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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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am Backofen stehe. Ich backe Berge von Plätzchen und räume sie in turmhoch gestapelte Blechdosen. Während Thomas, zum kleinen grauen Hutzelgreis geworden, mit Spinnweben überzogen in einem Schaukelstuhl sitzt, im Statistischen Jahrbuch liest und schaukelt.
    Und schaukelt und schaukelt.
    Bis sein Schaukeln die Blechdosentürme ins Wanken bringt. Einer nach dem anderen stürzen sie um wie Kamine bei Industriesprengungen. Und begraben uns mit lautem Getöse unter sich. Ich sehe noch, wie Belmondo dem Inferno zeternd als Einziger entrinnt.
    Mit schreckgeweiteten Augen starre ich auf mein Schicksal – bis mich das Auto hinter uns mit lautstarkem Gehupe wieder zurückholt in die Wirklichkeit.
    Hoffentlich wird sich die Suche nach unserem Heim fürs Leben wenigstens noch ein Weilchen hinziehen.
    v v v
    Kaum habe ich Thomas am Terminal 2 abgeliefert, muss ich auch schon rüberrasen zum Terminal 1, wo Daniels Flieger gerade gelandet ist. Eine Viertelstunde später kommt mein Bruder mit breitem Grinsen auf mich zumarschiert und schwenkt mich so mühelos durch die Luft, als wäre ich nicht Sandra Heller sondern Victoria Beckham nach zwei Monaten Nulldiät.
    Die zehn Stunden Flug von Bamako mit Umsteigen in Casablanca und Paris sind offenbar spurlos an ihm vorübergegangen. Jedenfalls sieht er aus wie das blühende Leben. Groß und stark, braun gebrannt, die hellen Haare von der Sonne gebleicht. Wenn er nicht mit mir verwandt wäre, würde ich mich glatt in ihn verlieben.
    »Tausend Dank, dass du Andrea vertrittst und mich abholst! Mensch, Sandra, ich freu mich so, dass du diese ganze Krebsgeschichte heil hinter dich gebracht hast! Du siehst einfach super aus. Entspannt und erholt. Sogar deine ewigen Augenringe sind weg! Diese Krankheit war unterm Strich wahrscheinlich ein richtiger Segen für dich. Sonst hättest du dich für diesen komischen Pferdeschwanztypen noch totgearbeitet …«
    Der komische Pferdeschwanztyp hat heute Morgen angerufen und mich sozusagen auf Knien angefleht, ihm zu helfen.
    »Sandy-Babe, du glaubst ja nicht, was hier los ist!«, hat er durch die Leitung gegreint. »Alle unsere Großkunden fragen jeden Tag nach dir. Die Leute von Moulin Rouge warten auf dein neues Standkonzept für die Messe in London. Der Designleiter von Clolux Sanitäranlagen möchte auch wieder einen großen Stand mit uns machen. Der Schnurer will für seine blöde Rasenmäherparty keinen anderen als dich und hat schon gedroht, dass er sich einen anderen Event-Veranstalter sucht, wenn er nicht bald wieder mit dir an der Konzeption arbeiten kann. Und deine Krankheitsvertretung ist mit dem ganzen Ansturm offenbar hoffnungslos überfordert!«
    An dieser Stelle lächelte ich befriedigt. Na also. Alles andere hätte mich auch sehr verwundert.
    »Sandra, bitte! Kannst du nicht von zu Hause aus wenigstens ein bisschen für uns arbeiten, solange du noch krankgeschrieben bist? Ich lass dir auch gleich morgen einen neuen Laptop liefern, versprochen! Ohne dich schaffen wir es einfach nicht. Hier ist Land unter, da kannst du uns doch nicht im Stich lassen!«
    Okay. Ich gebe zu, ich war ein bisschen geschmeichelt. Einen neuen Laptop darf man natürlich auch nicht leichtfertig zurückweisen. Und nach meiner wochenlangen Backmeditation fühle ich mich ruhig und gelassen wie Buddha nach drei Monaten unterm Baum der Weisheit.
    Keine Frage, meine Krankheit hat mich zu einem vollkommen anderen Menschen gemacht. Und damit zu einer vollkommen relaxten Mitarbeiterin.
    »Is’ gut, Joe. So ein bis zwei Stündchen am Tag, das müsste machbar sein«, antwortete ich großmütig und fühlte mich wie eine Heldin der Arbeit.
    Ich blöde Kuh.
    Das sagt jedenfalls Daniel, als ich ihm von dem Telefonat erzähle. »Jetzt schimpf mal nicht mit mir, sonst kannst du dich in Zukunft wieder von Mama vom Flughafen abholen lassen«, drohe ich ihm.
    Das sitzt. Beim letzten Mal hat Mama beim Einparken einen Shuttle-Bus gestreift. Lackschaden im gehobenen vierstelligen Bereich und zwei Stunden Gekeife mit der Flughafenpolizei, bis alles geklärt war.
    »Komm schon, reg dich nicht gleich auf. Erzähl lieber mal: Was passiert denn so in Deutschland? Wir kriegen in Mali ja gar nicht alles so richtig mit«, fragt Daniel hastig. Kein sehr origineller Themawechsel, aber immerhin.
    Erleichtert fange ich an, von Knut zu erzählen. Wie schön weiß sein Fell ist, was er inzwischen alles frisst, wie süß er mit seinem Pfleger spielt, wie viele Promis ihn schon im Zoo besucht haben

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