Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
für Thomas zusammen. Er schaut etwas fragend. Dann grinst er breit und orakelt: »Na, da hab ich ja zu Hause genau die richtige Überraschung für dich!«
Jetzt gucke ich fragend. Eigentlich hasst Thomas Überraschungen, von Pizza sorpresa an aufwärts bis zu Überraschungsgeschenken, Überraschungsgästen und Überraschungspartys. Aber vielleicht hat er sich ja überwunden und zu Hause so eine Art Begrüßungsfest für mich organisiert?
Als wir zur Tür reinkommen, kann ich weder »Welcome back« -Girlanden entdecken noch einen Haufen fröhlicher Freunde, die mir mit einem Glas Punsch in der Hand um den Hals fallen. Eigentlich sieht alles aus wie immer.
Ich will schon lautstark die angekündigte Überraschung einfordern, da spüre ich etwas an meinem Fuß und mache fast einen Satz zur Seite vor Schreck. Thomas lacht. Und ich schaue runter. An meinen Füßen reibt sich ein Kätzchen. Es ist ganz schwarz, nur über den Augen hat es zwei weiße Flecken. Und es schnurrt. Offenbar gefallen ihm meine Socken.
»Mein Kollege Detlef hat ihn in der Mülltonne gefunden. Armes Kerlchen. Da dachte ich, ich bring ihn dir mit. Schließlich ist statistisch bewiesen, dass Haustiere auf Menschen eine beruhigende und gesundheitsfördernde Wirkung haben …« Erwartungsvoll und auch leicht verlegen schaut Thomas mich an. Ich bin restlos begeistert.
Eine Begeisterung, die einen Moment lang ins Stocken gerät, als Thomas sagt: »Ich dachte, wir nennen ihn Detlef. Ja, nach meinem Kollegen, der ihn gefunden hat!«
Der arme Kater. Mit so einem Namen wäre er traumatisiert fürs Leben. Und mit der Stimulierung meines Immunsystems wäre es dann bestimmt auch Essig.
In meinen Hirnwindungen sirren in Sekundenbruchteilen Tausende von Namen wild durcheinander, bis ich es auf einmal weiß: »Also ich würd ihn lieber Belmondo nennen. Du weißt schon, wie der Schauspieler, der immer allen zeigt, wo es langgeht. Das passt doch viel besser zu einem coolen Kater als Detlef. So heißen doch nur Herrenhandtaschenträger.«
»Du immer mit deinem Frankreichtick«, murmelt Thomas enttäuscht. Doch dann hebt er den kleinen Kater hoch und legt ihn mir in die Arme. »Hier, Belmondo, das ist Frauchen. Ich hoffe, dass du ihr viel Freude machst.« Belmondo miaut zustimmend. Damit ist das Thema Katzentaufe durch.
Jedenfalls abgesehen von einem kleinen, höchst persönlichen Nachtrag: Als ich spätabends, nach durchaus solidem Blümchensex mit Thomas, noch ein Weilchen wach liege, kuschelt Belmondo sich an meinen Bauch. Und auf einmal wird mir klar, wie ich auf diesen Namen gekommen bin.
Benno. Der sieht ein bisschen aus wie der junge Jean-Paul, natürlich ohne die dicke Nase und den altmodischen Seitenscheitel. Aber dieses überwältigende Lächeln, die strahlenden Augen und natürlich diese leckeren Lippen …
SANDRA ! Hör sofort auf damit! Solche ehebrecherischen Gedanken passen nun wirklich überhaupt nicht zu deinem neuen Leben. Benno ist wahrscheinlich längst in Frankreich, und du wirst ihn nie wiedersehen. Genau wie du selbst es damals nach der zweiten Nacht gefordert hast.
Richtig, Schluss damit, sage ich mir. Nicht ohne zu bemerken, dass dieses Fazit durchaus etwas überzeugender hätte rüberkommen können.
Seufzend gebe ich mich meinem streng moralischen Über-Ich geschlagen und rolle mich auf die andere Seite. Vorsichtig, um Belmondo nicht zu stören. Mit Katzen kuscheln, die Belmondo heißen, werde ich ja wohl noch dürfen. Und warum er so heißt, tja, das bleibt mein süßes Geheimnis.
v v v
Sich jeden Tag was Gutes tun ist ein klasse Vorsatz. Und ganz einfach zu verwirklichen. Jedenfalls wenn man bis auf Weiteres krankgeschrieben ist.
Draußen wirbeln dicke, nasse Schneeflocken durch die Luft. Die ganz üble Sorte, die sofort jeden Wintermantel durchweicht und sich auf der Straße zu tiefen, grauen Pfützen vereinigt. Genau das, was man dringend braucht, wenn man morgens zur Arbeit hetzt.
Normalerweise würde ich jetzt mit nassen Füßen am Schreibtisch sitzen und die extraschlechte Winterlaune vom Meidner ertragen müssen. Stattdessen lungere ich gemütlich mit Belmondo auf dem Sofa herum und kraule ihn am Bauch.
Er ist inzwischen zum vollwertigen Familienmitglied avanciert, hat einen Stammplatz auf unserem Fernsehsofa und darf auch sonst eigentlich alles. Alles, außer in Thomas’ Sukkulentenzucht herumspazieren. Er macht allerdings nicht den Eindruck, als ob er darüber unglücklich sei.
Ausgesprochen empört war er
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