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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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dann aber anders: Wegen der zwar unglaublichen, aber dennoch zweifelsfrei feststehenden Todesursache würde die Gerichtsmedizin die Leiche vermutlich schon morgen zur Bestattung freigeben. Es genügte, sich bei Mario zu vergewissern, dass seine Adoptiveltern an der Beerdigung teilnahmen. Dann konnte Susanne persönlich mit ihnen sprechen. Von Vernehmungen am Telefon hielt sie wenig. Und falls die Eberhards nicht kamen, würde sie sich von Antweiler eben einen Flug nach München bewilligen lassen.

    Immer noch schien das Lied in Susanne nachzuwirken. Abends rief Chris an und erkundigte sich, wie es ihr ging, und Susanne erzählte ihr von dem unerwarteten Kaffeetrinken mit Antweiler. Anschließend blieb sie zum ersten Mal seit längerem nicht vor dem Fernseher kleben, sondern ging früh ins Bett und schlief tief und friedlich wie ein Murmeltier.
    Als sie am nächsten Morgen beim Frühstück saß und sich gerade ihren Toast mit Butter bestrich, hörte sie im Radio in den WDR-Nachrichten eine Meldung, die ihr beinahe das Messer aus der Hand fallen ließ.
    In der Nacht hatte es in München-Pasing einen Doppelmord gegeben, dessen Umstände so außergewöhnlich waren, dass sogar überregional in den Nachrichten darüber berichtet wurde. Ein Ehepaar war in seiner Villa bestialisch umgebracht worden. Der Mörder hatte ihnen die Kehle zerfetzt. Es konnte sich aber nicht um einen Raubmord gehandelt haben, da der Täter keine Wertsachen entwendet hatte. Zufall, dachte Susanne im ersten Moment. Das muss gar nichts mit unserem Fall zu tun haben, das müssen nicht die Eberhards sein. Sie spürte ein ängstliches Unbehagen und wusste, dass sie Gewissheit brauchte. Schnell.
    Sie griff zum Telefon, ließ sich von der Auskunft mit dem Münchner Polizeipräsidium verbinden und fragte sich zur Mordkommission durch. Der Beamte, der sich dort meldete, verhielt sich erst sehr abweisend, weil er sie wohl für eine neugierige Reporterin hielt. Als sie ihm aber glaubhaft versichern konnte, vom Fach zu sein, und die Todesfälle in der Raffinerie erwähnte, die sie zu untersuchen habe, wurde er gesprächsbereiter.
    »Ja, sagen Sie, bei Ihnen oben im Norden ist das auch vorgekommen? Das ist ja unglaublich! Aber viel kann ich Ihnen gar nicht erzählen. Wir stehen vor einem Rätsel ...«
    Susanne gab sich einen Ruck und fragte: »Zuerst einmal – der Name dieses Ehepaars: Handelt es sich um die Eberhards?«
    »Ja, das wissen’s schon?«, kam die erstaunte Antwort.
    »Und lassen Sie mich raten, die Opfer sehen aus wie von einer großen Raubkatze angefallen?« Ein eisiges, grausiges Gefühl stieg in Susanne hoch. Was um alles in der Welt war das für ein Jaguar, der nun auch noch sechshundert Kilometer entfernt in München sein Unwesen getrieben hatte?
    »Leider sehen sie nicht nur so aus. Sie sind von einer Raubkatze getötet worden, da ist unsere Gerichtsmedizin sich völlig sicher. Sie haben noch in der Nacht einen Experten vom Tierpark Hellabrunn hinzugezogen. Und da war noch etwas Seltsames ...«
    »Alle Türen waren von innen zugesperrt, sodass völlig unklar ist, wie diese Raubkatze ins Haus gelangen konnte.«
    »Stimmt! Sakrament, das ist so verrückt, dass ich mich eigentlich immer noch weigere richtig darüber nachzudenken! Aber das ist noch nicht alles: Die Eberhards saßen auf gepackten Koffern. Es sah aus, als wollten sie sich Hals über Kopf aus dem Staub machen. Er hatte Flugtickets nach Neuseeland in der Tasche – für den Lufthansa-Flug heute Morgen. Und er hat die Raubkatze ...«
    »Es ist ein Jaguar«, sagte Susanne, »ein schwarzer Jaguar.«
    »So? Na, jedenfalls hat der Herr Eberhard sie erwartet, scheint’s. Er umklammerte eine große Jagdbüchse, die er aber wohl nicht mehr rechtzeitig abfeuern konnte, ehe das Biest ihm die Kehle zerfleischt hat.«
    Sie und der Münchner Kollege, ein Hauptkommissar Tischlinger, versprachen, sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Susanne schlang eilig ihren Toast hinunter, zog sich an und stürzte sich in den morgendlichen Berufsverkehr.
    Bald darauf klingelte sie an der Tür von Feltens großem Haus in Rheindorf, das nun leerer war denn je. Die riesige Raffinerie gegenüber zischte und dampfte und stank weiter vor sich hin, als sei nichts geschehen. Hedwig öffnete mit bekümmertem Gesicht und verweinten Augen.
    »Ist Mario schon informiert ... Ich meine darüber, dass nun auch seine Adoptiveltern ... ?« Susanne sprach mit leiser, behutsamer Stimme. Hedwig tat ihr Leid.
    »Ja. Die

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