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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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sagen, dass deine Rezeptauswahl ziemlich tief blicken lässt.«
    v v v
    Obwohl ich finde, dass die Reaktion meiner beiden Freundinnen nichts weiter beweist als eine ausgeprägt schmutzige Fantasie, bin ich froh, dass Thomas nicht auf ähnliche Gedanken gekommen ist. Doch der erfreut sich einfach nur harmlos an unserem Leben im Heimatfilm.
    So sehr, dass er die Idylle nun offenbar perfekt machen will.
    »Engel, lass uns rausziehen aufs Land. Frische Luft und Ruhe, das ist doch genau das, was dein Körper braucht. Und Belmondo könnte auch endlich raus ins Grüne. Der Arme, er hat doch hier gar keinen Auslauf. Deswegen hat er heute Morgen übrigens schon wieder versucht, sich in meinen Sukkulentengarten zu schleichen. Na, was sagst du dazu?«
    »Du und ich und Belmondo in einem kleinen Häuschen am See? Also das wär wirklich ein Traum!«, jubele ich.
    Gleichzeitig bin ich seltsamerweise sehr froh, dass ich Thomas dabei nicht in die Augen schauen muss, weil ich ihn gerade im dichten Berufsverkehr zum Flughafen kutschiere.
    Sandra Heller, was ist denn jetzt schon wieder los mit dir?
    Gute Frage. Einerseits sehe ich alles genau vor mir. Ein Häuschen mit Garten, bunt leuchtenden Blumenbeeten, einem alten Apfelbaum und einer sonnigen Terrasse für uns und für Thomas’ Sukkulentensammlung. Ein Bauernbett aus duftendem Fichtenholz mit rot-weiß karierter Bettwäsche. Eine wunderbare Aussicht auf die Berge. Gemüse kaufen beim Biobauern nebenan. Schwätzchen mit dem Bäcker, der noch jeden Morgen frische Semmeln für unser geraniengeschmücktes Dorf backt. Belmondo auf der Jagd nach echten bayerischen Landmäusen. Eine Idylle bis zum Ende unserer Tage.
    Bis zum Ende unserer Tage.
    Ich glaube, genau das ist das Problem.
    Mensch, Sandra, geht’s noch?, höre ich meinen inneren Staatsanwalt vom Rücksitz schimpfen.
    Manchmal denke ich, wir sollten unseren Wagen verkaufen und uns endlich einen Zweisitzer anschaffen.
    Du hast gerade eine schwere Krankheit glimpflich überstanden, schimpft mein Staatsanwalt ungerührt weiter, deine Beziehung ist wieder in Form, dein Mann will mit dir an den Tegernsee ziehen – und du hast nichts anderes zu tun, als rumzujammern! Wo sind eigentlich deine ganzen guten Vorsätze geblieben, von wegen »Glück im Winkel mit Thomas genießen«, »mich bescheiden an jedem Tag erfreuen« und so weiter? Wolltest du nicht aufhören mit der ewigen Unzufriedenheit? Und überhaupt, was hast du eigentlich gegen eine Idylle bis ans Ende eurer Tage?
    Tegernsee ist natürlich was ganz anderes! Da wäre ich sofort Feuer und Flamme, aber so konkret hat Thomas das doch gar nicht gesagt!, verteidige ich mich kleinlaut. Es klingt etwas lahm.
    Eigentlich weiß ich selber gar nicht genau, was mir an dieser ganzen Idee nicht richtig behagt. Verzweifelt suche ich mein Hirn nach Gründen ab. Und bin ganz erleichtert, als ich endlich einen finde.
    »Ach, Thomas, das ist eine so tolle Idee!«, mogele ich mich über meine Zweifel hinweg. »Aber wie machen wir das denn mit der Finanzierung? Also ich hab in diesen unsicheren Zeiten ehrlich gesagt ein bisschen Angst, einen Kreditvertrag mit 20 Jahren Laufzeit zu unterschreiben. Wenn einer von uns seinen Job verliert, dann stehen wir im Regen …«
    »Daran hab ich auch schon gedacht; die Arbeitsplatzsicherheit ist schließlich in den letzten Jahren schon rein statistisch ziemlich geschrumpft. Also werden wir einfach was mieten. Du bist doch noch ein paar Wochen krankgeschrieben, da kannst du dich doch mal im Internet nach schönen Häusern umsehen. Ich freu mich schon auf die Besichtigungstouren mit dir!«
    Besichtigungstouren! Sofort hellt sich mein Gemüt wieder etwas auf.
    Bei Besichtigungstouren sind wir ein eingespieltes Team. Zwar eher im Burgen- und Schlössersegment als im Bereich Einfamilienhäuser, aber das Prinzip wird sicherlich leicht übertragbar sein: Vor der Besichtigung darf Thomas einen kleinen Abstecher in die lokale Flora machen, um nach seltenen Sukkulenten zu jagen. Und nach der Besichtigung darf ich uns einen von diesen leckeren bayerischen Landgasthöfen aussuchen, wo ich mich bei Bier und Bauernente von den Anstrengungen des Tages erholen kann.
    »Darauf freue ich mich auch, Liebling!«, sage ich warm. Ich freue mich tatsächlich. Wenn auch, offen gestanden, mehr auf bayerisches Gasthausessen als auf die vier Wände für den Rest unseres Lebens.
    Auf einmal sehe ich ganz deutlich vor mir, wie ich als alte Frau in einer mir unbekannten Landhausküche

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