Wenn auch nur fuer einen Tag
Glückwunsch von mir. Er hat die Wette gewonnen.« Damit drehe ich mich um und renne Richtung Fahrstuhl. Ich merke, wie mir die Tränen in die Augen schießen, und wie eine Wahnsinnige drücke ich auf den Knopf.
»Komm schon, du blödes Ding!« Ich will weg, einfach nur so schnell wie möglich weg. Endlich kommt der Fahrstuhl und die Tür vor mir schließt sich langsam wie in Zeitlupe.
Das Letzte, was ich durch den nassen Schleier vor meinen Augen sehe, ist Noah, der herbeistürmt und den Mund aufreißt. Noah, nicht Lukas. Was er mir zuruft, kann ich zum Glück nicht mehr hören.
Lukas
Ich hole meine Jacke aus der Garderobe. Jetzt, wo auch Jana verschwunden ist, sehe ich absolut keinen Grund mehr, noch länger hierzubleiben. Ich habe mich ehrlich gefreut, sie wiederzusehen, und nach dieser Sache mit Tamara war sie der einzige Lichtblick des Abends. Hätte ich doch bloß geahnt, dass sie noch auftaucht … Ich wäre mit Sicherheit gar nicht erst mit Tamara verschwunden. Aber vielleicht war es gar nicht mal schlecht, was passiert ist. Jetzt brauche ich mich nicht länger zu verstellen. Es war höchste Zeit, das Feld zu räumen. Ich hätte meine Fassade sowieso nicht ewig aufrechterhalten können und seltsamerweise habe ich nicht die Spur das Gefühl, etwas verloren zu haben.
Eigentlich will ich am liebsten abhauen, ohne mich zu verabschieden, aber da sehe ich Noah wieder den Raum betreten und direkt auf die Bar zusteuern. Vielleicht sollte ich ihm zum Abschluss noch meine Meinung sagen – so wie Jana, bevor sie eben abgehauen ist. Die Kleine erstaunt mich immer wieder! Wenn es um ihren Stolz geht oder um ihre Haare, dann kann sie ganz schön austeilen.
Gerade, als ich loslegen will, schnappt sich Noah jedoch eine volle Wodkaflasche und setzt sie an, um das Zeug direkt in sich hineinlaufen zu lassen.
»He, langsam, Mann!« Ich nehme ihm die Flasche aus der Hand. »Was geht denn, willst du die Party etwa ohne dich weiterfeiern?« Noah sieht echt fertig aus, wie er über dem Tresen hängt.
»Warst du schon mal so richtig verliebt?«, fragt er mich, wobei er wie eine Comicfigur mit den Augen rollt. »Also, so richtig krass, meine ich!«
Ich runzle die Stirn. Was soll das denn jetzt werden?
»Hm, verknallt trifft es vielleicht eher«, antworte ich, »aber verliebt, so wie in diesen beknackten Hollywoodstreifen … Ich schätze nicht. Ansonsten würde es mir hoffentlich einfallen«, füge ich sarkastisch hinzu. Ich verrate Noah nicht, dass mir, noch während ich diese letzten Worte ausspreche, ausgerechnet Jana in den Sinn kommt. Ich sehe ihre Grübchen vor mir, wenn sie lächelt, und ihre meerblauen Augen. Ich nehme selbst einen ordentlichen Schluck Wodka, um meine Verwirrtheit runterzuspülen.
Noah nickt. »Ja, ja, ja, ich weiß genau, was du meinst. Man vögelt in der Weltgeschichte herum und denkt, das ist alles, was zählt. Aber in Wirklichkeit«, er bohrt seinen Zeigefinger in meine Brust, »in Wirklichkeit bedeutet das alles nichts, rein gar nichts.« Er nimmt die Flasche und setzt sie wieder an.
»Also, wenn ich dich richtig verstehe, bist du verliebt, oder … glaubst, es zu sein?« Ich versuche, hinter den Sinn von Noahs wirrem Gelaber zu kommen.
»Genau, Mann.« Noah grinst breit, sackt dann aber sofort wieder in sich zusammen und setzt eine Trauermiene auf. »Das Problem ist nur … Sie ist es nicht.«
»Wow, okay, und woher weißt du das? Hat sie es dir ins Gesicht geklatscht?«
»N…n…nicht so direkt, aber das spürt man«, lallt Noah, »das spürt man ziemlich deutlich. Weil es nämlich höllisch wehtut, hicks, dadrinnen.« Er legt sich theatralisch die Hand auf die Brust und ich muss mich zusammenreißen, um ernst zu bleiben. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Noah so eine dramatische Ader hat.
»Sie checkt, dass wir alle hier nur miese Heuchler sind, sie ist zu klug, um sich mit einem von uns einzulassen, verstehst du? Sie denkt, wir sind alle scheiße. Und dass ich nur so ’n Frauenheld bin, der jede ins Bett kriegen will. Stimmt ja auch irgendwie … bis jetzt.«
»Aha.« Nun bin ich doch ziemlich neugierig, welche so besondere Frau es in Noahs viel beschäftigtes Herz geschafft hat. Eine leise Ahnung beschleicht mich und mit ihr ein seltsam ungutes Gefühl. »Kann es sein … dass ich sie kenne?«, frage ich stockend.
»Na klar, hicks, du kennst sie«, ruft Noah aus und verschüttet dabei etwas Wodka. »Aber du darfst es nicht weitersagen, okay? Schwör, dass du es niemandem sagst, ich
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