Wenn Alkohol zum Problem wird
Die üblichen Folgen sind Brechreiz, Schwindel, Atemnot und starkes Herzklopfen, teilweise sogar verbunden mit massiven Todesängsten. Wer Antabus nimmt und im Laufe der nächsten zwei bis drei Tage Alkohol trinkt, riskiert schwere Vergiftungserscheinungen, die eventuell sogar lebensgefährlich sein können. Antabus »bestraft« also das Alkoholtrinken und blockiert es. Aus all diesen Gründen darf Antabus nie ohne Wissen und ohne Einverständnis des Alkoholkranken verabreicht werden. Eine ausschließliche Behandlung mit Antabus ist aber unzureichend und muss durch psychotherapeutische Maßnahmen ergänzt werden. Antabus wird gewöhnlich mindestens mehrere Monate hindurch verabreicht. Es kann im Anschluss da ran abgesetzt werden. In dieser Zeit soll der Betroffene lernen, abstinent zu leben. Antabus ist rezeptpflichtig; die Kosten werden in der Regel von der Krankenkasse erstattet.
Campral (Acamprosat) dämpft den Suchtdruck
Wenn Sie stark rückfallgefährdet sind oder schon häufig Rückfälle hatten, könnte die Einnahme von Campral zusätzlich zur Psychotherapie für Sie möglicherweise hilfreich sein.
1996 ist in Deutschland und in den meisten anderen europäischen Ländern das Medikament Campral (Inhaltsstoff: Acamprosat) als Medikament zur Rückfallprophylaxe bei Alkoholismus eingeführt worden. Die Substanz hat in einer Reihe von klinischen Untersuchungen gezeigt, dass die Rückfallrate geringer war, wenn Patienten begleitend zu psychotherapeutischen Maßnahmen dieses Medikament einnahmen. Nicht alle Studien haben positive Ergebnisse gezeigt, insgesamt ist die Abstinenzrate unter Campral aber höher als bei Einnahme eines sogenannten Scheinmedikaments (Plazebo). Es soll bestimmte alkoholinduzierte Stoffwechselveränderungen imZentralnervensystem beeinflussen und so die Rückfallgefährdung verringern. Einfach ausgedrückt, dämpft das Medikament den Suchtdruck. Campral ist ein sehr sicheres Medikament, Überdosierungen oder Vergiftungsfälle sind praktisch nicht möglich, auch weil die Substanz vom Körper sehr schlecht aufgenommen wird. Bei einem Körpergewicht von über 60 kg, das die meisten Erwachsenen erreichen, wird die Einnahme von 3 × 2 Tabletten pro Tag (insgesamt 1998 mg) als übliche Dosis empfohlen. Häufige Nebenwirkung ist leichter Durchfall, gelegentlich gibt es allergische Reaktionen.
Anders als Antabus führt es bei gleichzeitigem Konsum von Alkohol nicht zu Unverträglichkeitsreaktionen. Bei starker Rückfallgefährdung wird in der Regel eine Behandlung von sechs- bis zwölfmonatiger Dauer empfohlen. Gerade bei Patienten mit starker Rückfallgefährdung und häufigen Rückfällen kann aber eine solche Behandlung eine zusätzliche Chance zur Abstinenz eröffnen. Ein Suchtpotenzial hat Campral nicht. Das Medikament ist rezeptpflichtig, die Kosten werden in der Regel von der Krankenkasse erstattet.
Nemexin (Naltrexon) verhindert die stimmungsaufhellende Wirkung von Alkohol
Nicht in Deutschland und der Schweiz, aber in Österreich ist ein weiteres Medikament zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit zugelassen, der Opioidantagonist Nemexin (Inhaltsstoff: Naltrexon). Naltrexon blockiert die Opioidrezeptoren im Gehirn und damit auch die euphorisierende, stimmungsaufhellende Wirkung von Alkohol. Auch hier kann es bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol nicht zu Vergiftungserscheinungen kommen, an Nebenwirkungen treten unter Naltrexon vor allem gastrointestinale Beschwerden z. B. Übelkeit auf, gelegentlich auch Leberwerterhöhungen. Das Medikament hat sich vor allem in Studien bewährt, in denen gleichzeitig eine Verhaltenstherapie durchgeführt wurde.
Auch die Wirksamkeit von Naltrexon, insbesondere zur Trinkmengenreduktion ist bei Alkoholkranken trotz widersprüchlicher Studienergebnisse insgesamt gut nachgewiesen. Untersucht wird derzeit, ob auch eine Depotspritze von Naltrexon mit mehrwöchiger Dauer erfolgreich sein könnte. Die übliche Dosis von Naltrexon beträgt 1 Tablette pro Tag (50 mg).
Meine Meinung
Häufig erhalten Betroffene zu viele Psychopharmaka
Die klinische Erfahrung zeigt, dass bei Alkoholabhängigen oft und meist ohne jeden Grund viele andere Psychopharmaka eingesetzt werden, häufig aus dem hilflosen Versuch heraus, dadurch etwas am Alkoholkonsum zu ändern. In den meisten Fällen ist die Behandlung mit Psychopharmaka nicht sehr hilfreich, vielfach sogar schädlich, zumal deren Wirkung bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol oftmals verstärkt werden kann und
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