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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Gefühl, dass es gut wäre, wenn sie dabei ist. Sie wissen ja, manchmal spüre ich einfach etwas, ohne es genau erklären zu können.«
    Susanne nickte. »Gut. Ich komme auf jeden Fall mit. Und ich werde Chris anrufen und sie fragen.«

    Chris bugsierte ihren Landcruiser in eine freie Lücke. Mit den schmalen, grobstolligen Geländereifen und den Schlammspritzern an der hohen, forstgrünen Karosserie wirkte er zwischen den gepflegten Pkws auf dem Raffinerieparkplatz wie ein Fremdkörper. Sie öffnete die Hecktür. Mister Brown sprang aus dem Laderaum und sie legte ihn an die Leine. Eigentlich hasste sie Hundeleinen, aber bei bestimmten Gelegenheiten waren sie unumgänglich. Die Sonne schien sehr kräftig, sodass der Hund nicht im Wagen bleiben konnte. Immerhin ließ sich Mister Brown gut an der Leine führen.
    Der Pförtner am Eingang des Verwaltungsgebäudes schoss hinter seinem Tresen hervor, als sie mit dem Hund in die Halle stapfte und zielstrebig den Lift ansteuerte, da sie den Weg ja bereits kannte. »Halt! Hunde haben hier keinen Zutritt!«
    Chris blieb stehen. Mister Brown blickte dem kleinen, dürren Mann hechelnd und schwanzwedelnd entgegen. »Ach so. Aber das ist nicht einfach nur ein Hund. Es ist ein Medizinhund.«
    »Ein ... Medizinhund?«
    »Ja. Er ist mein ...« - Chris suchte nach einer guten Umschreibung - »... mein Assistent.«
    Der Mann warf ihr einen verständnislosen Blick zu. »Wohin wollen Sie überhaupt?«
    »Chris Adrian. Zu der Testamentseröffnung im Büro des Direktors.«
    »Verstehe. Aber den Hund können Sie nicht mitnehmen.«
    Chris hielt ihm die Leine hin. »Na gut. Dann passen Sie eben solange auf Mister Brown auf. Aber seien Sie nett zu ihm, sonst wird er knurrig.«
    Der kleine Mann schaute einen Moment unsicher zwischen Chris und dem braunen Zottelvieh hin und her, wobei er offenbar seine eigene Größe in Relation zu der des Hundes brachte. Er seufzte. »Also, dann nehmen Sie ihn in Gottes Namen mit! Aber halten Sie ihn an der Leine!«
    Feltens Sekretärin, deren strenges Gesicht von dem herben Verlust gezeichnet war, reagierte deutlich positiver auf Mister Brown. »Der ist aber lieb. Wären Sie bereit ihn mir hier im Vorzimmer anzuvertrauen? Ich weiß nicht, ob der neue kommissarische Direktor Tiere im Büro duldet. Er bekommt auch eine Schüssel Wasser.«
    Das war ein Wort. Die Sekretärin tätschelte Mister Brown den Kopf und er blieb brav neben der Tür sitzen.
    Drinnen im Büro traf Chris auf Susanne, Mario und zwei unbekannte ältere Herren. Der eine stellte sich als Dr. Jachzig vor, der Notar. Bei dem anderen handelte es sich um einen Engländer, Peter Williams. Er war aus der Londoner Zentrale des Europetrol-Konzerns als kommissarischer Nachfolger für Felten eingeflogen worden. Sie setzten sich an den Konferenztisch.
    »Gut«, sagte Dr. Jachzig, »dann schreiten wir jetzt zur Testamentsverlesung. Es geht um das Privatvermögen des verstorbenen Arne Felten. Dieses Vermögen umfasst das Wohnhaus des Verstorbenen mitsamt Grundstück, geschätzter Wert circa eins Komma zwei Millionen, Kapitalanteile des Europetrol-Konzerns und anderer Firmen im Wert von zwölf Komma acht Millionen ...«
    Für Chris’ Verhältnisse waren das geradezu Schwindel erregende Summen. Mario nahm es mit starrem, beherrschten Gesicht auf.
    »... sowie ein besonderer Gegenstand, der hier in diesem Büro in einem Safe aufbewahrt wird, den Herr Williams gleich in unserem Beisein öffnen wird. Alleiniger Erbe sind, so wurde es vom Verstorbenen testamentarisch verfügt, Sie, Herr Mario Eberhard. Ich komme nun zur Verlesung des Testaments, das von Herrn Felten am vierzehnten Mai des vergangenen Jahres aufgesetzt wurde:
    › Mein lieber Mario, dieses Testament ist allein für dich bestimmt und darum spreche ich dich unmittelbar an. All die Jahre hindurch bin ich für dich Onkel Arne gewesen, ein guter Freund der Familie. Kürzlich hatte ich ein intensives Gespräch mit deinen Adoptiveltern, die ich seit Jahren zu meinen nächsten und besten Freunden zähle. Darin bestärkten sie mich nachdrücklich in meinem Entschluss ein Testament aufzusetzen, in dem ich verfüge, was im Falle meines Ablebens mit meinem Vermögen geschehen soll. Zwar bin ich gesund und im Vollbesitz meiner Kräfte, doch zwingt mein Beruf mich zu häufigen Flugreisen, bei denen immer ein gewisses Unfallrisiko besteht. Zugleich möchte ich dieses Testament nutzen, um einige Dinge klarzustellen, die dich und mich und die Vergangenheit

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