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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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die Nacht um die Ohren zu schlagen. Darf ich Sie alle auf einen Kaffee in mein Büro bitten?«
    Dass Felten ihr so gut gefiel, fand Susanne ein bisschen unheimlich, und natürlich regte sich ihr kriminalistisches Misstrauen – war Felten vielleicht eine Spur zu freundlich?
    Während sie hinter Feltens Mercedes herfuhren, zündete sich Tönsdorf auf dem Beifahrersitz die nächste Zigarette an. »Soll ich mal für dich checken, ob er Single ist?«
    »Wer?«
    »Na, Felten natürlich.« Er zwinkerte ihr zu.
    Susanne verzog das Gesicht. »Ach, halt bloß die Klappe!«
    Das Verwaltungsgebäude der Raffinerie wirkte modern und gesichtslos – viel Glas und Stahl. Diese Gesichtslosigkeit setzte sich in Feltens Büro fort, das doch immerhin das bedeutendste in diesem Gebäude sein musste. Chromschreibtisch, schwarze Ledersessel. Susanne war enttäuscht, die Verzauberung ließ etwas nach. Sie schaute sich nach Persönlichem um, das Feltens Wesen, seine Vorlieben offenbart hätte, fand aber nichts, so, als sei er als Mensch in diesem Büro nicht wirklich anwesend. Die einzige Dekoration, falls jemand dergleichen für dekorativ hielt, war eine auf Po-sterformat vergrößerte Luftaufnahme der Raffinerie, hinter Glas. Und doch besaß Felten diese enorme körperliche Ausstrahlung. Sie ertappte sich bei der Vorstellung, mit ihm ins Bett zu gehen, und musste sich sehr zusammenreißen, um sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Was ist denn los?, wunderte sie sich. Bin ich sexuell so ausgehungert? Nun ja, was Männer anging, war sie wirklich nicht gerade vom Glück verfolgt.
    In dem weitläufigen Büro gab es neben Feltens Chefschreibtisch noch einen großen Konferenztisch, an dem er ihnen Platz anbot. Auch der zweite Mann aus dem Mercedes setzte sich dazu. Während sie hinter Felten hergefahren waren, hatte Torsten sie kurz gebrieft. Der Bursche, kleiner und kompakter als Felten, hieß Krupka und war der Leiter des Werkschutzes. Nahkampfgestählt, viele Muskeln, aber vom Gesichtsausdruck her zu urteilen eher weniger Gehirn.
    »Er hat den Toten gefunden«, hatte Torsten im Wagen gesagt. »Sie haben zusammen Wache geschoben. Er behauptet, sie hätten sich getrennt. Als der andere, Sempold, dann an dem verabredeten Treffpunkt nicht wieder auftauchte, will er ihn suchen gegangen sein und ihn dann mit zerfetzter Kehle gefunden haben. Den Mord selbst hat er angeblich nicht beobachtet.«
    »Und du glaubst ihm nicht?« Das war an Torstens Gesichtsausdruck deutlich abzulesen gewesen.
    »Ich hab den Eindruck, der Typ lügt. Ich glaube, er hat irgendwas gesehen. Aber warum lügt er? Will er jemand decken? Der, der diesen Mord begangen hat, muss ein vollkommen durchgeknallter Perverser sein. Wer würde so jemanden decken wollen?«
    Susanne, die sich bewusst den Stuhl Krupka gegenüber ausgesucht hatte, musterte den Werkschutzmann prüfend. »Sie haben also den Toten gefunden?«
    Er nickte. »Ein ... schrecklicher Anblick.« Anfangs hatte er der Musterung standgehalten, doch jetzt huschten seine Augen nervös hinüber zu seinem Chef.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür. Feltens Sekretärin, eine ältere, etwas streng wirkende Frau, kam mit einem Tablett herein, auf dem Kaffeetassen und eine Thermoskanne standen sowie eine Schale mit Keksen. Hinter ihr betrat ein junger Mann von vielleicht achtzehn, neunzehn Jahren das Büro. Er hatte schwarzes Haar und einen dunklen, ehe südländisch wirkenden Teint.
    »Ah, da kommt Mario«, sagte Felten. »Er ist der Sohn guter Freunde und absolviert gerade ein Praktikum bei mir in der Raffinerie.« Er lächelte den Jungen freundlich an, ohne die gewisse autoritäre Härte, die sonst im Umgang mit seiner Sekretärin oder Krupka spürbar war. »Mario schaut mir praktisch bei allem über die Schulter, was ich tue. Er will Ingenieurwissenschaften studieren und vielleicht einmal in meine Fußstapfen treten.« Es klang, als ob Mario quasi zu Feltens Familie dazugehörte. »Setz dich ruhig zu uns, mein Junge.«
    Mario hatte ein sympathisches, gewinnendes Lächeln. Er setzte sich still an den großen Tisch, in einem gewissen respektvollen Abstand zu den anderen.
    »Und, gefällt’s Ihnen denn auf der Raffinerie?«, fragte Tönsdorf im Plauderton. »Wenn nicht, dann können Sie ja stattdessen zu uns zur Polizei kommen. Wir suchen immer Nachwuchs.«
    »Danke«, sagte Mario, »aber ich finde es hier bei Onkel Arne sehr interessant und spannend.« Er strahlte eine freundliche Bescheidenheit aus, die rasch für ihn

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