Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn alle anderen schlafen

Wenn alle anderen schlafen

Titel: Wenn alle anderen schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
wieder auf und fuhr rechts ran.
    »Fahr du«, erklärte ich Hank.
»Ich will nicht, daß wir beide zwischen hier und Glenns Kanzlei auf der Strecke
bleiben.«
     
     
     

Montag abend
     
    Hank, Glenn Solomon und ich
traten aus dem Gerichtsgebäude in den nebligen Abend hinaus. Glenn, mit
Wohlstandsbauch, Silberhaar und gepflegtem Bart, blieb stehen und winkte uns
dichter heran.
    »Sie denken jetzt vielleicht,
Sie sind aus dem Schlamassel raus«, sagte er zu mir, »und das sind Sie auch,
was Carlton angeht, aber Ihre Probleme sind Sie damit bestimmt nicht los.«
    »Ich weiß. Diese Frau wird
weitermachen und sogar noch einen Zahn zulegen.«
    »Sie sagen es.«
    Die Frau hatte sich in ihrer
Sharon-McCone-Verkleidung am Samstag abend in einem Nachtclub, der einem von
Maxwells Societyfreunden gehörte, an Carlton Maxwell herangemacht. Er hatte den
Rest des Abends mit ihr verbracht und sie dann mit zu sich genommen. Zu Hause
hatte er ihr seine wertvolle Briefmarken- und Münzsammlung gezeigt, und sie war
dageblieben. Am Sonntag morgen hatte sie sich früh davongeschlichen, und erst
gegen Mittag hatte er entdeckt, daß die Münzen — die die Polizei heute
nachmittag in der Seitentasche auf der Fahrerseite meines MG entdeckt hatte —
verschwunden waren. Da in der Zwischenzeit sonst niemand im Haus gewesen war,
war klar, wer sie gestohlen hatte; die Polizei und der Richter, der den
Durchsuchungsbefehl ausgestellt hatte, hatten der Sache besondere Dringlichkeit
zuerkannt. Nachdem Glenn Solomon — ebenfalls kein Fremder in San Franciscos
Honoratioren- und Schickeriakreisen — von der Vorgeschichte der ganzen
Angelegenheit erfahren hatte, hatte er Carlton Maxwell angerufen und ihn
gebeten, sich im Gerichtsgebäude mit uns zu treffen. Dann hatte er den Beamten,
der die Ermittlungen leitete, kontaktiert und ihm erklärt, ich sei willens,
aufs Präsidium zu kommen und auszusagen, wenn die Medien aus der Sache
herausgehalten würden. Und Carlton Maxwells verdutzte Miene, als Glenn uns
einander vorstellte, hatte meine Geschichte bestätigt. Jetzt sagte Glenn:
»Diese Frau ist wild entschlossen. Sie wird nicht aufgeben. Und die Polizei
macht — trotz des ausführlichen Protokolls, das die da drin aufgenommen haben —
Versprechungen, die sie nicht halten kann.«
    »Das ist mir klar.«
    Hank fragte: »Was meinst du,
was sie tun soll?«
    Glenn hob die Arme. »Wenn ich
da ein Rezept hätte, wäre ich reich.« Auf Hanks ironisches Grinsen hin ergänzte
er: »Okay, noch reicher.« Dann wandte er sich an mich. »Hören Sie, meine Liebe.
Sie müssen sich selbst schützen. Sie haben den nötigen Grips, Sie haben die
nötigen Ressourcen — also setzen Sie beides ein, ehe diese Frau Sie
vernichtet.«
    Ich sah in seine aufrichtig
besorgten Augen, dann in Hanks Gesicht. Ja, ich hatte den Grips und die
Ressourcen, einschließlich Freunden und Mitarbeitern, auf die ich mich
verlassen konnte. »Okay«, sagte ich. »Ich werde damit anfangen. Gleich morgen
früh.«
    Heute abend hatte ich noch
etwas Persönliches zu erledigen.
     
    Von meinem Wagen aus rief ich
im Büro an und stellte fest, daß Keim noch dort war. »Gut, daß du anrufst«,
sagte sie. »Da ist eine dringende Botschaft von Ted für dich; er hat sie so um
halb sieben hinterlassen.«
    Jetzt war es nach acht. »Was
hat er gesagt?«
    »Nur, daß er dich dringend
sprechen muß. Du sollst ihn so bald wie möglich anrufen.«
    »Zu Hause?«
    »Ich schätze mal. Er hat keine
Nummer hinterlassen.«
    Ich dankte ihr und wählte die
Nummer von Teds Wohnung, ließ es siebenmal klingeln, ehe ich die Verbindung
unterbrach. Verdammt, warum war sein Anrufbeantworter nicht an? Dann hörte ich
meinen Anrufbeantworter zu Hause ab; dort hatte er ebenfalls angerufen, und
seine Stimme auf dem Band war zittrig: »Shar, ich brauche dringend deine Hilfe.
Bitte ruf mich an, sobald du das hier abhörst.« Die Botschaft war von achtzehn
Uhr fünfunddreißig. Irgend etwas mußte passiert sein, wenn er jetzt endlich beschlossen
hatte, sich an mich zu wenden.
    Ich rief noch mal in seiner
Wohnung an, wartete diesmal zwanzig Klingelzeichen ab. Er mußte weggegangen
sein und vergessen haben, den Anrufbeantworter anzustellen, es sei denn...
    Ich ließ den Motor an und fuhr
in Richtung Tel Hill.
     
    Kein Licht in den Fenstern der
rückwärtigen Wohnung im dritten Stock. Ich benutzte meinen Schlüssel und nahm
immer zwei Treppenstufen auf einmal. Als ich Teds Wohnungstür aufschloß,
empfingen mich Dunkel und

Weitere Kostenlose Bücher