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Wenn alle anderen schlafen

Wenn alle anderen schlafen

Titel: Wenn alle anderen schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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San Francisco
General. Sie hat mir mitgeteilt, du seist angeschossen worden.«
    Großer Gott!
    »Pa, wo bist du?« Mein Vater
und seine Freundin Nancy Sullivan verbrachten einen guten Teil des Jahres
damit, mit seinem Airstream-Wohnwagen herumzureisen.
    »Hier in San Diego. Wir machen
gerade Zwischenstation.«
    Die nicht eingetragene Nummer
meines Elternhauses stand auch in meinem Privat-Rolodex.
    Pa fuhr fort: »Die Schwester
hat aufgelegt, ehe ich nachfragen konnte, also habe ich im Krankenhaus
zurückgerufen. Sie sagten, dort seist du nicht eingeliefert worden. Ich dachte,
ich hätte vielleicht den Namen der Klinik falsch verstanden, also habe ich noch
ein paar andere angerufen. Dann ist Nancy zum Glück auf die Idee gekommen, in
deinem Büro nachzufragen. Die Schießerei war also nicht so schlimm?«
    »Es gab keine Schießerei.« Ich
hielt mich an meiner Schreibtischkante fest und spürte, wie mir der kalte
Schweiß ausbrach. »Moment mal, Pa.«
    Sauerstoff ein, Kohlendioxid
aus. Frische Luft ein, giftige Luft aus.
    Das war eine
Streßmanagement-Technik, die mir eine Freundin beigebracht hatte, und sie
funktionierte zum Glück.
    »Shari?«
    »Hier. Hör zu, Pa, da ist so
eine Frau, die mir Ärger zu machen versucht. Die Telefonnummern der ganzen
Familie sind ihr in die Hände gefallen, und ich fürchte, sie hat diese Show bei
allen abgezogen.«
    »Aber warum —«
    »Ich kann jetzt nicht drüber
reden. Tust du mir einen Gefallen? Ruf die anderen an. Sag ihnen, ich bin okay,
und sie sollen ,so was in Zukunft einfach ignorieren.«
    »Ich werde deine Geschwister
anrufen, aber nicht deine Mutter. Wenn diese Frau ihr dieselbe Story
aufgetischt hat, dann wird sie toben wie so ein... Wie heißt das noch mal,
Nan?«
    Im Hintergrund sagte Nancy:
»Berserker.«
    »Genau. Wie ein Berserker. Auf
dieser Kreuzfahrt im Dezember waren wir nämlich in einem Vortrag über
skandinavische Mythen, und jetzt weiß ich endlich die richtige Bezeichnung für
deine Mutter, wenn sie wieder mal in Fahrt ist.«
    Ich stützte den Kopf in die
Hand und sagte: »Dann bitte Nan, die Berserkerin anzurufen. Oder du sprichst
mit Melvin.« Melvin Hunt war der Lebensgefährte meiner Mutter.
    »Ich spreche nicht mit dem
Mann, der mir die Frau weggenommen hat. Und ich sehe nicht ein, wieso Nancy
sich dem aussetzen —«
    »Gib sie mir bitte.«
    »Wieso Nancy sich dem aussetzen
sollte, mit einer —«
    »Pa — bitte!«
    Es war nur eine Sache von Minuten,
bis sich Nancy — Strickerin scheußlicher Pullover, Bäckerin köstlicher Kuchen
und Anwärterin auf den Heiligenstatus, da sie es mit meinem Vater aushielt —
bereit erklärt hatte, diese jüngste McConesche Familienkrise zu managen. Ein
Glück, denn als ich wieder auflegte, hatte Ted bereits Botschaften meiner
Geschwister John, Joey, Charlene und Patsy vor mir gestapelt.
    Ich fegte sie beiseite, legte
den Kopf auf den Schreibtisch und begann wieder mit meiner
Frische-Luft-ein-giftige-Luft-aus-Übung.
     
    Um halb fünf rief mich jemand
vom Kundenservice von Crate & Barrel zurück, um mir auf meine Anfrage
vom Vormittag hin mitzuteilen, von welchem Telefonanschluß aus die Bestellung
über ein Gedeck meines Tafelbestecks aufgegeben worden war. Es war die Nummer
meines eigenen Handys.
    Unmöglich! Oder? Ich rannte zum
Garderobenständer hinüber, guckte in meine Handtasche. Da lag das Handy. Aber
wie...? Mick würde es vielleicht wissen.
    Ich rannte in sein Büro und
erklärte ihm die Sachlage, ohne zu erwähnen, daß ich die Betroffene war. »Wie
kann meiner Klientin so was passieren?«
    Er lächelte breit und bedeutete
mir, auf einer der immer noch unausgepackten Umzugskisten Platz zu nehmen. Ich
ließ mich daraufplumpsen, fühlte mich schlapp und verwirrt.
    »Okay«, sagte er. »Das Handy
war die ganze Zeit im Besitz deiner Klientin?«
    »Ja.«
    »Und wie oft hat sie’s in
letzter Zeit benutzt?«
    »Keine Ahnung, öfters.«
    »Wie oft pro Tag, im Schnitt?«
    »Ich... hat sie nicht gesagt.
Zehnmal vielleicht?«
    »Das würde reichen. Mir scheint
ziemlich offensichtlich, daß es geklont wurde.«
    »Geklont? Das Handy? Ich
dachte, das macht man mit Schafen?«
    Mick seufzte theatralisch, wie
so oft, wenn er sich mit dem konfrontiert sah, was er meine Dinosaurierhaftigkeit
nannte. »Das läuft so: Kriminelle benutzen Funkscanner, um an deine Handynummer
und die Elektronik-Seriennummer zu kommen. Die programmieren sie dann auf einen
Mikrochip, durch den sich jedes x-beliebige Handy für das

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