Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
rührt geistesabwesend in ihren Filetspitzen Stroganoff. Bevor sie sich dazu durchringt, auf meine Frage zu antworten, klingelt es. Martina.
»Wenn ihr wüsstet, wie sehr ich mich auf unser Weihnachtsessen gefreut habe! Nachdem ich euch wegen Stefan monatelang die Ohren vollgeheult habe, will ich doch jetzt endlich mit euch auf unser neues Glück anstoßen!« Sie schwenkt eine Flasche Champagner und strahlt.
Gut sieht sie aus, sehr gut sogar. Die neue Frisur, die ganzen Kilos, die sie aus Liebeskummer verloren und sich zumindest bisher noch nicht wieder angefuttert hat, die schicken, gut sitzenden Klamotten, die sie inzwischen trägt …
»Super Idee, wir trinken auf den endgültigen Abschied von deiner ewigen Molligenmode«, röhrt Neele und holt drei Champagnergläser aus dem Schrank. Ich müsste jetzt eigentlich ›Nein, danke‹ sagen. Aber ich kann Martina in diesem feierlichen Moment unmöglich den Spaß verderben.
»Was heißt hier ›neues Glück‹? Hast du Stefan endlich rausgeschmissen und deinen alten Schulfreund wieder aktiviert?«, frage ich scherzhaft und bedeute Neele, mein Glas ruhig vollzumachen.
»Hast du dir etwa endlich den richtigen Mann fürs Leben gesucht?«, fragt Martina scherzhaft zurück. »Nee, ich bin immer noch mit Stefan zusammen. Oder, besser gesagt, wieder. Wir haben uns inzwischen ausgesprochen.«
»Genau wie Sandra sich mit Thomas. Und ich mich mit Julian. Willkommen im Klub«, unterbricht Neele sie. »Nur dass das bei euch offenbar zum Ende der Beziehungskrise geführt hat und bei mir zum Ende der Beziehung. Juli konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass ich keinen Juli junior von ihm wollte, tja.«
Traurig schaut sie in ihr Glas. Wir halten die Luft an. Wenn wir jetzt wieder vier Stunden seelische Wiederaufbauarbeit leisten müssen wie damals bei Alberto, können wir das Weihnachtsessen gleich knicken.
Doch Neele grinst schon wieder. »Was soll’s. Irgendwo wird schon der Richtige auf mich warten, sagt meine Mutter immer. Kommt, darauf trinken wir!«
Kichernd wie Teenies lassen wir die Gläser klingen. Champagner ist wirklich ein großartiges Getränk. Eigentlich sogar Medizin. So gesehen kann er unmöglich unter mein selbst verordnetes Alkoholverbot fallen, beschließe ich und lasse Neele noch mal nachschenken.
»Stefan und du, ihr habt euch also wiedergefunden. Wie habt ihr das denn geschafft? Erzähl doch mal!«, bitte ich Martina. In den letzten Wochen habe ich überhaupt nichts von ihr gehört.
»Wir … Wir haben uns halt so richtig ausgesprochen. Uns alles erzählt. Er mir von Gaby. War hart, ich musste ganz schön schlucken.«
Wir nicken mitleidig.
»Aber Stefan auch, als ich ihm von Michael erzählt habe«, sagt Martina mit unverhohlener Genugtuung. »Ich hab da all meinen Mut zusammengenommen und ihm einfach gesagt, was mir inzwischen im Bett mit ihm fehlt. Bisschen Pfeffer. Mal was anderes als immer diese Nullachtfuffzehn-Sonntagmorgennummer. Und auch nicht immer nur Missionar. Paar heiße Spielzeuge. Bondage, Dildos, Lustkugeln, ihr wisst schon …« Sie wird ein bisschen rot.
Ich werde auch ein bisschen rot. Wahrscheinlich, weil ich mal wieder zu heftig genickt habe.
»Jedenfalls haben wir Lea letztes Wochenende ihren älteren Geschwistern aufs Auge gedrückt und uns in der Hochzeitssuite vom ›Bayerischen Hof‹ eingemietet. Müsst ihr auch mal machen; da gibt’s ein Supersonderangebot! Na ja, und dann sind wir jedenfalls zusammen in diesen Sexshop in Schwabing gegangen und haben ein bisschen was eingekauft …«
Martina lächelt verlegen und nimmt einen tiefen Schluck Champagner.
»Haben wir dann alles sofort in unserer schicken Suite ausprobiert. Es war unglaublich aufregend, das sage ich euch! Leidenschaft reloade d ! Na ja, und was soll ich euch sagen – seitdem geht bei uns in der Kiste wieder die Post ab, wie damals in unseren ersten Tagen. So gesehen stimmt es, was die Leute immer sagen: Seitensprünge können neuen Schwung in erschlaffte Beziehungen bringen!«
Die alte Sandra hätte jetzt die nächsten zwei Wochen gegrübelt, warum dieser Trick bei ihr und Thomas nicht funktioniert hat.
Die neue Sandra hingegen denkt nicht mehr ständig an sich selbst. Sie freut sich ganz einfach für ihre Freundin. Sie ruht in sich, ist empfänglich und dankbar für die vielen kleinen Glücksmomente des Lebens.
Selig lächele ich Martina und Neele an und will spontan einen Toast auf unsere Freundschaft ausbringen, da klingelt es erneut. Kurze
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