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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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kleinlaut. Da sei wohl doch um vierzehn Uhr dreißig noch etwas frei. »Siehst du«, sagte Susanne zu Torsten. »Mit zart fühlender Höflichkeit kommst du immer ans Ziel!«

    In München-Pasing stehen einige hübsche Häuser mit großen, fast parkartigen Gärten. Die Menschen, die dort leben, haben es erkennbar zu einigem Wohlstand gebracht oder zumindest eine beträchtliche Verschuldung aufgehäuft. Die Villa des Ehepaares Eberhard war klein, aber behaglich, und der große Garten mit seinen vielen Rosenstöcken befand sich in einem liebevoll gepflegten Zustand. Herr Eberhard, ein schlanker älterer Herr Mitte sechzig mit sauber gescheiteltem weißen Haar und einem kleinen Schnurrbart, saß am Schreibtisch seines im englischen Stil dunkel eingerichteten Arbeitszimmers im ersten Stock, während seine ein paar Jahre jüngere Frau draußen mit der Gießkanne die Rosen versorgte.
    Eberhard hatte für die Schönheit des Gartens momentan jedoch keinen Blick. Die Adern an seinen Schläfen waren angeschwollen, seine rechte Hand krümmte sich klauenartig um den Telefonhörer. »... das heißt genau, was es heißt: Vergiss die ganze Sache! Was ist daran so schwer zu begreifen? Wenn ich sage, wir steigen aus, dann steigen wir eben aus! ... Gründe? Na, wenn diese beiden Todesfälle nicht Grund genug sind? Mario hat uns am Telefon alles darüber erzählt... ahnt? Natürlich ahnt der Junge nichts! Ja, das Auftauchen des Jaguars macht uns allerdings große Sorgen ... Abmachung hin, Abmachung her! Die Lage hat sich geändert, also muss neu entschieden werden. Amelie und ich haben heute Nacht lange überlegt und wir haben entschieden ... Aberglaube? Das musst du gerade sagen! ... Also, hör bitte auf mich und rede mit Roger! Blast das Ganze ab. Wenigstens für den Augenblick. Wer weiß, wo die Polizei überall herumschnüffelt. Und wenn das geschieht, was ich befürchte, werden sie garantiert auch bei uns auftauchen und dumme Fragen stellen ... Wobei es ja fast noch harmlos wäre, wenn nur die Polizei auftaucht... Fortgehen? Und wohin? Unsere Schuld nehmen wir überall hin mit, nicht wahr? ... Schluss jetzt, wir haben uns entschieden und damit basta!«
    Eberhard legte auf. »Diese Schwachköpfe«, zischte er vor sich hin. Er blickte aus dem Fenster. »Wohin«, sagte er leise. »Ja, wohin ...«
    Auf seinem Schreibtisch stand ein Foto von Mario Eberhard, erst vor wenigen Monaten aufgenommen. Er starrte einen Moment darauf, dann legte er es flach hin, sodass Marios Gesicht nicht mehr zu sehen war.

    Eine »Organisation für eine saubere Erde« war polizeilich noch nicht aktenkundig geworden und das Verwaltungsgebäude der Raffinerie gefiel Susanne bei ihrem zweiten Besuch dort ebenso wenig wie beim ersten. Zu gläsern kühl. Feltens Sekretärin war Zahnpasta-freundlich. Die Angst, Susanne könne wieder zu knurren oder womöglich gar zu beißen anfangen, stand ihr sichtbar auf die Stirn geschrieben. Und Susanne hatte das – angesichts des Kölner Straßenverkehrs beachtliche – Kunststück zuwege gebracht, auf die Minute pünktlich zu sein. Dass ihr Herz etwas pochte, wollte nicht so recht zu ihrem ansonsten forschen und überzeugenden staatsmachtlichen Auftreten passen.
    Felten lächelte immer noch wie Robert Redford. Und seine Stimme hatte dieses volle Timbre, das in Susannes Knien merkwürdige physikalische Effekte auslöste. Erleichtert sank sie in den dick gepolsterten schwarzen Besuchersessel. Chris würde vermutlich sagen, er habe eine besondere Aura, dachte sie. Aber ich glaube natürlich nicht an so etwas.. Nein, auf keinen Fall! Wieder irritierte sie die unpersönliche Leere seines Büros. Der Mann schien nur für seine Direktorentätigkeit zu leben, keinen Sinn für anderes zu haben. Sie fragte sich, ob sich mit ihm Gespräche führen ließen, die nicht um Erdöl kreisten.
    »Sind Sie denn zu neuen Erkenntnissen gelangt?«, fragte er. Da war doch eine Veränderung. Kleine Risse in seiner Erfolgsaura. Sie fand ihn nach wie vor geradezu bezwingend erotisch, aber sie registrierte mit ihrem scharfen Blick ein feines Zittern seiner Finger. Und eine unterschwellige Gereiztheit lag in seiner Stimme. Vermutlich gingen ihm die beiden unerklärlichen Todesfälle an die Substanz, was Susanne nachvollziehbar fand.
    »Leider konnte die Raubkatze bislang nicht gefunden werden, wie Sie ja wissen.«
    »Was führt Sie dann zu mir?« Er schaute auf die Uhr.
    Diese kraftvolle Energie seines Körpers ... Ob die Frauen bei ihm reihenweise

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