Weniger arbeiten, mehr leben
Familienleben und einen anspruchsvollen, fordernden Job. Aus dieser Theorie, diesem hohen Anspruch erwächst allzu häufig der Druck, das alles tatsächlich auch erreichen zu müssen, um vor der |54| Umwelt nicht wahlweise als Heimchen am Herd oder karrierefixierte Rabenmutter dazustehen. Die folgenden Bedenken sind für Frauen wahrscheinlich:
»Die anderen könnten denken, ich sei zu schwach«: Dahinter steckt die Angst vor Vorwürfen und Ressentiments, man sei als Frau schlicht zu zart, um in einem fordernden Beruf eine steile Karriere durchzustehen.
»Ich verliere meine finanzielle Sicherheit«: Dahinter stecken Bedenken, bei reduzierter Arbeitszeit die finanzielle Unabhängigkeit einzubüßen.
»Ich verliere einen Großteil meiner sozialen Kontakte«: Das umschreibt die Angst vor Isolation und Einsamkeit ohne die regelmäßigen Arbeitszeiten im Büro.
Natürlich gibt es auch bei solchen Bedenken probate Lösungsansätze, die zunächst kurz beschrieben seien.
Der erste Vorbehalt ist mittlerweile genauso antiquiert und überflüssig wie seinerzeit das Argument, Job und Haushalt seien klar zwischen Männern und Frauen zu trennen. Letztlich gilt (natürlich auch für Männer): Warum mit einer einfachen Wahrheit hinter dem Berg halten? Wenn man tatsächlich nicht mehr den Nerv hat, sich in einem zermürbenden Job aufreiben zu lassen, sollte man das auch offen zugeben.
Punkt zwei und drei sind mit ein wenig Planung ebenso schnell aus dem Weg zu räumen. Gerade für die Angst vor Isolation gilt: Das meiste davon dürften Sie ausgleichen, indem Sie mehr Zeit mit Ihren Freunden, Bekannten und Ihrer Familie verbringen. Ergänzen lässt sich dies durch Arbeitsformen, die beispielsweise klar definierte Zeiten in der beruflichen, mithin kollegialen Gemeinschaft enthalten. Und die Angst vor dem Verlust finanzieller Sicherheit und Unabhängigkeit kann Ihnen eine klare Analyse Ihrer persönlichen finanziellen Situation und Zukunft geben.
Je nachdem, wie hartnäckig diese Vorbehalte sich äußern, geht es in letzter Konsequenz schließlich um eine einzige Frage, die Sie sich persönlich |55| stellen müssen. Sie lautet: Okay, es gibt in Zukunft wahrscheinlich weniger Geld, weniger Ruhm im Office und weniger Dinners in Nobelhotels – bin ich bereit, solche Einbußen und das damit verbundene Risiko auf mich zu nehmen?
Dass es dieses Risiko gibt, ist offensichtlich. Nur: Ohne ein gewisses Risiko erreichen Sie nichts.
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Dafür oder dagegen: Downshifting im Kreuzfeuer
Um Ihre Entscheidungsfindung darüber, wohin die Reise künftig für Sie gehen soll, abzuschließen, sollten Sie nun in einem letzten Schritt sämtliche Argumente notieren, die Ihnen zum Thema Downshifting einfallen – sowohl solche die für als auch jene, die gegen diesen Plan sprechen. Bei der Aufstellung aller für Sie wesentlichen Gesichtspunkte können Sie sich an den folgenden Themenkreisen orientieren:
Ihre Job-Zufriedenheit, Job-Sicherheit und Ihr Einkommen,
Ihr Familien-, Sozial- und Freizeitleben,
Ihr persönliches Wohlbefinden, Ihre Zufriedenheit und innere Ausgeglichenheit.
Warum diese Einteilung? Natürlich ist es nicht zwingend erforderlich, genau drei Themenbereiche zu wählen. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass sich unter diesen drei Kernbegriffen die meisten Pro und Kontras zusammenfassen lassen. Welche das sind, ist dabei individuell ganz unterschiedlich. Hier einige Beispiele:
Pro Downshifting
weniger Stress im Beruf – mehr Zeit für sich selbst
mehr Zeit für Familie, Freunde und alle sozialen Kontakte
bessere Möglichkeiten, um (auch außerberufliche) Fort- und Weiterbildungen wahrzunehmen
die Möglichkeit, sich neben dem Beruf einen lang gehegten Traum zu verwirklichen
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Kontra Downshifting
ein niedrigeres Einkommen
Verlust des beruflichen Status und der Sicherheit einer Festanstellung
Verlust von beruflichen Kontakten – eventuell auch von Kontakten und Beziehungen, die auf den ersten Blick wichtig erscheinen
Angst vor der großen inneren Leere, falls sich der Plan als Hirngespinst entpuppen sollte
Häufig – sehr häufig – sind die Pro-Argumente ideeller Natur und betreffen vor allem den Aspekt der verfügbaren Lebenszeit. Die Kontras gelten hingegen überwiegend dem Verlust an finanzieller Sicherheit. Die entscheidende Frage an dieser Stelle lautet: Welche Argumente überwiegen? Und: Welche Hindernisse können eventuell leicht beseitigt werden? Das Handicap, dass Sie ein niedrigeres Einkommen verkraften
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