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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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hinten lehnen, wie er es sonst machen würde, um jeglichen Streit zu vermeiden.
    »Ach, Engel, ich frage mich wirklich, warum du diesen Frankreichtick hast. Statistisch gesehen ist er absolut unvertretbar – weißt du das eigentlich? Die Beschäftigten in der französischen Touristikbranche und Gastronomie gelten als die unfreundlichsten in ganz Europa!«
    »Du immer mit deinen blöden Statistiken. Ich hab da ganz andere Erfahrungen gemacht. Und dann das gute Essen. Die Weine. Diese wunderbaren Landschaften – da findest du doch bestimmt auch ganz viele tolle Sukkulenten, die es in der Schweiz nicht gibt!«, füge ich strategisch geschickt hinzu und komme mir vor wie Miss Machiavelli persönlich.
    »Unsinn! In der südwesteuropäischen Bergwelt ist eine mit der Schweiz vergleichbare Vegetation vorherrschend«, doziert Thomas. Er hat dieses gewisse Etwas in der Stimme, das darauf hindeutet, dass nun ein längerer Vortrag über Sukkulentenbiotope oberhalb von 1.000 Höhenmetern folgen wird. So viel zum Thema strategische Geschicklichkeit.
    »Aber du warst noch nie Frankreich. Als Wissenschaftler müsstest du dir doch wenigstens einmal einen persönlichen Eindruck verschaffen, anstatt einfach nur deine Vorurteile zu pflegen«, schieße ich zurück. Lieber ein Dialog mit Streitpotenzial als ein Monolog über Fettpflanzen.
    »Nein, danke. Mir reicht es schon zu wissen, dass die Franzosen im Jahr 500 Millionen Schnecken verspeisen. Stell dir die nur mal auf einem Haufen vor. Da wird einem ja speiübel. Also wirklich, so was muss ich mir nicht auch noch persönlich angucken. Und überhaupt: Was hast du eigentlich gegen das Engadin? Wo wir da doch immer so glücklich waren!«
    Gut beobachtet. Wobei die Betonung für mich auf »waren« liegt.
    Am Anfang fand ich die Schweiz ja großartig. Alles so aufgeräumt und zuverlässig und sauber. Urige Hotels, wunderbare Wanderwege, köstliche Rösti. Aber aus urig wird spätestens dann öde, wenn man zum zehnten Mal in demselben Zimmer wohnt – Thomas ist da sehr traditionsbewusst –, und selbst die besten Rösti hängen einem irgendwann zum Hals raus.
    Ganz zu schweigen von den Mitgästen. Karierte Hemden, atmungsaktive Multifunktionswanderhosen, patente Kurzhaarfrisuren, immer ein freundliches »Grüezi« auf den Lippen.
    Und in der Regel schreiend langweilig.
    Nicht unbedingt für Thomas, der es glänzend versteht, die Leute am Nachbartisch in leidenschaftliche Diskussionen über die Artenvielfalt der Steinbrechgewächse im unteren Oberengadin zu verwickeln. Aber für mich. Inzwischen überkommt mich glatte Panik bei dem Gedanken daran, dass ich noch in 20 Jahren meinen Jahresurlaub in Zimmer 35 des Kurhotels Bergün verbringen werde.
    »Thomas, Liebling, ich liebe das Engadin – das weißt du doch.« Auf eine Notlüge mehr oder weniger kommt’s in meinem Leben auch nicht mehr an.
    »Aber ich würde so gerne ein bisschen mehr von der Welt sehen. Lass uns doch einmal woanders hinfahren. Bitte. Dann freuen wir uns umso mehr, wenn wir nächstes Jahr wieder die Schönheiten der Schweiz genießen können. Du hast doch selbst gesagt, dass Glück was mit Abwechslung zu tun hat. ›Zwischen Genussfähigkeit und Kontinuität besteht nachweisbar eine negative Korrelation‹, das hast du mir vor ein paar Monaten gesagt – weißt du noch?«
    Ein dreifaches Hoch auf mein Gedächtnis. Und auf seins hoffentlich auch.
    Hastig fahre ich fort: »Als ich das nicht kapiert habe, hast du es mir mit dem Beispiel von der Torte und der Currywurst erklärt. Wer immer nur Torte isst, hat auf Dauer viel weniger Freude daran als jemand, der zwischendurch auch mal Currywurst auf den Tisch bekommt, hast du gesagt. Daran musst du dich doch erinnern!«
    Erwartungsvoll schaue ich Thomas an. Er nickt widerstrebend. Puuhh. Im dritten von drei Sätzen überlegen nach Punkten gewonnen.
    Die nächste Stunde verbringe ich damit, Thomas mit der Behutsamkeit einer Sonderpädagogin zu entlocken, wo er sich denn sonst noch einen Urlaub vorstellen könnte. Die Seychellen, Mexiko und Thailand sind zu meinem Leidwesen aber erwartungsgemäß nicht dabei. Österreich und die italienischen Dolomiten kann ich wegen der räumlichen Nähe zur Schweiz glücklicherweise nach kurzer Diskussion vom Tisch bringen. Aber mehr scheint Thomas beim besten Willen nicht einzufallen.
    Gerade will ich resignieren und mich auch für dieses Jahr in mein Rösti-Schicksal fügen, da murmelt er widerwillig: »Vielleicht La Palma.«
    Ich kann

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