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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Reinker
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offenbar eigens dafür angefertigten Glaspodest. Es sieht ganz so aus, als habe sie dort den ihr von Anfang an vorherbestimmten Platz gefunden.
    »Wie bist du denn an die Fotos gekommen?« Meine Stimme schwankt hörbar zwischen Staunen und Bewunderung.
    »Der arme Meidner. Er war doch am Dienstag krank. Aber nicht krank genug, um auf die Lieferung seines lang ersehnten Grünthal-Rasenmähers zu verzichten. Das weiß ich, weil ich für ihn den Liefertermin ausmachen musste. Sind so die kleinen Freuden, wenn der Chef einen auch als Privatsekretärin einsetzt. Na ja, jedenfalls hab ich mit Meidners Post in der Nähe seines Hauses gewartet, den Lieferwagen abgepasst – und geklingelt, als der Rasenmäher gerade abgeladen wurde. Übrigens ein Riesenteil. Der Meidner konnte gar nicht anders, er musste mich kurz ins Wohnzimmer bitten, während die Grünthal-Leute ihm im Garten die Technik erklärt haben. Auf persönlichen Wunsch von Doktor Schnurer.«
    Aus Renates Augen lacht der Schalk. »Der Rest war einfach. Wozu hat man schließlich ein Fotohandy?«
    Ich bin platt.
    Wegen meiner Freundin Renate. Und auch wegen Joes Dreistigkeit. Mir wird ganz kalt ums Herz, als ich mir probeweise vorstelle, wie Ferdi Hinterhuber wohl reagiert, wenn er erfährt, dass sein Geschäftsführer seine Einrichtung quasi komplett aus Beständen der Meidner Fair & Event Design GmbH zusammengestellt hat. Von schwarzen Kassen und krummen Deals wie mit dem Rasenmäher mal ganz zu schweigen. Ferdi würde über Joachim Meidner kommen wie ein Apokalyptischer Reiter.
    Nein. Schlimmer.
    Allmählich dämmert mir, dass ich für morgen Nachmittag unterm Strich überraschend gute Karten habe.
    v v v
    »Hey, dressed to kill, was?«, flüstert Manuel mir am Freitagmorgen zu, als ich ins Büro komme. Bewundernd pfeift er durch die Zähne. Er kennt mich nur in Jeans und T-Shirt. Ich habe schließlich schon vor langer Zeit aufgegeben, mich für Joes Saftladen auch noch täglich aufzubrezeln.
    Aber heute ist ein besonderer Tag. Die Mädels haben mir geraten, meine Kleidung entsprechend auszuwählen.
    »Der richtige Look gibt dir Schutz wie eine Ritterrüstung, du wirst sehn«, hat Neele gesagt. Sie muss es wissen, bei all den Gefechten mit Steuersündern und Anwälten, die sie so austrägt.
    Also habe ich mir an ihr ein Beispiel genommen und das kurze rote Kostüm angelegt, das ich mir vor einiger Zeit für besondere Anlässe gekauft habe. Wobei ich damals mehr an rauschende Partys dachte als an Scharmützel mit Zwerg Nase.
    Apropos Zwerg Nase: Zu dem Kostüm trage ich schwarze Lackpumps mit Acht-Zentimeter-Absätzen. Schon aus strategischen Gründen. Was immer Joe mir mitzuteilen hat – er wird zu mir aufschauen müssen.
    Okay, und ich werde zwangsläufig auf die Halbglatze unter seinem fettigen Pferdeschwanz hinunterschauen müssen. Aber das ist es mir wert.
    Joe hat den »Besprechungstermin« mit mir in guter alter Meidnermanier auf 17:00 Uhr gelegt. Vermutlich, damit ich vor dem großen Finale noch ordnungsgemäß einen vollen Arbeitstag absolviere. Den Gefallen tue ich ihm natürlich nicht. Stattdessen bereite ich mich auf meinen Kampfeinsatz vor. Argumentationsketten, Atemübungen, Traubenzucker.
    Um halb fünf verschwinde ich auf der Damentoilette. Mein Make-up komplett erneuern und auf dem Klo ein paar Autosuggestionsübungen machen. Dafür hat mir Martinas Meditationskalender aus gegebenem Anlass den Spruch »Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird« spendiert.
    Als ich um Punkt 17:00 Uhr an Joes Türe klopfe, bin ich trotzdem kurz vorm Herzinfarkt. Fest umklammere ich den Umschlag mit den Fotos und dem Ausdruck der »Blackies«-Dateien. Meine Hirnwindungen sind wie leer gefegt.
    Panik breitet sich in mir aus. »Gib’s auf, Sandra. Du schaffst das nie«, ist das Einzige, was ich denken kann. Schon will ich in Tränen ausbrechen und mit letzter Kraft meinerseits kündigen, nur um mir den Showdown zu ersparen.
    Doch dann sehe ich dieses selbstgefällige Grinsen in Meidners Gesicht und werde auf einmal ganz ruhig.
    »Du wolltest mich sprechen?« Ich drücke das Kreuz durch, strecke die Schultern nach hinten und trete so dicht an Joe heran, dass er den Kopf in den Nacken legen muss, um mich anzuschauen.
    Unbehaglich weicht er zurück und verschanzt sich hinter seinem Schreibtisch. »Setz dich«, sagt er mürrisch. Ich tue ihm den Gefallen. Aus dieser Begegnung werde ich auch im Sitzen als Siegerin hervorgehen, das weiß ich

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