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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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vergessen. »Bitte? ... Nun ...« Er schwieg einen Moment und sie merkte, wie er sich wieder unter Kontrolle bekam. Seine Schultern strafften sich. »Wie sollte das denn wohl möglich sein? Können Sie sich ernsthaft vorstellen, dass jemand einen Jaguar als Mordwaffe abrichtet?«
    »Bislang vermuten wir nur, dass es ein Jaguar ist. Das Tier wurde ja nicht gesichtet.« Sie musterte Felten durchdringend. »Oder haben Sie es vielleicht gesehen?«
    »Natürlich nicht«, sagte er – etwas zu rasch, wie es ihr schien. Sie erinnerte sich an Krupkas sonderbares Verhalten, ihren Eindruck, dass Krupka von Felten zum Stillschweigen verpflichtet worden war. Jetzt war Krupka tot und konnte niemandem mehr sagen, was er gesehen hatte. Dass Krupka gelogen hatte, stand für Susanne fest, und auch Tönsdorf, der am Freitagnachmittag Krupkas Aussage protokolliert hatte, teilte diese Auffassung. Was verbarg Felten?
    »Also, gehen wir doch pragmatisch vor und kommen zur Post zurück«, sagte er. Er schaute erneut auf die Uhr. »Ich habe gleich noch einen wichtigen Termin. Meine Sekretärin und momentan auch Mario bearbeiten meine Post. Einen Teil der Briefe öffnen sie selbst und die persönlich an mich gerichteten legen sie mir auf den Schreibtisch.«
    Dass er sie nun schnell loswerden wollte, passte ins Bild. Und seine plötzliche Kooperationsbereitschaft bei den Briefen sollte Susanne offenbar von weiteren unangenehmen Fragen abhalten. »Gut«, sagte sie und beschloss es einstweilen dabei bewenden zu lassen. »Ich schicke Herrn Wester heute noch zu Ihnen. Er wird sich mit Herrn Hoppen abstimmen und Ihnen oder Ihrer Sekretärin erläutern, worauf bei der Post zu achten ist. Briefe, deren Absender Ihnen unbekannt ist, sollten Sie auf keinenFall öffnen.«
    Er nickte. »Das ist alles sehr ärgerlich. Aber ich sehe ein, dass Sie nur Ihre Pflicht tun. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen ...« Er stand auf und hielt ihr die Hand hin. »Sagen Sie Herrn Wester, dass er sich an meine Sekretärin wenden soll. Sie wird alles Weitere veranlassen.«
    Susanne nahm die Briefe. »Für unser Labor«, sagte sie.
    »Selbstverständlich.« Er lächelte schief. »Wenn Sie mit ihnen fertig sind, können Sie sie entsorgen. Ich will sie nicht zurückhaben!«
    Er ist schön, dachte sie auf dem Weg zum Parkplatz, ein wirklich attraktiver Mann. Wenn diese Sache ausgestanden ist und sich herausstellen sollte, dass er keinen Dreck am Stecken hat ... Allerdings, auch wenn das ein dummes Vorurteil sein mochte: Sie konnte sich nur schwer vorstellen, dass ein Mann in seiner Position keinen Dreck am Stecken hatte. Und da gab es noch ein klitzekleines Problem: Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Top-Manager eines der größten Olkonzerne der Welt mit einer kleinen Kölner Kripokommissarin essen ging?
    Vergiss es, Mädchen, sagte sie sich kopfschüttelnd.

    Feltens Haus in einer Nebenstraße gleich beim Haupttor der Raffinerie war groß, aber nicht sonderlich schön – ein kantiger Bau aus den späten fünfziger Jahren, der damaligen Vorstellung von Modernität entsprechend mit Flachdach und großen Fensterflächen. Der Garten bestand aus vermutlich von einer Gartenbaufirma kurz gehaltenem Gebrauchsgrün. Das ganze Ambiente wirkte ähnlich unpersönlich wie Feltens Büro. Es gab keine Zierpflanzen auf dem großen Betonbalkon, keine Sitzmöbel draußen im Garten.
    Sie klingelte an der schweren eisernen Gartenpforte.
    »Ja, bitte?« Sie erkannte Marios Stimme und schon öffnete er die Haustür. »Klasse, dass Sie doch vorbeikommen.«
    Drinnen herrschte nüchterne Kühle. Große, helle, aber weitgehend leere Räume, die den Eindruck vermittelten, das Haus sei gar nicht wirklich bewohnt.
    »Onkel Arne nutzt fast nur sein Arbeitszimmer«, sagte Mario. »Die Villa ist eigentlich viel zu groß. Sie ist vom früheren Direktor gebaut worden, der verheiratet war und eine große Familie hatte. Ich nehme an, Onkel Arne hat sie nur gekauft, weil er hier von seinem Arbeitszimmer aus die Raffinerie sehen kann.«
    »Als wäre er mit ihr verheiratet«, bemerkte Susanne trocken.
    »Möchten Sie Kaffee?« Als Susanne nickte, rief Mario: »Hedwig!«
    Aus einer der vielen Türen tauchte eine rundliche Frau um die sechzig auf. »Das ist die Kommissarin Wendland. Wir hätten gerne Kaffee.«
    »Vielleicht mag die Frau Kommissarin ja auch von dem Marmorkuchen probieren, den ich für dich gebacken habe?« Dass Hedwig Kölnerin war, ließ sich nicht überhören.
    Susanne lächelte.

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