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Weniger arbeiten, mehr leben

Titel: Weniger arbeiten, mehr leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hajo Neu
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noch vielfältigeren Unwägbarkeiten als heute bedrohte Leben intensiv zu nutzen.
    An dem alten Menschheitstraum vom Leben ohne die Last einer als erdrückend empfundenen Arbeit hat sich bis heute nicht viel geändert. Man könnte sogar so weit gehen zu behaupten, dass die Entwicklung der letzten Jahrzehnte, in denen Beruf und Kontostand für viele Menschen zu den alles dominierenden Fixpunkten wurden, nur die Folge eines historischen Unfalls war. Heute setzt sich zunehmend wieder die Erkenntnis durch, dass Arbeit im Leben nicht alles ist und Geldausgeben kein wirkliches Lebensglück bedeutet. Das Downshifting unserer Tage ist größtenteils eine Sache des Kampfes gegen die Uhr, gegen den modernen Arbeitsethos und gegen die Verlockungen der Werbung und des Konsums |80| . Die moderne Version des Carpe diem ist keine Aufgabe, die zwischen Altar und Acker gelöst werden muss. Die Herausforderer unserer Tage sind Handy, Kreditkarte und E-Mail-Assistent.
    Dass der Wunsch nach mehr Lebenssinn, nach einem weniger stark von Arbeit und Konsumwahn dominierten Leben ein so verbreitetes Phänomen unserer Zeit geworden ist, hängt indes mit einem glücklichen Umstand zusammen: Noch nie waren die Voraussetzungen so günstig, dass sich dieser Wunsch für die meisten Menschen auch verwirklichen lässt. Jeder hat heutzutage eine realistische Perspektive, der persönlichen Entscheidung gegen Arbeitsdruck und für mehr Lebenssinn auch Taten folgen zu lassen. Denn das ist das Wunderbare am Downshifting-Ansatz: Er ist vollkommen flexibel und passt sich perfekt Ihren individuellen Plänen an – ganz gleich, ob es sich um »Teilzeit-Downshifting« oder einen Komplett-Ausstieg mit stark reduzierten Einkünften handelt.
    Und darum geht es in den nächsten Abschnitten: Wie Sie Ihr Leben nicht nur beruflich, sondern auch materiell und damit in letzter Konsequenz ideell von Überflüssigem befreien. Wie Sie den andauernden Versuch, die eigene Existenz durch ein Mehr an materiellen Dingen aufzuwerten, beenden und stattdessen Lebensqualität und Kontrolle zurückgewinnen.

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Sinn und Unsinn des Konsums
    Autos, Häuser, teure Urlaubsreisen – wer im Beruf viel leistet, leistet sich meist auch im Privatleben viel. Das Beispiel vom gut verdienenden Manager, der asketisch lebt und sein Einkommen für schlechte Zeiten oder einen angenehmen Lebensabend beiseite legt, dürfte wohl einer Traumwelt entspringen. Tatsächlich geht ein prestigeträchtiger Job in den allermeisten Fällen mit einem ebenso prestigeträchtigen Lebensstil einher. Die meisten Menschen reden sich dabei gerne ein, dass ihr ausschweifender Konsum eine Art gerechter Ausgleich für das anstrengende und fordernde Berufsleben sei. Das alleine wäre schon schlimm genug. Doch die Wahrheit ist meist noch viel unangenehmer: Luxus ist kein souverän und unabhängig gewählter Ausgleich, sondern vielfach überhaupt erst die Ursache |81| für Stress und Überarbeitung. Denn die unbarmherzige Spirale, in die Power-Shopping und Dauer-Konsum uns treiben, sieht so aus: Mehr Stress im Job bedingt mehr Konsum, um die Belastung durch die Arbeit für kurze Zeit scheinbar zu kompensieren – und um diesen Luxus zu finanzieren, müssen wir noch mehr arbeiten, was wiederum zu noch mehr Stress führt.
    Die Art und Weise, wie wir mit unseren Kreditkarten umgehen, sagt dabei meist viel mehr über uns selbst aus, als wir wahrhaben möchten. Hektik und dauernde berufliche Belastung haben zur Konsequenz, dass wir im Umgang mit Geld Verhaltensweisen an den Tag legen, die fast ausschließlich instinkt-, nicht aber verstandesorientiert sind. Das heißt: In Wahrheit folgen wir nicht unserem freien, kritischen Willen, den wir im Beruf gerne wie einen Schild vor uns hertragen, sondern spontanen Erschöpfungs- und Erregungszuständen. Was das heißt, weiß jeder, der einmal in der Mittagspause gehetzt in einem Reisebüro gesessen und Reisekataloge gewälzt hat. Ob am Nachmittag eine schwierige Kundenpräsentation oder das berüchtigte Abteilungsleiter-Meeting ansteht, irgendwann kommt der Punkt, an dem man zu sich selbst halb rechtfertigend und entschuldigend sagt: »Egal, das gönn ich mir jetzt einfach. Wäre ja noch schöner: Ackern wie ein Pferd und dann auch noch beim Urlaub sparen.« Und schon wieder sind ein paar tausend Euro für eine Reise draufgegangen, die ihren Zweck für einen kurzen Augenblick vielleicht erfüllt. Bei näherer Betrachtung hätte es allerdings auch eine Woche in

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