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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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mein Glück kaum fassen. Kanaren, das hätte ich ja nie zu hoffen gewagt! Schon sehe ich Thomas und mich in romantischen kleinen Badebuchten turteln, durch lauschige Fischerörtchen flanieren und bei einem tropischen Cocktail den Sonnenuntergang über dem Atlantik bewundern.
    »Da könnten wir einen richtig schönen Wanderurlaub machen. Der höchste Berg ist immerhin über 2.400 Meter hoch«, sagt er mit sekündlich steigendem Elan. »Und letztes Jahr haben uns doch unsere Tischnachbarn im Hotel erzählt, dass man da mit etwas Glück sogar seltene Sukkulenten aus dem afrikanischen Vegetationsraum finden kann, erinnerst du dich?«
    Ich erinnere mich selbstverständlich kein bisschen. Aber das spielt keine Rolle. Hauptsache, wir fahren überhaupt woandershin. Und wenn ich Thomas erst mal auf La Palma habe, werde ich ihm mit etwas Geschick sicherlich auch ein paar geruhsame Badetage abringen können. Schließlich stand in einer der letzten Ausgaben von Brigitte Woman ein längerer Artikel über die Schönheit von La Palmas Lavastränden. Irgendwo werden da doch bestimmt auch ein paar halbwegs interessante Fettpflanzen vor sich hin wachsen.
    v v v
    »Wussten Sie eigentlich, dass der Buchstabe Q in deutschen Texten nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,02 Prozent vorkommt?«
    »Woher wissen Sie denn so was ?« »Das ist ja interessant!« Mit neu erwachter Begeisterung löffeln die Hochzeitsgäste an unserem Tisch ihre Quarkmousse, ganz so, als ob Thomas ihnen soeben das Geheimnis des ewigen Lebens verkündet hätte.
    Vergnügt zwinkert er mir zu, sichtlich erfreut darüber, dass er mit seinen statistischen Bonmots mal wieder erfolgreich die ganze Tafel unterhält. Wenn er nur genauso spritzig wäre, wenn wir zu zweit zu Hause hocken.
    Verstohlen beobachte ich unsere sechs Tischnachbarn. Trotz einer schier endlosen kirchlichen Hochzeitszeremonie und eines offenbar ebenso endlosen Festessens scheinen sie hellwach zu sein und sich prächtig zu amüsieren. Auf den ersten Blick jedenfalls. Auf den zweiten entdecke ich ein paar untrügliche Anzeichen dafür, dass der eine oder andere sich hinter seiner sorgsam zurechtgelächelten Fassade uferlos anödet. Genau wie ich.
    Die Konversationsthemen werden im Laufe des Tages auch nicht gerade spannender. An unserem Tisch bisher erschöpfend abgehandelt: Braut und Bräutigam, Wetter, aktuelle Filmpremieren, Traditionen (»Ist es angesichts des Hungers in der Welt noch moralisch vertretbar, bei Hochzeiten Reis zu werfen?«), die schönsten Urlaubsziele innerhalb und außerhalb Europas.
    Und natürlich die großen Themen der Generation 40 plus: Cholesterinspiegel, Pulswerte, Nobelrestaurants, Starorthopäden, Espressomaschinen, Gleitsichtbrillen, Kapitalanlagen, Rente.
    Einen Moment lang erwäge ich, spaßeshalber ein etwas prickelnderes Thema in die Debatte zu werfen. Partnertausch. Gruppensex. Die interaktiven Gestaltungsmöglichkeiten des Web 2.0 unter besonderer Berücksichtigung von YouPorn. Meine erotisch unterforderte Sinnenwelt spült mir weitere einschlägige Gesprächsthemen ins Bewusstsein, doch in letzter Sekunde besinne ich mich auf meine gute Kinderstube.
    Die verbietet mir auch, mich über die Rede des Brautvaters auszulassen. »Wenn wir in Afrika wären, müsstest du mir für meine Tochter ganz schön viele Kamele geben«, hat er seinem Schwiegersohn launig zugerufen. Um sodann mit einem fröhlichen »Trainerwechsel!« seine Verantwortung für die Braut in die Hände des hoffnungsvollen Bräutigams zu legen.
    Ein Auftritt von bemerkenswerter Peinlichkeit. Selbst die Brautleute – sie Diplom-Mathematikerin, er Altphilologe, beide Mitte 40 – guckten etwas beklommen zu Boden.
    Genau wie Thomas und ich damals, als sein Vater auf unserer Hochzeit zu fortgeschrittener Stunde seine gesammelten Weisheiten zum Anlass kundtat. »Wie hält man 30 Jahre Ehe aus? – Nicht zuhören und falsche Antworten geben!«, posaunte er ins Mikrofon. Und erklärte später in kleiner Runde mit einem Seitenblick auf seine Frau, in einer Ehe gäbe es nun mal immer einen, der leidet, und einen, der sich langweilt.
    Damals saß Thomas’ Mutter blass und verhärmt neben ihrem Hubert und rührte verlegen in ihrem Kaffee. Ich an Marthas Stelle wäre ja spätestens in dem Moment auf die Damentoilette geflohen, als er Thomas’ Trauzeugen »Ach, wissen Sie, so viele Jahre dasselbe Modell, das hängt einem halt irgendwann zum Hals raus« zuseufzte. Aber sie saß einfach nur still da und schob

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