Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
gut aussehenden jungen Mann.
Es scheint mein Schicksal zu sein, hinter Panoramafenstern geheimes Geschehen zu erspähen. Verdammt! Heiße Eifersucht steigt in mir hoch. Wahrscheinlich halten die beiden unterm Tisch schon Händchen.
Alles würde ich jetzt für eins von diesen winzigen Mikrofonen geben, mit denen sich Russen und Amerikaner in diesen Kalter-Krieg-Filmen immer gegenseitig belauschen. Mit so einem Teil könnte ich endlich rauskriegen, was meinen Mann insgeheim umtreibt. Ich müsste die beiden nur kurz vom Tisch weglocken, das Mikrofon im Salzstreuer oder im Blumenväschen verstecken, den Empfänger einschalten, meine Kopfhörer einstöpseln – und schon könnte ich Thomas’ Geheimnis lüften.
Ein großartiger Plan. Allerdings setzt er voraus, dass sie nebenan am Kiosk die erforderliche Hightechausrüstung im Sortiment haben.
Hektisch werfe ich einen Blick hinüber zu der kleinen Bude. Zeitschriften, Postkarten, Kaugummis, Bierseidel und Schneekugeln mit der Frauenkirche drin. Warum zum Teufel verkaufen diese Läden nie das, was die Kundschaft wirklich braucht?
Gut getarnt durch einen Pflanzenkübel, starre ich auf das junge Glück am Tisch wie Bella Block auf ihren Lieblingsverdächtigen. Dann eben Plan B.
Plan B?, kreischt mein Staatsanwalt entsetzt auf. Zum Tisch stürmen und Thomas »Gib endlich zu, dass du schwul bist!« entgegenzuschleudern ist doch kein Plan! Sandra! Bleib stehen!
Zu spät. Innerhalb von Sekundenbruchteilen habe ich die Eingangstür des Restaurants aufgerissen und mich vor Thomas und seinem Begleiter aufgepflanzt.
»Sandra, was machst du denn hier?« Kein Zweifel, Thomas ist unangenehm berührt.
Kein Wunder, du bist auch gerade so liebreizend wie Medusa persönlich!, giftet der Staatsanwalt.
Halt die Klappe!, gifte ich zurück. Das ist ganz klar das schlechte Gewissen! Mit Argusaugen starre ich unter den Tisch, in der Hoffnung, die beiden in flagranti beim Füßeln zu erwischen.
»Äh, Sandra, darf ich dir Robert Grube vorstellen?«, sagt Thomas schließlich mit einem Unterton, den ich eindeutig als Verlegenheit identifiziere. »Ich betreue Herrn Grube im Rahmen unseres Mentoring-Programms. Robert, das ist Sandra, meine Frau.«
»Liebling, das ist aber schön, dass ich endlich den Mann kennenlerne, mit dem du neuerdings deine Zeit verbringst«, flöte ich zuckersüß und küsse ihn auf den Mund. Um mein Revier zu markieren. Gleichzeitig belauere ich diesen Herrn Grube auf Zeichen von Eifersucht.
Zu meinem Bedauern verrät seine Miene nicht, was er denkt. Da werde ich wohl nachlegen müssen.
»Wirklich sehr hübsch, Ihre rosa Krawatte. Ist das nicht die gleiche, die dieser schwule Nachtklubbesitzer in Ein Käfig voller Narren trägt? Ein wunderbarer Film, wir haben ihn neulich erst wieder angeschaut. Wissen Sie, mein Mann und ich sind sehr tolerant und aufgeschlossen. Was Thomas betrifft, so haben Sie das sicher bereits festgestellt«, sage ich liebenswürdig und schenke Herrn Grube ein Lächeln, das ihn auf der Stelle schockgefrieren lassen müsste.
Den Gefallen tut er mir leider nicht. Er lächelt nur unverbindlich zurück und schaut Thomas an. Der sitzt wie vom Donner gerührt da. Spätestens heute Abend werde ich ihn weichgekocht haben, da bin ich mir jetzt völlig sicher. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
»Herr Grube, Sie müssen uns unbedingt mal mit Ihrer Frau zum Dinner besuchen!«, schlage ich leutselig vor und komme mir vor wie ein besonders cleverer Undercoverermittler. »Was, Sie sind Single? Na, dann kommen Sie doch einfach mit einem Freund! – So, und jetzt will ich nicht länger stören. Euch beiden noch viel Spaß!«, rufe ich im anzüglichsten Tonfall, der mir zur Verfügung steht.
Noch ein leidenschaftlicher Kuss für Thomas, eine elegante Drehung auf meinen dem Anlass unglücklicherweise nicht ganz angemessenen Gummistiefeln – und ich bin wieder weg.
Mann, war das peinlich! , stöhnt mein Staatsanwalt, kaum dass ich wieder auf der Straße stehe. Ach Quatsch, der Zweck heiligt die Mittel!, gebe ich trotzig zurück.
Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass zart der Zweifel in mir keimt. Was, wenn Thomas nun allen erkennbaren Anzeichen zum Trotz doch nicht schwul ist?
Erkennbare Anzeichen, dass ich nicht lache, höhnt der Staatsanwalt. Du hast dich selbst und Thomas bis auf die Knochen blamiert, das ist alles. Herzlichen Glückwunsch zu dieser überaus gelungenen Aktion!
»Euch beiden noch viel Spaß!«, klingt es in
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