Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
hingegen über das Futter, das wir ihm zuerst hingestellt haben. Unsere liebevoll ausgesuchten Schlemmerhäppchen für die anspruchsvolle Katze fraß er nur unter Protest und mit demonstrativer Todesverachtung.
Instinktiv versuchte ich es daraufhin mit französischen Ölsardinen, die ich noch im Vorratsschrank hatte. Volltreffer. Thomas kaufte gleich sämtliche Supermarktbestände in einem Radius von fünf Kilometern auf.
»Um ihren täglichen Energiebedarf zu decken, muss eine Katze im Schnitt acht bis fünfzehn Mäuse fressen. Stell dir die Menge mal in Ölsardinen vor«, sagte er besorgt, bevor er losfuhr.
Auch wenn er es mit Haustieren nicht so hat, gibt er sich doch große Mühe. Wahrscheinlich weil mir Belmondo tatsächlich ausgesprochen gut bekommt. Keine Ahnung, ob das an seiner Anhänglichkeit und seinem wohligen Schnurren liegt oder vielleicht doch eher an den Benno-Restbeständen in meinem Gedächtnis. Jedenfalls ist Belmondo mir ein unentbehrlicher Gesprächspartner für alle Dinge des Lebens geworden.
Ich erzähle, er lauscht aufmerksam und scheint alles, was ich sage, genau zu verstehen. Aber er schweigt. Eine ausgesprochen angenehme Form der Kommunikation. Nur manchmal verrät ein Gähnen oder sein genervt wedelnder Schwanz, dass er mit mir nicht einer Meinung ist.
»Und? Was sagst du zu meiner Bouillabaisse?« Erwartungsvoll schaue ich Belmondo an. Wenn er französische Ölsardinen frisst, weiß er vermutlich auch französische Fischsuppe zu schätzen. Er leckt sein Probiertellerchen blitzeblank und schnurrt. Gut. Ich werde mich also heute Abend bei meinen Gästen nicht blamieren. Thomas muss zu einem Geschäftsessen, da habe ich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und Martina, Neele und Renate zum Essen eingeladen. Als kleines Dankeschön für ihre Hilfe in schweren Stunden.
Rein arbeitstechnisch ist es inzwischen ein großes Dankeschön geworden. Den ganzen Tag habe ich geschält, geschnippelt, mariniert, zusammengerührt, angebraten, eingekocht und abgeschmeckt. Für viele Frauen ist das ja der Albtraum. Aber für mich ist Küchenarbeit das reinste Glück. Eine quasi meditative Tätigkeit und damit ein Highlight meines neuen täglichen Verwöhnprogramms.
Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal Zeit genug hatte, ein festliches Drei-Gänge-Menü zu kochen. Typisches Powerfrauenschicksal: eine professionell ausgestattete Küche inklusive Kupferkasserollen, Messerblock, zwei Pfeffermühlen und zwei Salzmühlen (für Fleur de Sel und Himalaja-Salz), meterweise prachtvoll fotografierte Kochbücher im Regal – und am Ende langt es zeitlich trotzdem nur für Tiefkühlpizza oder Schlemmerfilet à la Bordelaise.
Wohlwollend betrachten Belmondo und ich mein Hühnchen in Estragonrahm und meinen französischen Apfelkuchen. Ich will mir gerade ein zweites Probeglas Weißwein genehmigen – als Gastgeberin muss man schließlich sicherstellen, dass die gereichten Getränke nicht korken –, da klingelt es an der Tür. Kurz darauf stürmt Neele herein.
Ich bin ganz froh, dass sie zu früh dran ist, denn ich möchte mit ihr über meine Stefan-Beobachtung reden. Was ich damals in dem italienischen Feinkostladen gesehen habe, kommt mir zwar inzwischen vor wie Lichtjahre entfernt, aber es geht schließlich um Martina.
»Sie hat doch selber immer gesagt, dass sie’s gar nicht wissen will, wenn Stefan jemals was laufen haben sollte. Also sagst du ihr auch nix, ist doch einfach«, sagt Neele, ohne zu zögern.
»Außerdem hast du dich ja vielleicht getäuscht. Oder die Sache ist inzwischen vorbei, dann würdest du nur unnötige Unruhe stiften. Statistisch gesehen erzählt zwar jede Person, die von einem Geheimnis erfährt, dieses Geheimnis mindestens einer Person weiter. Aber ich persönlich finde, dass man nun wirklich nicht alles ausplaudern sollte.«
Stimmt. Übrigens auch was Benno und mich betrifft. In diesem Moment ringe ich mich endgültig dazu durch, diese Geschichte für mich zu behalten.
Es ist natürlich zugegebenermaßen verlockend, ein klitzekleines bisschen mit einer heißen Affäre anzugeben, die mir meine Freundinnen seit Jahren nicht mehr zutrauen. Aber die heiße Affäre ist inzwischen Schnee von vorgestern.
Und wenn ich einmal anfange, davon zu erzählen – wer weiß, zu welchen leichtfertigen Geständnissen ich mich dann hinreißen lasse? Mann meiner Träume, Seelenverwandtschaft und so. Neele würde mir daraufhin viele bohrende Fragen stellen, die ich mir alle
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