Wenn alle anderen schlafen
konsumieren darf — ,
und obwohl er von seinem Äußeren und seinem Verhalten her älter wirkte, verlangten
doch die meisten Clubs von jedem, der wie unter dreißig aussah, einen Ausweis.
Sein Grinsen verschwand. »Ich
dachte, wir hätten uns auf das Keine-Fragen-keine-Antworten-Prinzip geeinigt,
was unser jeweiliges Privatleben angeht.«
»Nur, weil du versprochen hast,
dich an das Keine-Risiken-keine-Dummheiten-Prinzip zu halten.«
»Das tue ich auch, und dabei
bleibt’s.«
Was vermutlich hieß, daß er
irgendwie an einen extrem guten und vollständigen Satz falscher Dokumente
gekommen war. Ich seufzte und gab es auf, die besorgte Tante zu spielen. Mick
war unter einer ziemlich lockeren elterlichen Obhut aufgewachsen, unter
Bedingungen, die alle Erziehungsexperten schaudern machen würden, aber er hatte
auch die Grundvernunft seiner Eltern geerbt. Er nahm keine Drogen, ich hatte
ihn noch nie betrunken gesehen, und er .war in jeder Hinsicht ein selbständiger
Mensch.
»Okay«, sagte ich, »dann gib
mir zuerst mal eine Übersicht, welche Clubs gerade angesagt sind.«
»Kommt drauf an, was man sucht.
Es gibt vier relevante Gegenden in der City: SoMa, Tenderloin, Mission und
North Beach. Jede hat ihre eigenen Szenen und Clubs.« Er begann, letztere
einzeln zu beschreiben, und zwar so detailliert, daß ich ihn unterbrach, noch
ehe er mit SoMa fertig war.
»Kürzen wir den Prozeß ab. Sagt
dir der Name Russ Auerbach was? Ihm gehört unter anderem der Club Turk.«
Er überlegte kurz. »Ist das der
Typ... ja, der Besitzer des Napoli in North Beach. Klein, lockiges,
braunes Haar, erinnert mich vom Gesicht her immer an ein Backenhörnchen. Spielt
gern den Gastgeber, zirkuliert von Tisch zu Tisch — schmiert von Tisch zu
Tisch, würde Sweet Charlotte sagen. Ich glaube, er hat noch einen Club in der
Mission und das End of the Line in SoMa, aber da gehen wir nie hin. Und
der Schuppen, den du meinst, in Tenderloin — der Club Turk — hat einen
ziemlich komischen Ruf.«
»Inwiefern?«
»Niemand redet genauer drüber,
aber dort verkehren jede Menge Macher- und Geldmachertypen.«
»Komischer Ort für
Leistungsträger.«
»Komischer Ort und Punkt. Wir
halten uns davon fern.«
»Kannst du Auerbach genauer
beschreiben?«
»Na ja, er sieht ziemlich
normal aus. Brille? Nein. Aber er zwinkert immer so, als ob er vielleicht
Kontaktlinsen hätte, die seine Augen reizen. Kein Bart, keine besonderen
Kennzeichen. Kleidung italienisch-lässig, jede Menge Schmuck.«
»Wer?« fragte Keims Stimme.
Mick sah zur Tür. »Na, endlich.
Wir sprechen von Russ Auerbach.«
»Wem?«
»Dem Schmierlappen vom Napoli.«
»Ach, dem. Warum in aller
Welt?« Sie kam herein, hockte sich auf die Armlehne von Micks Drehstuhl und
legte ihm den Arm um die Schultern.
»Genau«, sagte er. »Wieso
interessiert dich der Typ?«
»Eine Nachbarin von D’Silva
sagt, die hat irgendwas mit ihm am Laufen, hängt immer im Club Turk rum.
Fällt euch was ein, wie ich ihn erkennen könnte?«
Keim sagte: »Warum gehst du
nicht einfach in einen von seinen Clubs und fragst nach ihm?«
»Ich möchte ihn gern
beobachten. Vielleicht führt er mich ja zu ihr.«
»Tja, ich weiß nicht, wie du an
ein Foto kommen könntest, jedenfalls heute abend noch, aber... oh, klar!« Sie
sah Mick an. »Weißt du noch, dieser eine Abend letzten Monat, als wir draußen
vor dem Napoli auf Jessie und Matt gewartet haben und Auerbach
ankutschiert kam?«
Er runzelte die Stirn,
schüttelte den Kopf.
»Doch, er fuhr vor. Ich weiß es
noch genau, weil du gerade beim Friseur gewesen warst und die ganze Zeit
gejammert hast, daß dir der Nebel dein teures Haarstyling ruiniert. Na,
jedenfalls, Auerbach überließ seinen Wagen dem Türsteher zum Parken. Ein
schwarzer Porsche — ungefähr dasselbe Baujahr wie der von deinem Dad. Ich habe
das Nummernschild gesehen — RUSS A I.« Mick fuhr sich übers Blondhaar. »Ich
habe nicht wegen meiner Frisur gejammert.«
»O doch, hast du.«
»Danke, Charlotte«, sagte ich.
»Mick, wenn die Clubs aufmachen, würdest du bitte alle vier Auerbach-Schuppen
anrufen und fragen, wann sie heute abend mit ihm rechnen? Und mir dann zu Hause
Bescheid sagen?«
»Klar. Und was machst du in der
Zwischenzeit?«
»Mich auf eine heiße
Ausgehnacht vorbereiten.«
Jetzt verfolgte ich, wie
Auerbach das End of the Line betrat, und stellte mich dann in die
Schlange vor dem Einlaß. Gesprächsfetzen schwirrten um mich herum. Ich entnahm
ihnen, daß die Mehrzahl
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