Weniger arbeiten, mehr leben
funktioniert dies allerdings völlig reibungslos. Auch wenn es dramatisch klingt: Es gehört Stärke dazu, um fünf den Rechner herunterzufahren, wenn alle anderen noch arbeiten, und es gibt Arbeitspsychologen, die die Loslösung von einer High-Speed-Karriere mit einem Drogenentzug vergleichen.
Gerade für diejenigen, die Downshifting eigentlich am nötigsten hätten – gut ausgebildete Menschen im »besten Karrierealter« – ist es häufig am schwierigsten, sich vom gewohnten (Arbeits-)Leben zu trennen oder davon auch nur in Teilbereichen Abstand zu nehmen. Zu offensichtlich widerspricht dies der landläufigen Meinung, die da lautet: Wer zwischen Ende zwanzig und Mitte vierzig im Job nicht anständig Gas gibt, für den ist der Karriere-Zug abgefahren. Umso schwerer wiegt da natürlich die Entscheidung, sich in diesem Lebensabschnitt für einen völlig andern Weg zu entscheiden, der nichts oder nur wenig mit Arbeit im herkömmlichen Sinne zu tun hat. Insgeheim beschleicht einen vielleicht die Angst, »etwas zu verpassen«. Und tatsächlich ist ein solcher Entschluss natürlich auch mit Einbußen verbunden.
Seien Sie sich dieser möglichen Schwierigkeiten bei allen weiteren Schritten bewusst. Halten Sie sich aber auch vor Augen: Wer eine Full-Speed-Karriere absolviert, verpasst sein Leben.
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Der Tritt auf die Karrierebremse und die Folgen
Der Entschluss zum Downshifting – in welcher Form und Intensität auch immer – ist also das eine. Sich jedoch auch über die anschließenden, persönlichen Konsequenzen klar zu werden, das andere. Und diese Konsequenzen |50| betreffen zunächst einmal den bereits beschriebenen »Entzug« von Ihrer bisherigen Arbeitswelt. Konkret heißt das: Werden Sie mit Ihrer neu gewonnenen Freiheit umgehen können? Oder wird Ihnen vielleicht doch etwas Entscheidendes fehlen, wenn Sie das Büro, Ihre Kollegen und den hektischen, fordernden Arbeitsalltag erst einmal hinter sich gelassen haben? Soviel vorab: Auch wenn das der Fall sein sollte, müssen Sie Ihren Downshifting-Plan nicht gleich im Papierkorb entsorgen; eine Lösung wäre es etwa, die Bremse weniger stark zu ziehen.
Um all diese Aspekte gründlicher zu durchleuchten, finden Sie nachfolgend sieben Statements, mit deren Hilfe Sie Ihre Arbeit und den Stellenwert, den Sie ihr beimessen, bewerten können. Lesen Sie diese Statements wieder aufmerksam durch und fragen Sie sich bei jedem Punkt, inwieweit die jeweilige Aussage auf Sie persönlich zutrifft. Sie werden feststellen, es handelt sich um eine Art Gegenentwurf zu den Fragen, die Sie sich im letzten Kapitel gestellt haben.
Test:
Das Prinzip der Punktevergabe ist das gleiche wie im ersten Kapitel:
Für jedes Statement, das Sie mit »Das trifft voll auf mich zu« beantworten, notieren Sie sich 2 Punkte.
Wenn Sie der Meinung sind, dass die jeweilige Aussage teilweise zutrifft, geben Sie sich 1 Punkt.
Und für jeden Fall, bei dem Sie sagen, »Das kann ich von mir nicht behaupten«, gibt es 0 Punkte.
Aussage
Ihre Punktzahl
Job-Sicherheit: Die Sicherheit einer Festanstellung und eines Unternehmens, in dem Sie sich gut aufgehoben fühlen, bedeutet Ihnen nicht viel. Sie können sich gut vorstellen, etwa auch projektweise für mehrere Firmen zu arbeiten.
Arbeit als Statussymbol: Ihr beruflicher Status und Ihr Platz in der Firma tragen kaum oder nur wenig zu Ihrem Selbstwertgefühl bei. Sie könnten sich ebenso gut vorstellen, Ihre jetzige |51| Stellung durch Erfolge in anderen, außerberuflichen Bereichenzu ersetzen.
Berufliche Gemeinschaft: Sie empfinden das Beisammensein mit Kollegen oder Geschäftspartnern – beispielsweise auch im Rahmen von Geschäftsessen – eher als lästige Verpflichtung denn als angenehme Zerstreuung.
Karriere-Knick: Sie haben keine Angst davor, dass ein Umweg oder Teilzeit-Ausstieg Ihre Karriere beschädigen oder beenden könnte.
Beruf und Freizeit: Wenn Sie die Wahl und die Möglichkeit haben, fliehen Sie schon jetzt vom Berufs- ins Privatleben. Sie haben eine konkrete Vorstellung davon, womit Sie – imFalle eines weniger stark von der Arbeit dominierten Lebens – die entstandenefreie Zeit ausfüllen könnten.
Risikobereitschaft: Der Gedanke an eine neue berufliche Situation, von der Sie nicht hundertprozentig wissen, wie sie ausgeht, spornt Sie eher an, als dass er Sie ängstigt. Sie würden Ihr Vorhaben lieber heute als morgen anpacken und durchziehen.
Optimismus: Die Tatsache, dass es in Ihrem Bekanntenkreis noch niemanden
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