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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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wie kommst du denn auf die Idee?«, beeilt sie sich zu sagen. »Es ist nur: Ich habe neulich mit meinem Heilpraktiker über dich gesprochen. ›Krebs fängt im Kopf an‹, hat er gesagt. Und dann hat er mir ein Buch geliehen, da steht drin, dass Krankheitsbilder immer ungelöste seelische Probleme widerspiegeln. Wer es mit der Bandscheibe hat, der hat sich zu viel aufgeladen, wer Magenprobleme hat, frisst zu viel in sich hinein und so. Alles super einleuchtend, wirklich. Na ja, und da hab ich mir gedacht …«
    Verlegen schaut sie an mir vorbei auf den See. »Also, ich meine, bist du eigentlich noch nie auf den Gedanken gekommen, dass dein Brustkrebs was mit deinem verkorksten Sexlife mit Thomas zu tun hat? Könnte doch sein – du warst so viele Jahre so unglücklich darüber. Neele, du kannst dich doch bestimmt auch daran erinnern, wie Sandra uns damals nach ein paar Gläsern zu viel ihr Herz ausgeschüttet hat. Sag du doch auch mal was!«
    Doch Neele zieht es vor zu schweigen.
    Fassungslos starre ich meine beiden Freundinnen an. Da habe ich mich so auf dieses Wellness-Wochenende gefreut – und was kommt dabei heraus? Ein Zwangsaufenthalt in der Psychokiste.
    Renate hat mich schon vor Wochen gewarnt, dass küchenpsychologisch geschulte Geister im Freundes- und Bekanntenkreis einen gerne mit diesem mitleidigen »Krebs?- Musste-ja-so-kommen-bei-deinen-Problemen«-Gesicht anschauen.
    »Sag immer gleich, es sind die Gene«, hat sie mir damals geraten, »das hält die anderen davon ab, dir tiefschürfende Vorträge über die Gesamtheit deiner seelischen Verwerfungen vom Embryonalstadium bis zur Gegenwart zu halten.«
    »So ein Quatsch, das sind die Gene«, erkläre ich energisch. »Oder vielleicht noch der Alkohol, hat mein Frauenarzt gesagt.«
    Oops, über diese Warnung von Dr. Hameister wollte ich eigentlich weder nachdenken noch reden, da vergeht einem ja gleich jede Freude an Weinen und Spirituosen. Doch Neele und Martina steigen gar nicht erst ein auf dieses unfreiwillige Angebot, statt meines Sexlebens lieber meinen Alkoholkonsum zu diskutieren.
    Und offen gestanden kann ich es ihnen nicht verübeln. Zu genau erinnere ich mich jetzt an diesen verheulten Verzweiflungsanfall, auf den Martina anspielt. Hatte ich total verdrängt, aber jetzt sehe ich wieder alles vor mir.
    Es muss etwa zwei Jahre nach unserer Hochzeit gewesen sein. In diesen zwei Jahren war Thomas’ ohnehin nicht gerade ausgeprägter Sexualtrieb peu à peu versandet.
    Morgens sprang mein Gatte unter Umgehung seiner ehelichen Pflichten in aller Frühe aus dem Bett, um vor der Arbeit noch joggen oder Fahrrad fahren zu können. Abends hing er endlos vorm Fernseher und kam erst ins Bett, wenn ich schon in der zweiten Tiefschlafphase war. Und wenn sich trotzdem rein zufällig – und rein theoretisch – mal die Gelegenheit für ein Schäferstündchen bot, dann hatte er garantiert Kopfschmerzen. Oder er musste plötzlich ganz dringend telefonieren.
    Am Anfang versuchte ich, dieses Problem pragmatisch zu lösen. Zur einschlägigen Weiterbildung las ich Bücher mit Titeln wie So werde ich eine Sexgöttin und Der ultimative Sex – so bringen Sie Ihren Partner um den Verstand . Ich kochte Erotikmenüs mit aphrodisierenden Zutaten, kaufte Spitzenunterwäsche und Sextoys für sie und ihn, ich vertauschte in konspirativer Absicht Thomas’ Lieblings-Heinz-Rühmann- DVD mit einem Porno, ich versuchte es mit selbst gebackenen Haschkeksen zum Nachtisch und der luststeigernden Kräutermischung einer Wunderheilerin aus dem entfernteren Bekanntenkreis meiner Mutter.
    Erfolg: gleich null. Streng genommen sogar deutlich unter null, wenn ich berücksichtige, dass Thomas von meinen Austern in Ingwerschaum heftigen Durchfall bekam und von den Haschkeksen nicht etwa eine stabile Erektion, sondern einen mehrstündigen Lachkrampf.
    In der Folge wich mein fruchtloser Pragmatismus zunächst heftigem Misstrauen und wilden Eifersuchtsanfällen auf sämtliche Frauen in Thomas’ Umgebung, bis hin zu seiner 63-jährigen Fußpflegerin.
    In dieser Phase versuchte ich eine kurze Zeit lang auch, mit handfesten Szenen eine alles erklärende Aussprache zu erzwingen, nach dem Motto: Ich muss nur lange genug auf seiner Potenzschwäche herumhacken, dann wird er mir schon irgendwann sagen, woran es liegt.
    Wenn ich daran denke, wie ich damals getobt habe, schäme ich mich heute noch. »Ich dachte immer, nur Frauen kriegen im Bett Migräne« gehörte noch zu den harmloseren Vorwürfen. Was

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