Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
Vom Netzwerk:
von innen zugesperrt, vor einer halben Stunde etwa!«, rief er aufgeregt. »Ohne mir was zu sagen. Einfach so. Jetzt habe ich drinnen beunruhigende Geräusche gehört!« Susanne zog ihre Waffe. »Los! Tür eintreten!« Hoffmann versuchte es zuerst mit einem Tritt, doch davon ließ sich die solide Chefbürotür nicht beeindrucken. Schließlich nahm er von der Wand aus Anlauf und warf sich mit ganzem Gewicht dagegen. Die Tür gab nach und Hoffmann stolperte in den Raum. »Oh Gott!« stieß er hervor.
    Die entsicherte Pistole in beiden Händen haltend, folgte Susanne ihm mit ein paar großen, mutigen Schritten. Das Büro schien leer. Vorsichtig näherte sie sich Feltens Schreibtisch. Jetzt sah sie ihn. Sein Ledersessel war nach hinten umgestürzt. Felten lag auf dem Rücken. Er war mit dem Hinterkopf gegen die Heizung geprallt, doch das war nicht die Todesursache. Seine Kehle, aus der die vibrierend erotische Stimme erklungen war, gab es nicht mehr. Sein Hals war eine zerfetzte Fleischmasse. Ringsherum war alles blutüberströmt.
    Susanne ließ die Hände langsam sinken. Die Pistole war wie ein unendlich schweres Stück Blei, das ihre Arme in die Tiefe zog. Sie schaffte es nicht, den Blick von Feltens Kehle und all dem Blut zu lösen. Robert Redford.
    »Scheiße! Mein Arm ist ganz taub. Ich glaube, ich hab mir die Schulter gebrochen«, stöhnte Hoffmann.
    Eilige Schritte. »Onkel Arne!« Marios Stimme, die in diesem Moment jungenhaft schrill wirkte.
    Dann stand Jonas neben ihr. Als Moeller-geschulter Profi merkte er sofort, was mit Susanne los war. Er nahm ihr behutsam die Pistole aus der Hand, sicherte sie und steckte sie in Susannes Halfter zurück. Ohne den Blick von Felten lösen zu können, griff Susanne mit der jetzt freien Hand nach den Zigaretten, schaffte es aber nicht, eine aus der Packung zu fingern. Ihre Hände funktionierten irgendwie nicht richtig. Jonas half. Er nahm für sie eine Zigarette aus der Packung, steckte sie ihr zwischen die Lippen und gab ihr Feuer. Susanne nahm einen Zug, hustete, nahm noch einen.
    Jonas fasste sie bei den Schultern und drehte sie von Felten weg. »War sowieso nicht der Richtige für dich gewesen«, sagte er leise. Dann fügte er lauter, fester hinzu: »Du weißt doch, die gute alte Routine rettet einen immer. Wo ist dein Handy?« Sie nickte, zog es aus der Tasche. »Okay, dann bestell das Aufgebot. Tu, was zu tun ist.«
    Das Leben kehrte in Susannes Körper zurück. Ja, die gute alte Routine half wirklich. Sie fand ihre Sprache wieder und schaffte es, die nötigen Anrufe zu tätigen. Spurensicherung. Staatsanwalt vom Dienst. Gerichtsmedizin. Leichenwagen.
    Chris kam herein. Dass sie mich jetzt bloß nicht in den Arm nimmt, dachte Susanne. Dann ist’s vorbei. Dann werde ich zum heulenden Häufchen Elend. Aber Chris starrte nur einen Moment auf den Toten. »Ich hab’s ja gesehen«, murmelte sie. Sie schaute sich um, suchte offenbar etwas.
    »Ich glaube, der junge Kollege braucht einen Arzt«, sagte Jonas. »Schulter ausgekugelt, scheint mir.«
    Mario wirkte völlig ruhig. Er hatte auf seinen toten Wohltäter gestarrt und ging jetzt ans Fenster, blickte schweigend hinaus.
    »Die Tür war zu«, stammelte Hoffmann. »Die ganze Zeit. Dann hat er sie auch noch von innen abgeschlossen. Weiß nicht genau, warum. Ungefähr eine halbe Stunde später habe ich drinnen Geräusche gehört. Eine Art Aufprall. Dann ist etwas Schweres umgefallen. Der Sessel ...«
    »Seht mal«, sagte Chris, »blutige Tatzenabdrücke!«
    Jonas nickte. »Von den Vordertatzen des Jaguars offenbar. Seltsam.« Er bückte sich. »Hier in der Mitte des Raumes hören sie einfach auf.«
    Chris bückte sich ebenfalls und irgendwie schaffte es nun auch Susanne, der Spurensuche etwas Aufmerksamkeit zu widmen. Die blutigen Abdrücke führten vom Schreibtisch über den hellen Teppichboden zurück in die Mitte des Büros, als hätte der Jaguar zur verschlossenen Tür laufen wollen. Und dann? War er von seinem Herrchen, das ihn als Mordwaffe abgerichtet hatte, auf den Arm genommen und getragen worden? Absurd.
    »Wir haben heute wohl beide nicht unseren professionellsten Tag«, sagte Jonas plötzlich zu Susanne. »Die Tür da ... sehe ich erst jetzt.«
    Sie war angelehnt. Auf sie hatte Susanne bei ihren bisherigen Besuchen in Feltens Büro nicht geachtet.
    Hoffmann, der sich immer noch seine Schulter hielt, sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Die Toilette. Hat kein Fenster nach draußen.«
    Jonas zog seine

Weitere Kostenlose Bücher