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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Nachschub bringen.« Chris stellte ihre diversen Kräutertees selbst her, aus Pflanzen, die sie im Wald sammelte.
    Susanne fror, obwohl es eine milde Frühlingsnacht war. Sie zog sich die Decke hoch bis unters Kinn. Plötzlich schossen ihr wieder Tränen in die Augen und sie zitterte, fast als hätte sie Schüttelfrost »Schluss ist’s mit derr supercoolen Mörderjägerin. Ab Morgen fange ich an, jede Nacht durch die Kneipen zu ziehen, und saufe mich zu Tode. Oder ich lasse mich in den Innendienst versetzen, hocke nur noch am Computer und esse den ganzen Tag Pralinen.« Sie versuchte ironisch zu grinsen, aber sie spürte, dass es misslang. Sie suchte sich ein Tempotuch und schnäuzte sich die Nase.
    »Du brauchst vor allen Dingen jemanden, der dich knuddelt, und zwar auf regelmäßiger Basis, idealerweise täglich«, sagte Chris lächelnd. »Ich knuddel dich ja auch, aber das ist nicht dasselbe. Im Grunde brauchst du so was wie Jonas, nur eben auf deine speziellen Bedürfnisse zugeschnitten.«
    »Auf mich zugeschnitten? Ist das nicht ziemlich egoistisch?«
    »Quatsch! Überhaupt nicht. Das bedeutet, dass ihr euch ergänzt, und dann hat er genauso viel davon wie du.«
    Susanne schnäuzte sich wieder. »Aber wo finde ich denn bloß so ein Exemplar? Einen, der was mit einer arbeitssüchtigen, kettenrauchenden Mörderjägerin anfangen kann, die schon die ersten grauen Haare kriegt.«
    »Bestimmt nicht, indem du ständig alle deine vermeintlichen Fehler und Nachteile aufzählst. Und außerdem musst du ihn nicht finden, sondern dich von ihm finden lassen.«
    »Mich finden lassen? Das klingt so passiv! So was mag ich nicht. Ich will lieber selber was tun.«
    Chris schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Aber ein Geliebter ist doch kein Mörder, den du jagen und zur Strecke bringen musst. Lass dich von ihm entdecken. Deine Qualitäten und Vorzüge. Davon hast du nämlich eine ganze Menge.«
    Susanne dachte nach und trank dabei in kleinen Schlucken von dem Tee, dessen Anisduft ihr angenehm in die Nase stieg. »So was Ähnliches hat Jonas gestern Nachmittag auch zu mir gesagt. Wie hat er sich noch ausgedrückt? Ich soll mich in mich selbst verlieben, dann würde ich ganz automatisch einen Mann anziehen, der sich in mich verliebt.«
    Von dem Gespräch mit Jonas glitten ihre Gedanken unwillkürlich weiter zu ihrer späteren Begegnung mit dem Tod. Ihr Körper, der weicher und wärmer geworden war, spannte sich sofort wieder an.
    »Ja, genau«, sagte Chris. »Damit ist natürlich keine eitle Selbstverliebtheit gemeint, sondern dass du dich akzeptierst und dich eher auf deine guten Seiten konzentrierst als auf das, was dir an dir negativ erscheint.« Sie gähnte. »War ’n harter und verrückter Tag. Aber trotzdem mach ich jetzt noch was, das ich nur selten tue, nun aber innerhalb weniger Stunden schon zum zweiten Mal. Ich werde singen.«
    Susanne machte ein erstauntes Gesicht. »Ein Schlaflied? Was von Tracy?« Chris’ Stimme reichte gewiss nicht für einen Schallplattenvertrag, klang aber recht hübsch, auch wenn sie den einen oder anderen Ton verfehlte.
    »Nein«, sagte Chris. »Es ist ein heiliger Gesang, den mich Silver Bear gelehrt hat. Diese Gesänge sind besonderen Anlässen vorbehalten. Man darf sie nicht inflationär verwenden. Aber ich glaube, was dein Liebesleben angeht, muss wirklich dringend etwas passieren. So kann es einfach nicht weitergehen, sonst muss ich mir ernsthaft Sorgen um dich machen. Und weil du meine beste Freundin bist, werde ich jetzt für dich singen. Also – Augen zu und psst!«

    Als Chris am nächsten Morgen aus der Dusche kam, in Susannes Bademantel gehüllt, der ihr nur sehr knapp über Busen und Bauch reichte, stand Susanne nackt vor dem Schlafzimmerspiegel. »Mein Körper ist eigentlich gar nicht übel«, sagte sie. »Man sieht ihm an, dass ich gern schwimme und früher viel Sport gemacht habe.«
    Chris nickte heftig mit dem Kopf. »Sehr gut!«
    Susanne beugte sich vor und strich sich durchs kurze, strubbelig-lockige schwarze Haar. »Und die paar Silberfäden sind eben der Preis des Lebens, so wie die Fältchen um die Augen.«
    Sie drehte sich lächelnd um und drückte Chris an sich. »Was hast du nur mit mir gemacht? Dieses Lied ... ich hatte das Gefühl, dass es durch meinen ganzen Körper hindurchging. Ich habe mich plötzlich erinnert, dass es eigentlich eine ganze Menge Romantik in meinem Leben gegeben hat. Damals meine erste Liebe. Und die späteren Romanzen waren nicht so schlecht, auch

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