Wenn alle Schranken fallen
versteckt waren – Dinge, die der Osterhase spät in der Nacht, nachdem Molly eingeschlafen war, bringen würde.
“Ihr beide beeilt euch besser und färbt diese Eier, wenn ihr sie Gordon zeigen wollt. In weniger als einer Stunde kommt er zum Lunch.”
Molly rollte die Eier in den verschiedenen Schälchen mit Lebensmittelfarbe. “Grandma, Lydia und ich werden mein Zimmer neu einrichten. Sie sagt, es wird ein Geburtstagsgeschenk von ihr und Daddy. Außerdem holt sie die Puppensammlung aus ihrem Haus in der Stadt und stellt sie in mein Zimmer.”
Ruth zog eine buschige graue Augenbraue in die Höhe. “Na, das wird ja ein tolles Geschenk, nicht wahr?”
“Mollys Zimmer schien mir der perfekte Ort, um mit dem Dekorieren anzufangen.”
“Nun, da ihr Geburtstag schon im Juni ist, bleiben dir fast vier Monate, um Bens früheres Zimmer in ein Kinderzimmer für Mollys kleinen Bruder zu verwandeln.” Spielerisch fuhr Ruth mit den Fingern durch Mollys schwarze Locken und zerzauste sie.
“Woher weiß der Arzt, dass unser Baby ein Junge ist?”
Das Gebell der Hunde ging dem lauten Klopfen an der Tür voran. Lydia öffnete die Küchentür und sah zur vorderen Veranda. Glenn Haraway stand vor der Fliegengittertür.
“Sie machen heutzutage Tests bei den Müttern”, erklärte Ruth, bevor sie sich an Lydia wandte. “Wer ist es?”
“Glenn Haraway.”
“Weshalb überrascht mich das nicht?” Sie rieb die Hände an der Schürze ab. “Soll ich ihn hereinbitten oder …”
“Nein, ich gehe schon.” Lydia wandte sich an Molly. “Nimm die Eier heraus, und stell sie zum Trocknen in die Becher.”
Lydia war froh, Glenn zu sehen. Zwar telefonierten sie häufig miteinander, und sie sprach mit ihm und Eloise nach den sonntäglichen Gottesdiensten, doch dies war Glenns erster Besuch auf der Farm.
Lydia öffnete die Fliegengittertür. “Komm herein, Glenn. Ist das ein Höflichkeitsbesuch?”
“Ja und nein. Ich wollte schon lange vorbeikommen, war mir aber nicht sicher, was dein neuer Ehemann davon halten würde.”
“Gordon weiß, dass wir seit Jahren Freunde sind.”
“Nun, ich muss etwas Geschäftliches mit Mrs Cameron besprechen. Vielleicht können wir beide anschließend einen Spaziergang machen, und du zeigst mir die Farm.”
“Was für ein Geschäft gibt es zwischen dir und Ruth?”
“Die Zeit läuft mir langsam davon.” Glenn fuhr mit seinem schlanken Finger unter den Kragen seines zugeknöpften Hemdes und lockerte seine Krawatte. “Sie muss ihr Land an der Cotton Row verkaufen, oder Riverton kann das Einkaufszentrum vergessen.”
“Sie wird nicht verkaufen. Wenn es um diese alten Gebäude geht, ist sie mit Blindheit geschlagen.”
“Ich wünschte, ein Tornado würde diese alte Spinnerei dem Erdboden gleichmachen. Vielleicht verkauft sie dann.” Glenn legte Lydia den Arm um die Schultern. “Schau mal, Lydia, da du jetzt ein Mitglied der Familie bist, solltest du versuchen, sie zu überzeugen. Schließlich brauchen die Camerons das Geld dringend. Die Jungs sind bis über beide Ohren verschuldet. Sie müssen einige alte Kredite abzahlen und die Raten für das Darlehen aufbringen, das sie für die Hühnerställe aufgenommen haben.”
“Jeder in der Stadt weiß, wie ich zum Abriss der alten Gebäude an der Cotton Row stehe. Mein Großvater und sein Vater haben die Spinnerei geleitet.” Ruth kam durch den Flur, Molly im Schlepptau. “Mein Vater besaß keinen Cent Bargeld, als er starb, aber er hat mir das Gelände hinterlassen. Es ist alles, was ich von ihm habe, und ich verkaufe es auf keinen Fall, nur damit irgendwelche reichen Leute noch reicher werden.”
“Aber Mrs Cameron …”
“Molly ist mit den Eiern fertig”, unterbrach ihn Ruth. “Sie möchte ihrem Daddy ihr neues Osterkleid zeigen, wenn er zum Lunch kommt.” Sie nahm die Kleine bei der Hand. “Bleib hier und kümmere dich um deinen Gast, Lydia. Ich helfe Molly, all die hübschen Sachen anzuziehen, die du ihr gekauft hast.”
“Ich wette, wenn Daddy sieht, wie hübsch ich aussehe, kommt er morgen mit uns in die Kirche.” Strahlend folgte Molly ihrer Großmutter.
“Du kaufst Kleidung für Camerons Tochter?” Verständnislos schüttelte Glenn den Kopf. “Wenn sie das Grundstück an der Cotton Row verkaufen würden, könnte er die Kleider seiner Tochter selbst bezahlen.”
“Gordon sorgt gut für Molly.” Röte stieg Lydia ins Gesicht. Die Andeutungen ihres Freundes missfielen ihr gründlich. “Aber jetzt ist sie
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