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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Garten, ohne einen Laut von sich zu geben. Doch. Jetzt knurrte er. Aber nur ganz kurz und ganz leise.
    Jonas folgte dem Hundeblick. Da war jemand auf Feltens Grundstück. Zwei Gestalten standen dicht bei den Sträuchern und zwei weitere Gestalten gingen gerade hinaus auf den Rasen. Jonas hielt für einen Moment den Atem an. Waren Marios nächtliche Besucher zurückgekehrt? Er zögerte. Seine Dienstwaffe trug er im Schulterhalfter. Vermutlich war es ratsam, vorsichtshalber die Kollegen von der Zivilstreife hinzuzuziehen. Doch deren Wagen stand vorne vor dem Haus. Wenn Jonas sie erst holen ging, waren die Eindringlinge möglicherweise inzwischen wieder verschwunden. Einen Wagen, der zuvor nicht dort gestanden hatte, sah Jonas in der Straße nicht parken. Merkwürdig.
    Verdammt, er war Polizist, gut bewaffnet und nahkampferfahren. Er schwang das Bein über den Zaun. »Mach du hier Sitz«, flüsterte er dem Hund zu, der seine Pfoten wieder von der Mauer genommen hatte, und band ihn leise am Zaun fest.
    Einen Moment blieb Jonas im Schutz der Sträucher stehen. Was trieben diese Leute? Die beiden Gestalten am Rand des Rasen waren Männer, groß und kräftig, in eigenartigen Mänteln oder Umhängen. Sie rührten sich nicht, standen einfach schweigend dort, ihre Gesichter den beiden anderen Gestalten zugewandt, die im schwachen, von der Straße durch die Bäume dringenden Lichtschein hinaus auf den Rasen gegangen waren.
    Zwei Frauen. Eine dicke, stark gebeugte ältere Frau, und eine junge, schlanke Frau. Auch sie trugen die merkwürdigen umhangähnlichen Mäntel. Jonas fragte sich, wie die Alte es geschafft hatte, über den Zaun zu klettern.
    Plötzlich begann die alte Frau zu singen. Ein leiser, monotoner Singsang in einer Sprache, die Jonas noch nie gehört hatte. Die junge Frau stand still daneben und breitete ihre Arme aus, als wollte sie Regen herbeiflehen. Irgendein Ritual. Eine Beschwörung? Was es auch war, Jonas hatte dabei kein gutes Gefühl und dem Medizinhund ging es offenbar ebenso, denn Mister Brown ließ erneut ein leises Knurren vernehmen. »Ssch«, zischte Jonas ihm zu.
    Immerhin hatten diese Personen unerlaubt ein fremdes Grundstück betreten. Jonas beschloss daher einzuschreiten. Er bahnte sich rasch einen Weg durch die Sträucher und betrat den Rasen einige Meter seitlich von den beiden Männern, sodass er sie im Auge behalten konnte. »Was tun Sie hier?«, sagte er laut. »Ich bin Polizist. Dieses Haus wird überwacht. Was haben Sie auf dem Grundstück zu suchen?«
    Die alte Frau verstummte und die junge Frau ließ die Arme sinken und drehte sich zu Jonas um. Sie hatte langes schwarzes Haar und wirkte, so weit Jonas das in dem spärlichen Licht erkennen konnte, tatsächlich indianisch. »Wer hat den Kristall entfernt?«, sagte sie anstelle einer Antwort. Sie sprach Deutsch, jedoch langsam und mit fremdem Akzent. Einen Augenblick hatte Jonas sich ganz auf sie konzentriert. Als er die beiden Männer wieder mit ins Blickfeld nehmen wollte, waren sie verschwunden.
    Er ging rasch ein Stück weiter auf den Rasen und stellte sich mit dem Rücken schräg zum Haus, um die Sträucher im Blick behalten zu können, falls die beiden versuchten sich von hinten anzuschleichen. Demonstrativ öffnete er seine Jacke, sodass seine Waffe sichtbar wurde. »Wer sind Sie?«, fragte er in drohendem, einschüchternden Tonfall. Dabei dachte er: Ich habe kein Handy. Die Leute von der Zivilstreife könnte ich höchstens durch lautes Rufen alarmieren.
    Die junge Frau ging langsam ein paar Schritte auf ihn zu.
    »Stehen bleiben!« Jetzt zog er seine Waffe.
    Wohin waren die beiden Männer verschwunden? Wären sie über den Zaun geklettert, auf den Bürgersteig, hätte Mister Brown vermutlich angeschlagen.
    »Es geht auch ohne den Stein. Er war nur als zusätzliche energetische Hilfe gedacht, um Nachtauges Erwachen zu erleichtern, seine Erinnerung zu fördern.«
    »Nachtauge?« Susanne hatte gesagt, Mario habe die Fremden nachts diesen Namen rufen hören.
    »Der junge Mann, den Sie vorhin in der Küche ausgehorcht haben. Das ist sein wirklicher Name.«
    Jonas schluckte.
    Die alte Frau begann plötzlich wieder mit ihrem merkwürdigen Singsang. »Sagen Sie ihr, sie soll damit aufhören. Ich weiß nicht, wohin Ihre Begleiter verschwunden sind, aber Sie beide kommen jetzt mit mir. Vorne vor dem Haus steht ein Streifenwagen. Dort werden meine Kollegen Ihre Personalien aufnehmen.«
    »Wir nehmen von Ihnen keine Anweisungen entgegen«, sagte

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