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Wenn alle anderen schlafen

Wenn alle anderen schlafen

Titel: Wenn alle anderen schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Handy piepte.
    »Na, wie waren wir?«
    »Sehr überzeugend. Jetzt
brauchen wir nur noch zu warten.«
    Wir harrten der bevorstehenden
Show. Es dauerte nur eine Viertelstunde, bis ein ockerfarbener BMW am Bordstein
hielt und eine andere Blondine — nicht minder attraktiv, aber ein paar Jährchen
älter — ausstieg. Sie eilte zu dem Haus und schloß die Tür auf.
    Jeffrey Stoddards Verlobte
hatte auf den anonymen Anrufer gehört, der behauptete, Detektiv zu sein und
Stoddard im Auftrag eines nicht näher genannten Bankinstituts zu beobachten.
Der Mann hatte erklärt, er sei da auf etwas gestoßen, was potentiell einen
erheblichen Schaden für sie bedeuten könne, und sie solle unbedingt so bald wie
möglich nach Hause zurückkehren.
    Ein Jammer, daß wir nach dieser
sorgfältigen Inszenierung den Ausgang des Dramas nicht miterleben konnten. Die
Verlobte betrat soeben eine partiell leergeräumte Wohnung, und ich bezweifelte,
daß Stoddard irgendeine Erklärung parat hatte, die sie nicht mißtrauisch machen
würde. Anrufe bei der Bank und beim Investmentberater würden folgen, und danach
würde sich unsere Klientin, um mit Keim zu sprechen, so klein fühlen wie ein
Stück Kernseife nach einem langen Waschtag.
    Das Ermittlungsbüro McCone
würde vermutlich die Unkosten in dieser Sache nie wieder hereinkriegen, aber
das war mir im Moment egal. Dieses Nachmittagsunternehmen war so befriedigend
und zerstreuend gewesen, daß ich kaum einen Gedanken an Hys Schweigen oder an
»diese Frau« verausgabt hatte.
     
    Natürlich war die
Erholungspause nur von kurzer Dauer.
    Als ich mich dem Piergebäude
näherte, sah ich zwei Streifenwagen vor dem Eingang stehen. Ich gab Gas,
wendete auf der Kreuzung Brannan-Embarcadero und fuhr auf der inneren Spur nach
Norden, so schnell, daß ich beinahe Hank übersehen hätte, der in zweiter Reihe
hinter einem vor Red’s Java House parkenden Laster stand. Er fuchtelte wild.
Ich hielt an und ließ das Beifahrerfenster hinunter.
    Hank stieg ohne jede Erklärung
ein. »Fahr weiter«, befahl er. »Was —«
    »Fahr! Halt nicht am
Piergebäude!« Er blickte grimmig drein.
    Ich tat, wie mir geheißen, und
mein Mund wurde ganz trocken. »Was tun die Cops hier?«
    »Sie haben einen
Durchsuchungsbefehl für dein Büro, deinen Wagen und dein Haus, auf Diebesgut.
Ich habe ihn mir zeigen lassen, sie ein Weilchen hingehalten, aber dann konnte
ich nichts mehr machen. Rae kümmert sich drum; sie paßt schon auf, daß sie
nicht zu weit gehen oder irgendwas beschädigen.«
    »Himmel!« Ich fuhr fast auf ein
Auto auf, das an der Ampel in der Folsom Street hielt. »Was soll ich denn
gestohlen haben?«
    »Fünf überaus wertvolle antike
Münzen, aus der Sammlung eines gewissen Carlton Maxwell. Den Namen hast du
vermutlich schon mal gehört.«
    Carlton Maxwell:
Möchtegern-Künstler, Darling der lokalen High Society — und ein unersättlicher
Casanova. »Gehört schon. Aber ich bin ihm noch nie begegnet.«
    »Ganz sicher?«
    »Ja.«
    »Jetzt links.«
    »Wo fahren wir hin?«
    »In Glenn Solomons Kanzlei.«
    Glenn war einer der
renommiertesten Strafverteidiger des Landes, ein Studienfreund von Hank und
gelegentlicher Klient von mir. »Warum?«
    »Weil mir, nachdem ich den
Durchsuchungsbefehl gelesen hatte, die Geschichte mit dieser Frau eingefallen
ist, die dich verfolgt hat. Du warst in letzter Zeit so nervös, also habe ich
mir gedacht, daß die Sache noch nicht ausgestanden ist. Als die Cops mit der
Durchsuchung angefangen haben, habe ich Glenn angerufen und ihm die Situation
erklärt. Er sagt, du sollst auf keinen Fall mit den Cops reden, ehe er nicht
seine Kontaktleute bei der Staatsanwaltschaft angerufen und genauere
Informationen eingeholt hat. Und er will, daß du so schnell wie möglich in
seine Kanzlei kommst.«
    Hinter uns hupte jemand.
    »Fahr!« sagte Hank.
    Ich würgte das Lenkrad links
herum. Ich zitterte am ganzen Leib, als wäre ich gerade knapp einem schlimmen
Unfall entgangen. »Das ist ein gottverdammter Alptraum!«
    »Das kann ich mir vorstellen,
und es ist Zeit, daß du dich endlich jemandem anvertraust, der in der Lage ist,
etwas dagegen zu tun.«
    Wie oft hatte ich das zu Ted
sagen wollen?
    Ein Wagen schob sich von rechts
aus einer Ausfahrt; ich trat so fest auf die Bremse, daß wir beide in die Gurte
flogen.
    »Shar, jetzt krieg dich wieder
in den Griff!«
    Das einzige, was ich im Griff
hatte, war das Lenkrad. Schwer atmend lehnte ich den Kopf dagegen. Nach einem
Weilchen richtete ich mich

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