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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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in die Gerichtsmedizin!«

    Krupka eilte in sein eigenes Büro, das sich im dritten Stock befand, gleich neben dem überdachten Gang, der hinüber zur Technikzentrale führte. Er schlug die Tür hinter sich zu, füllte am Waschbecken ein Glas mit kaltem Wasser, registrierte ärgerlich das leichte Zittern seiner Hände und trank das Glas in einem Zug leer. Diese Kommissarin gehörte zu jener Sorte Frauen, die er überhaupt nicht mochte. Frauen, die alles besser wussten und sich von Männern nichts sagen ließen. Es gab Berufe, in denen waren Frauen einfach fehl am Platze und bei der Kripo hatten sie ganz sicher nichts zu suchen. Auch für den Werkschutz wäre er niemals auf die Idee gekommen, eine Frau einzustellen. Solche Jobs waren seiner Ansicht nach Männersache. Diese unangenehme, stechende Art, wie sie ihn angeschaut hatte, und der schroffe Klang ihrer Stimme. Sie war wohl eine dieser ganz hartgesottenen Emanzen.
    Was ihm gleichfalls nicht behagte, war, dass der Chef Mario erlaubt hatte bei der Unterredung mit der Polizei dabei zu sein. Wieso durfte der Junge ihn auf Schritt und Tritt begleiten? Natürlich mochte der Chef den Jungen und Mario war ja auch wirklich sympathisch und freundlich, aber für das harte Ölgeschäft fand Krupka ihn zu weich.
    Sicher, in gewisser Weise konnte er den Chef verstehen. Felten besaß keine eigene Familie. Soweit Krupka wusste, hatte Felten eine kurze, kinderlose Ehe geführt, die mit einer ziemlich hässlichen Scheidung geendet hatte. Seine späteren Frauenbekanntschaften schienen nie von Dauer zu sein, vermutlich, weil der Chef ganz mit seinem Beruf verheiratet war. Da blieb kaum Zeit für ein Privatleben. Mit den Eberhards, den in München lebenden Eltern Marios, war der Chef offenbar schon seit vielen Jahren gut befreundet, weswegen er jetzt Mario unter seine Fittiche nahm. Aber er übertrieb nach Krupkas Meinung dabei etwas. Solche Sentimentalitäten hätte er dem Chef nicht zugetraut und war darüber doch etwas enttäuscht. Dabei wäre es bestimmt besser für den Jungen gewesen, ihn hart ranzunehmen und richtig malochen zu lassen, mit den Schichtarbeitern, wo es rau zuging. Felten war doch sonst nicht zimperlich!
    Das hart wirkende Gesicht der Kommissarin mit dem bohrenden Blick drängte sich ihm wieder auf. Natürlich hatte er schlecht gelogen. Das war einfach nicht sein Ding, er zog es vor, geradeheraus zu sagen, was er dachte. Am meisten ärgerte er sich darüber, dass er behauptet hatte, es sei normal, dass die beiden Wachmänner sich während des Rundgangs trennten. Was für eine Riesendummheit! Eine Nachfrage beim Personal genügte, dann wussten die Polizisten, dass so etwas keineswegs üblich war. Aber ihm war auf die Schnelle keine andere Erklärung eingefallen, warum er sich nicht in Sempolds Nähe aufgehalten hatte, als dieser getötet wurde.
    Beim Gedanken daran verzog Krupka das Gesicht. Von der Sache mit Mario abgesehen, der ja erst seit drei Wochen in der Raffinerie war, hielt Krupka große Stücke auf den Chef. Der war eine echte Führungspersönlichkeit. Krupka arbeitete gern für ihn. Er führte die Raffinerie mit fester Hand und der nötigen Härte. Es gab Menschen, die ganz einfach Macht ausstrahlten, doch bei niemandem hatte Krupka das so ausgeprägt erlebt wie bei Direktor Felten. Er musste nie laut werden und mit der Faust auf den Tisch schlagen. Er zog Menschen einfach in seinen Bann und sie folgten ihm. Dabei bewies er immer wieder ein unfehlbares Urteilsvermögen und die Raffinerie gedieh ausgezeichnet. Und er war ja nicht nur für diese hier verantwortlich, sondern als Mitglied des Gesamtvorstands auch noch für alle anderen Raffinerien des Konzerns. Der Chef war aus dem richtigen Holz geschnitzt. Er war ein Mann nach Krupkas Geschmack. Deutschland brauchte Männer wie ihn, sonst würde früher oder später alles den Bach hinuntergehen. Kein Wunder, dass der Chef vor zwei Jahren zum deutschen Manager des Jahres gewählt worden war. Und man munkelte, wenn der jetzige Vorstandschef von Europetrol im kommenden Jahr in den Ruhestand gehe, habe Direktor Felten gute Aussichten dessen Nachfolge in der Londoner Konzernzentrale anzutreten.
    Für den Chef war Krupka bereit durchs Feuer zu gehen. Aber die Sache mit der Raubkatze vor der Polizei zu verbergen hielt er dennoch für einen Fehler.
    Während der drei Jahre, die Krupka nun in der Raffinerie arbeitete, war dies das erste Mal, dass der Chef eine Entscheidung getroffen hatte, die Krupka nicht

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