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Wenn alle anderen schlafen

Wenn alle anderen schlafen

Titel: Wenn alle anderen schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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das?«
    »Stammgast im Napoli. Ein gewisser Jim. Nachnamen weiß ich nicht.«
    »Wenn Sie ihn das nächste Mal
sehen, rufen Sie mich an?«
    »Klar doch.«
    »Danke. Okay, Sie haben mir
jetzt erzählt, was Sie an Lee fasziniert hat. Und was hat sie Ihnen angetan?«
    »Nennen wir’s einen
Vertrauensbruch.«
    »Inwiefern?«
    »Ich kann da nicht näher drauf
eingehen. Da sind noch andere Leute involviert, und, wie schon gesagt, ich
kenne Sie nicht. Und traue Ihnen auch nicht.«
    »In meinem Metier ist
Diskretion ein Muß.«
    »Was Klienten betrifft, ja,
aber ich bin kein Klient von Ihnen.«
    Sie hatte zweifellos gedroht,
ihn wegen des Glücksspielclubs oder irgendwelcher sonstigen illegalen
Aktivitäten anzuzeigen. Und sie hatte wahrscheinlich auch gedroht, seine
Geschäftspartner mit auffliegen zu lassen. Ich mußte genau wissen, was passiert
war, und es gab eine Möglichkeit, das Problem zu beseitigen.
    Ich sagte: »Ich nehme an, Sie
haben einen Hausanwalt.«
    »Rund um die Uhr und rund um’s
Jahr.«
    »Rufen Sie ihn an. Sagen Sie
ihm, er soll mich engagieren, um gehen Lee D’Silva zu ermitteln.«
    »Den Teufel werd ich tun! Ich
habe das selbst geregelt; für mich ist sie Geschichte.«
    »Sorgen Sie dafür, daß er mich
anheuert — für einen Dollar. Den ich Ihnen leihe.« Ich zog einen Dollarschein
aus meinem Täschchen und legte ihn zwischen uns auf den Tisch.
    Ein Grinsen breitete sich
langsam über Auerbachs Gesicht, als er den Dollar an sich nahm. Dann griff er
zum Telefon.
     
    »Ich habe mit dem Schwanz
gedacht«, erklärte mir Auerbach. »Zu Weihnachten habe ich ihr die
Casinomitgliedschaft geschenkt — diese Schließkarte. Sie hatte mitgekriegt, daß
da irgendwas lief, hat mich ständig gelöchert. Also habe ich mir gedacht, soll
das verrückte Ding doch seinen Willen haben. Vielleicht ist sie dann öfter
hier. Und von da an war sie auch viel hier, aber nicht meinetwegen.«
    »Ist sie eine Spielernatur?«
    »Ganz bestimmt nicht.« Er
schüttelte den Kopf. »Ich habe sie nicht ein einziges Mal an den Tischen
gesehen. Sie hat immer nur zugeguckt. Hier kommen viele wichtige Leute her, und
die fand sie interessant. Jedenfalls dachte ich das am Anfang.«
    »Und dann?«
    »Lee bildet sich ein, sie sei
eine Superdetektivin, so eine wie Sie. Ich schätze, das wissen Sie. Aber
verdammich, die Frau arbeitet in einem Laden, der Alarmanlagen installiert,
kann mit einem Computer umgehen — na und? Wenn Sie mich fragen: Die ist nicht
mal in der Lage, ihre eigene Nase im Dunkeln zu ermitteln.«
    Er unterschätzte D’Silva — aber
das hatte ich auch getan. »Erzählen Sie weiter.«
    »Na ja, was sie wirklich hier
gemacht hat — und mit mir gemacht hat — war, Beweise gegen mich und meine
Geschäftspartner zu sammeln. Über die werde ich nichts sagen, außer, daß wir
ein ganz gutes Kooperationsarrangement in verschiedenen lukrativen Gegenden
haben. Und ich habe den Fehler gemacht, Lee davon zu erzählen. Daraufhin hat
sie beschlossen, sich einen Namen zu machen, indem sie uns und unsere
prominenten Gäste auffliegen läßt. Damit ihr Gesicht in die Zeitungen kommt und
sie den Job bei Ihnen auch garantiert kriegt. Sie ist hier rumgeschlichen, in
dieser blöden Verkleidung, auf die niemand reingefallen ist, und hat
fotografiert und Bandaufnahmen gemacht. Schließlich hat jemand gemerkt, was sie
da treibt, und mir einen Tip gegeben.«
    »Diese Verkleidung — wenn ich
es recht verstehe, sah sie mir damit ähnlich?«
    »Richtig. Der Barkeeper — er
ist neu hier und kennt Lee nicht — hat Sie mir beschrieben, als er mich hier
hinten angerufen hat. Ich war mir sicher, daß sie’s war.«
    »Haben Sie sie je gefragt, was
diese Verkleidung sollte?«
    »Klar. Aber sie hat nur gesagt,
sie lebt nun mal gern verschiedene Leben, und das sei eben Teil der Phantasie.«
    »Der Phantasie?«
    Auerbach zuckte die Achseln.
»Mehr hat sie nicht gesagt.«
    »Okay — jemand hat Ihnen also
das mit den Fotos und den Bandaufnahmen hinterbracht. Und was haben Sie getan?«
    »Ich habe meine Wohnung auf
Wanzen absuchen lassen und den Club auch. Man hat welche gefunden, und die
Umstände waren so, daß nur sie sie angebracht haben konnte.«
    »Also haben Sie...?«
    »...sie zur Rede gestellt. Das
Luder hat sogar noch mit all dem geprahlt und gesagt, sie hat Beweise an einem
sicheren Ort und wird damit zur Polizei und zur Staatsanwaltschaft gehen. Da
habe ich sie ausgelacht.«
    »Warum?«
    »Sagen wir mal, an diesen
Punkten hatte ich

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