Weniger arbeiten, mehr leben
Wesentlichen davon ab, wie sehr Sie Ihr derzeitiger Job belastet. Ein »Ohne mich!« in diesem Fall sollte wohl durchdacht sein und ist im Grunde nur akzeptabel, wenn klar definierte Gründe gegen diese Option sprechen. Wenn nämlich Ihre Absicht, Ihr Arbeitsleben zu verändern und Ihr Plan vom Downshifting ganz unmittelbar mit Ihrem derzeitigen Job verbunden sind, wenn also Ihre Unzufriedenheit genau darin Ihre Ursache hat.
Zwei Beispiele: Sie arbeiten als Einkäufer oder Einkäuferin für elektronische Bauteile in der Mobilfunkindustrie – und Sie hassen es. Sie wissen nicht, wie es geschehen konnte, wie Sie so katastrophal auf die schiefe Berufslaufbahn geraten konnten, aber Fakt ist: Sie arbeiten seit zehn Jahren oder noch länger in diesem Job, und Sie hassen es. Sie hassen alles, was mit Einkauf, Elektronik und Handys zu tun hat. Da hilft tatsächlich nur eines: Wechseln Sie nicht nur den Arbeitgeber, sondern möglichst schnell auch den Beruf.
|133| Oder: Sie sind ausgebildete und studierte Grafikdesignerin und arbeiten in einer Werbeagentur, in der Sie ausschließlich, tagaus, tagein billige Kataloge gestalten. Ein weder lukrativer noch ausfüllender Job. Wenn Sie Ihren Chef darauf ansprechen, wie es mit Perspektiven oder Entwicklungsmöglichkeiten aussieht ... sprechen wir besser nicht darüber. Auch hier könnte die einzige Alternative sein: Suchen Sie sich einen neuen Job.
Wenn Sie allerdings sowohl bei Punkt 1 als auch 2 spontan sagen: »Klar! Überhaupt kein Problem!« haben sich eine Menge offene Fragen schon einmal in Rauch aufgelöst.
Leider sieht es jedoch meist bei Punkt 2 – der Bereitschaft des Arbeitgebers – häufig etwas komplizierter aus. Ein Einwand, der von Downshiftern selbst vorgebracht wird, lautet vielfach: »Warum sollte mein altes Unternehmen mich behalten wollen, wenn ich mit dem Gedanken spiele, weniger zu arbeiten?« Die Antwort ist einfach und klingt auf den ersten Blick paradox: Die, die am ehesten bereit sind zu gehen, sind meist auch diejenigen, die das Unternehmen am liebsten halten würde. Nicht immer um jeden Preis, aber häufig genug, wenn die Bedingungen, die der Arbeitnehmer stellt, realistisch sind und sich mit den Zielen der Firma vereinbaren lassen. Denn meist handelt es sich dabei um Mitarbeiter, die über jene Eigenschaften verfügen, welche die Unternehmen sich auch und gerade in Krisenzeiten wünschen: Eigenverantwortung und -initiative, Flexibilität, Veränderungsbereitschaft.
Wenn auch nur der Funke eines guten Willens von der anderen Seiten erkennbar ist, gibt es eine Vielzahl an Mitteln und Wegen, um Ihren Downshifting-Plan zusammen mit dem alten Arbeitgeber zu verwirklichen. Vielleicht haben Sie persönlich Glück und arbeiten in einer Branche, in der flexible Arbeitszeitlösungen längst zum Alltag gehören. Es gibt bereits zahlreiche Unternehmen, die ihren Angestellten häufig auf sehr kreative Weise entgegenkommen, wenn es darum geht, weniger oder anders zu arbeiten. Ganz gleich, ob es sich dabei um so genannte Time-out-Programme handelt oder ob schlichtweg die Möglichkeit geboten wird, per Telework einen Teil des Jobs von zu Hause aus zu erledigen. Diese Unternehmen haben erkannt, dass sie auch die außerberuflichen Perspektiven ihrer Mitarbeiter integrieren und fördern müssen, um gute Leute zu halten, und dass der alte Ansatz, nach dem viel |134| Arbeit gleichzeitig auch die Produktivität steigert, falsch ist. Um es deutlich zu sagen, und um auch Ihnen persönlich gegebenenfalls die Argumentation zu erleichtern: Menschen, denen die Möglichkeit gegeben wird, reduziert und vor allem flexibel zu arbeiten, sind in den allermeisten Fällen zufriedener und produktiver. Downshifting hat also nicht nur positive Effekte für die Mitarbeiter, sondern auch für die Unternehmen.
Wenn Sie jetzt sagen, »Leider habe ich Pech, ich arbeite nicht in solch einer gnadenvollen Branche« – in Kapitel 10 finden Sie Rat und Hilfe, wie Sie sich auf die Suche nach Unternehmen begeben, die Ihren Zielen und Wünschen entsprechen.
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Strategien für den Umgang mit dem Arbeitgeber
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