Wenn auch nur fuer einen Tag
zu gefallen scheint. Wow, so langsam lerne ich, wie man unter den Reichen und Schönen überleben kann. Auch Amelie, die unser Gespräch mitverfolgt hat, ist sichtlich zufrieden mit mir, denn ein feines Lächeln umspielt ihren Mund, als sie sich abwendet und verschwindet.
Im nächsten Augenblick sehe ich Lukas mit leicht wirrem Blick aus einem der umliegenden Zimmer kommen und – mir stockt der Atem. Ich freue mich wirklich wahnsinnig, ihn wiederzusehen, aber zugleich bin ich auch schrecklich nervös und irgendetwas beginnt, aufgeregt in meinem Magen herumzuflattern und dort alles durcheinanderzuwirbeln. Ich presse verwirrt eine Hand auf meinen Bauch. Oje, das sind doch nicht etwa … Schmetterlinge? Wenn ja, dann muss gleich ein ganzer Schwarm ausgeschlüpft sein, und zwar von einer Sekunde auf die andere.
Lukas stutzt einen Augenblick, als er mich sieht, und blickt mit leicht gekräuselter Stirn zwischen Noah und mir hin und her. Dann kommt er langsam auf uns zu.
»He, schöne Frisur«, sagt er lächelnd.
»Danke, war zwar ein Unfall, aber ich gewöhn mich langsam dran«, erwidere ich. Pause. Lukas lächelt noch immer und sieht mich dabei unverwandt an. Mein Herz klopft. Laut und heftig. Ich kann es hören, obwohl die Musik mir in den Ohren dröhnt und der Bass nur so aus den Boxen hämmert.
Plötzlich schiebt Noah sein Gesicht zwischen meins und das von Lukas und starrt mich an. »Stimmt, ich wusste, irgendetwas an dir ist anders«, mischt er sich ein und zupft an einer meiner Haarsträhnen herum. »Sieht toll aus, wirklich!«
Ich ignoriere ihn und beäuge Lukas stattdessen übertrieben eindringlich. »Mit deinen Haaren ist aber auch irgendetwas passiert«, sage ich und tu so, als müsse ich angestrengt nachdenken, was es ist. »Sie kommen mir heute besonders blendend vor – strahlender und heller denn je. «
Lukas verzieht den Mund, als hätte er Zahnschmerzen. »Keine weiteren Kommentare bitte«, stöhnt er, dann wendet er sich Noah zu, der ein leicht beleidigtes Gesicht aufgesetzt hat. Es gefällt dem Schönling anscheinend ganz und gar nicht, dass er ausnahmsweise nicht im Mittelpunkt steht und keinen Schimmer hat, wovon wir reden.
»Sag mal, Noah, hast du Tamara vielleicht irgendwo gesehen?«
»Hä?« Noah tippt sich an die Ohren.
Lukas muss seine Frage laut wiederholen, damit Noah sie verstehen kann. Noah – und ich auch. Tamaras Name landet wie ein Sack Zement in meinem Magen und begräbt augenblicklich sämtliche Schmetterlinge unter sich.
»Sie ist ziemlich plötzlich abgehauen«, erwidert Noah, dann zieht er die Augenbrauen vielsagend hoch. »Schien ganz schön angepisst zu sein. Was ist denn in meinem Schlafzimmer passiert? Bist du ihr zu schnell an die Wäsche gegangen? Ich hätte dir gleich sagen können, dass sie das hasst, Kumpel. Sie will die Führung übernehmen.«
Schlafzimmer? Der laute Bass hämmert unangenehm in meinem Kopf. Amelie hat behauptet, Tamara wäre aus Noahs Schlafzimmer gestürmt. Alles klar.
»Quatsch, es ist … überhaupt nichts passiert«, höre ich Lukas antworten, aber für mich klingt er nicht besonders überzeugend. Ich weiß nicht mehr, wohin ich schauen soll, und es ärgert mich maßlos, dass ich überhaupt hergekommen bin. Ich weiß ja selbst nicht, was ich eigentlich erwartet habe. Ich wollte Lukas wiedersehen, ganz klar, aber ohne Tamara. Und ja, vielleicht wollte ich ihm auch beiläufig erzählen, was Noah alles über sie gesagt hat. Aber das kommt mir jetzt albern vor und schrecklich kindisch, denn wenn Lukas nicht schon längst selbst bemerkt hat, was für eine Sorte Mensch Tamara ist, dann ist ihm sowieso nicht mehr zu helfen. Außerdem, was weiß ich denn schon? Vielleicht mögen sich die beiden ja wirklich. Ich sollte endlich aufhören, mich in Angelegenheiten einzumischen, die mich nichts angehen. Und vor allem sollte ich mich nicht ständig meinen unrealistischen Wunschvorstellungen hingeben.
»Jana, willst du etwas trinken?« Noah legt einen Arm um mich, aber ich winde mich heraus. Ich habe keine Lust mehr, das unwissende Wettopfer zu spielen, und es wird höchste Zeit, dass ich ihm das klarmache.
»Nein, Noah, ich bin nur vorbeigekommen, um dir persönlich zu sagen, dass ich keinen Bock auf deine Party habe. Und auch, dass du dich in Zukunft nicht weiter um mich bemühen musst. Es ist verlorene Zeit. Such dir lieber eine andere Dumme, es gibt sicher noch eine Menge davon – ich schätze, allein in diesem Raum. Ach, und sag Lars herzlichen
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