend zu finden, die seinem natürlichen Lebensraum ähnelt. Einen Park vielleicht oder ein Waldstück am Stadtrand, wo es sich verstecken und Beute machen kann.«
    Das leuchtete Susanne ein. Aber Sempold war nun einmal in der Raffinerie angefallen worden. »Was raten Sie uns? Was sollen wir tun?«
    Harry wiegte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass tagsüber etwas passiert. Da wird er sich verstecken. Aber ich halte es doch für angebracht, die Leute, die in der Nähe der Raffinerie wohnen, zu warnen. Als Vorsichtsmaßnahme. Kinderspielplätze sollten besser geräumt werden. Ist zwar unwahrscheinlich, dass etwas passiert, aber nicht auszuschließen. Vor allem würde ich alle großen Bäume im Umkreis der Raffinerie inspizieren. Ich denke, dass er sich tagsüber auf einem Baum versteckt, weil er sich dort oben einigermaßen sicher fühlt. Jaguare und Leoparden sind ausgezeichnete Kletterer.«
    »Und wodurch unterscheiden die beiden sich?«
    »Der Leopard kommt in Afrika und Asien vor, der Jaguar in Mittel- und Südamerika. Der Jaguar ist etwas größer und kräftiger und hat einen kürzeren Schwanz. Ihre Fellzeichnung ist sehr ähnlich, allerdings hat der Jaguar größere, ringförmige Flecken mit einem schwarzen Punkt in der Mitte. Von Leopard und Jaguar gibt es aber auch ganz schwarze Exemplare.«
    »Okay«, sagte Susanne, »dann informiere ich die Kollegen von der Schutzpolizei. Wären Sie denn bereit, bei der Suche zu helfen, Harry?«
    Er schaute auf die Uhr. »Ich stecke gerade mitten in meinen Expeditionsvorbereitungen, aber ein paar Stunden kann ich wohl abzweigen. Ich denke, am besten wäre ein Trupp Scharfschützen, die wir mit Betäubungsgewehren ausrüsten. Dann schauen wir uns mal in der Umgebung der Raffinerie um, wo geeignete Verstecke sein könnten.«
    Susanne griff zum Handy und wählte die Durchwahl der Einsatzzentrale. Harry wollte noch einmal zurück in den Zoo, um ein paar »nützliche Ausrüstungsgegenstände« zu holen, wie er sagte. Es wurde vereinbart, dass die Schutzpolizei ihn in einer Stunde dort abholen würde.
    Als er sich verabschiedet hatte und die Gerichtsmedizin verließ, rief Susanne ihm nach: »Viel Glück für Ihre Expedition! Grüßen Sie mir die Orang-Utans!«
    Harry blieb stehen. »Würde ich gerne machen, aber Borneo steht erst im nächsten Jahr auf dem Programm. Dieses Jahr ist es Sumatra. Die Nashörner. Es gibt dort nur noch hundertzwanzig. Wir müssen unbedingt etwas

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